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Veröffentlicht am 09.11.2022 von Onmeda
Unter einer Multiplen Sklerose leidet oft auch die Seele. Depressionen sind ein häufiges Symptom der Nervenerkrankung. Doch mit zunehmenden Lebensjahren schwinden depressive Stimmungen und die Lebensqualität steigt, wie eine neue Studie zeigt.
Multiple Sklerose (MS) richtet Schäden in Gehirn und Rückenmark an. Sie lässt aber auch die Psyche der Betroffenen leiden. Depressionen sind eine der häufigsten Begleiterscheinungen bei MS. Viele Patienten fühlen sich leer, wertlos, empfinden keine Freude und entwickeln Schuldgefühle, weil sie anderen vermeintlich zur Last fallen. Oft suchen Betroffene die Schuld für ihre Krankheitsschübe bei sich selbst.
Eine aktuelle Studie könnte Mut machen: Die depressiven Symptome nehmen mit dem Alter ab und die Lebensqualität verbessert sich. Dies fanden Forscher von der New York University (USA) und der Kessler Foundation heraus, die sich dafür einsetzt, das Leben von Menschen mit Behinderungen zu verbessern.
Da an der vergleichsweise kleinen Studie nur 57 Patientinnen und Patienten mit Multipler Sklerose teilnahmen, ist die Aussagekraft sehr begrenzt – macht aber Hoffnung. Die Teilnehmenden waren zwischen 35 und 65 Jahre alt. Die Forschungsgruppe teilten sie in drei Altersgruppen ein: 35 bis 44, 45 bis 54 und 55 bis 65 Jahre. Das Ausmaß möglicher Depressionen stellten sie anhand des Chicago Multiscale Depression Inventory (CMDI) fest, eines Tests auf depressive Symptome. Die Lebensqualität bestimmten sie mit Hilfe des Tests Multiple Sclerosis Quality of Life, abgekürzt MS QOL-54.
Zwischen den drei Altersgruppen fanden die Forschenden deutliche Unterschiede hinsichtlich der depressiven Symptome und der Lebensqualität. Die Versuchspersonen der ältesten Gruppe berichteten deutlich seltener von Depressionen und gaben im Vergleich zu den jüngeren Studienteilnehmern häufiger an, eine gute Lebensqualität zu haben. "Die Ergebnisse lassen vermuten, dass jüngere MS-Betroffene ein höheres Risiko für Depressionen und eine schlechtere Lebensqualität haben", erklärt Dr. Lauren Strober von der Kessler Foundation.
"Diese Ergebnisse hatten wir nicht erwartet angesichts der körperlichen Einschränkungen, des Fortschreitens der Erkrankung und der neurologischen Schäden, die wir in der alternden MS-Bevölkerung sehen", sagt Strober. Entgegen der Annahme der Forscher sei ein Alterstrend hin zum subjektiven Wohlgefühl festzustellen, der parallel zur Normalbevölkerung verlaufe. "Wenn sich dieser Trend in weiteren Studien bewahrheitet, müssen wir jüngere MS-Betroffene gezielter auf Anzeichen von Depressionen hin untersuchen", so die Wissenschaftlerin.
Eine von dieser Studie unabhängige Auswertung aus dem MS-Register der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) aus dem Jahr 2017 ergab folgendes Bild: In Deutschland leiden 23 Prozent der befragten MS-Patientinnen und Patienten unter Depressionen – also rund acht Prozent mehr als im Durchschnitt der Bevölkerung.
Die Hälfte der Betroffenen nimmt dagegen Medikamente ein, 13 Prozent erhalten keine Medikamente, aber eine Psychotherapie. Mit einer Kombination aus beidem werden 13 Prozent der depressiven MS-Betroffenen behandelt. Bei fast einem Viertel bleibt die Depression untherapiert.
Quellen:
Stern, BZ et al.: Subjective well-being differs with age in multiple sclerosis: A brief report. Rehabilitation Psychology (August 2018)
Online-Informationen der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG): www.dmsg.de (Seitenabruf: 22.11.2018)
*Quelle: www.onmeda.de
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