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Veröffentlicht am 05.03.2018 von trotz ms Redaktion
Nicht immer helfen nicht-medikamentöse Therapien bei MS-typischen Symptomen. Ärzten stehen dann verschiedene Medikamente zur Verfügung, um die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.
Während die verlaufsmodifizierende Therapie darauf abzielt, den Erkrankungsmechanismen der MS entgegenzuwirken und so das Fortschreiten Deiner Erkrankung aufzuhalten, kann die symptomatische Therapie die vielfältigen Symptome der MS behandeln. Denn auch wenn Deine Therapie gut auf Dich abgestimmt ist, können aufgrund der aufgetretenen Schädigungen am Nervensystem vielfältige Beschwerden in unterschiedlichen Bereichen des Körpers bestehen. Die symptomatische MS-Therapie kann diese Beschwerden vermeiden oder zumindest lindern. Dabei stehen zwei Ziele im Vordergrund:
Die Behandlungsmöglichkeiten sind vielfältig. Viele der MS-typischen Symptome lassen sich erfolgreich ohne den Einsatz von Medikamenten behandeln. Zu den nicht-medikamentösen Therapien zählt beispielsweise die Physiotherapie, die bei Beschwerden wie Spastik oder bestimmten Schmerzen wirken kann. Auch der Einsatz von verschiedenen Hilfsmitteln kann helfen: Orthesen bei Gangstörungen oder Kühlwesten bei Fatigue. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, können Ärzte bei bestimmten MS-Symptomen auch verschiedene Medikamente verschreiben.
So unterschiedlich die Symptome bei MS sind, so verschieden sind auch die Medikamente, die für ihre Behandlung zur Verfügung stehen. Die „Multiple Sklerose Therapie Konsensus Gruppe (MSTKG)“ fasst die umfangreichen Erfahrungen zu der Wirksamkeit der Arzneimittel sowie die Ergebnisse von Studien zu Empfehlungen zur symptomatischen Therapie bei Multipler Sklerose zusammen.
Bei folgenden Beschwerden können Medikamente sinnvoll eingesetzt werden:
Verschiedene Faktoren können eine Spastik verschlimmern, wie beispielsweise Stress oder Fieber, aber auch unbequeme Schuhe oder schlecht angepasste Hilfsmittel. Daher gilt es, diese Auslöser zu finden und zu vermeiden. Auch eine regelmäßige und intensive Physiotherapie kann helfen, die Beschwerden zu lindern. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, empfehlen Experten eine Spastik mit sogenannten Antispastika zu behandeln. Diese senken die Muskelspannung und wirken so der Verkrampfung entgegen. Die Dosierung muss meist individuell angepasst werden, damit es nicht zu zusätzlichen Beeinträchtigungen wie zum Beispiel Schläfrigkeit kommt.
Wirkstoffe: Baclofen, Tizanidin, Gabapentin
Auch bei Fatigue stehen nicht-medikamentöse Therapieansätze im Vordergrund denn Medikamente wirken hier selten. Bemerkst Du aber, dass Dich der Erschöpfungszustand zunehmend beeinträchtigt und andere Maßnahmen nicht ausreichen, solltest Du Deinen Arzt darauf ansprechen. In Einzelfällen kann eine medikamentöse Behandlung die Fatigue bessern. Die zur Verfügung stehenden Tabletten wirken antriebssteigernd, die genaue Art der Wirkung bei MS-bedingter Fatigue ist aber nicht bekannt.
Wirkstoffe: Amantadin, Aminopyridine, Pemolin, Modafinil
Gerade in der Zeit nach der Diagnose kann sich bei Betroffenen eine depressive Verstimmung einstellen. Ist Deine Stimmung aber dauerhaft gedrückt und Du fühlst Dich antriebslos oder verzweifelt, können das Anzeichen für eine Depression sein, die Du unbedingt mit Deinem Arzt besprechen solltest. Die Psychotherapie hat sich als Behandlung von Depressionen als besonders wirksam herausgestellt. Bei schweren Formen der Depression werden begleitend zur Psychotherapie Medikamente, sogenannte Antidepressiva, eingesetzt. Diese Tabletten greifen in Stoffwechselvorgänge im Gehirn ein. Bis eine Besserung durch die Medikamente eintritt, kann es jedoch mehrere Wochen dauern.
Wirkstoffe: Fluoxetin, Sertralin, Venlafaxin, Imipramin, Amitriptylin, Desipramin, Moclobemid
Schmerzen bei MS können als direkte oder indirekte Folge der Erkrankung auftreten. Auch die Therapie mit MS-Medikamenten kann zu Schmerzen führen. Wichtig ist, dass Du die Beschwerden mit Deinem Arzt besprichst. Er kann die Ursache und die Art der Schmerzen abklären und die richtige Therapie einleiten. Bei akuten Schmerzen als direkte Folge der MS, beispielsweise einer Augennerv-Entzündung, hilft eine hochdosierte Kortison-Infusion. Chronische schmerzhafte Sensibilitätsstörungen werden dagegen mit Antidepressiva oder Antiepileptika in Tablettenform behandelt. Die Wirkweise dieser Medikamente bei MS-bedingten Schmerzen ist nicht genau geklärt. Indirekte Schmerzen, beispielsweise durch Fehlhaltung, lassen sich gut mit sogenannten nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) behandeln. Diese unterbinden im Körper die Produktion von bestimmten Stoffen, die für die Schmerzempfindung verantwortlich sind. Sie wirken schmerzstillend und entzündungshemmend. Die gleichen Medikamente können auch die grippeähnlichen Beschwerden lindern, die bei einer Interferontherapie auftreten können.
Wirkstoffe: Ibuprofen, Paracetamol, Amitriptylin, Carbamazepin, Gabapentin, Lamotrigin, Morphin
Blasenstörungen können Folgekrankheiten wie häufige Harnwegsinfektionen auslösen und sollten behandelt werden. Reichen nicht-medikamentöse Maßnahmen wie beispielsweise Beckenboden- oder Toilettentraining nicht aus, können verschiedenen Medikamente helfen – sowohl bei der überaktiven als auch bei der unteraktiven Blase. Sogenannte Anticholinergika hemmen einen bestimmten Botenstoff und dämpfen so den überaktiven Blasenmuskel. Sie können in Tablettenform oder als Pflaster angewendet werden. Bei Blasenentleerungstörungen helfen Alphablocker in Tablettenform: Sie führen zu einer Entspannung des Blasenschließmuskels. Bei häufigem Harndrang und Inkontinenz kann Botulinumtoxin in den Muskel gespritzt werden, um diesen zu schwächen.
Wirkstoffe: Anticholinergika, Botulinumtoxin, Alphablocker
Einige MS-Symptome können eine erfüllte Sexualität behindern und sollten zunächst konsequent behandelt werden. Auch Medikamente können die sexuelle Funktion beeinträchtigen und sollten überprüft werden. Hormonpräparate können bei Empfindungsstörungen helfen. Erektionsstörungen (erektile Dysfunktion) können mit sogenannten Phosphodiesterase-Hemmern behandelt werden, die die Durchblutung des Schwellkörpers fördern. Wichtig: Diese Medikamente dürfen nicht bei Kontraindikationen wie beispielsweise einer Herzkrankheit eingenommen werden!
Darüber hinaus kann eine Paartherapie bei der Bewältigung von Konflikten in der Partnerschaft unterstützen.
Wirkstoffe: Sildenafil, Apomorphin, Tibolon
Du siehst, es gibt viele Möglichkeiten, MS-Symptome erfolgreich zu behandeln. Wichtig ist, dass Du Deine Beschwerden offen mit Deinem Arzt besprichst. Nur so könnt Ihr gemeinsam die für Dich passende Therapie finden. Was Du bei den verschiedenen Beschwerden noch für Dich tun kannst, erfährst Du in den Artikeln zu den jeweiligen Symptomen.
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