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Erfahrungsberichte

Mama mit MS: Wie ich Kind, Studium & Alltag wuppe – und trotzdem stille

12 Minuten

Veröffentlicht am 23.07.2025  von  trotz ms Redaktion

Mein Sohn ist mittlerweile ein Jahr alt und ich stille ihn immer noch. Gleichzeitig studiere ich, bin alleinerziehend und lebe mit MS. Wie ich diesen Alltag bewältige, warum gute Planung und Unterstützung entscheidend sind und wie mir eine Therapie mit wenigen Anwendungsterminen im Jahr hilft.

Anika

Wenn alles gleichzeitig passiert: Schwanger mit MS

Kurz vor der Geburt meines Sohnes legte ich hochschwanger noch zwei Prüfungen ab, bevor es losging. Denn mein Sohn kam kurz darauf zur Welt. Die Hitze auf der Station im Krankenhaus hat bei mir das Uhthoff-Phänomen ausgelöst, was bedeutet, dass meine Symptome sich durch Wärme verstärken.

Trotzdem habe ich mein Studium weitergeführt, auch wenn das bedeutete, dass es anstrengend würde. Ich studiere nebenberuflich Medizinpädagogik, bin alleinerziehende Mama mit MS und stille meinen Sohn bis heute. Mein Hauptberuf ist Notfallsanitäterin, doch solange ich stille, darf ich diesen aus Infektionsschutzgründen nicht ausführen.

Es ist oft ein Spagat – zwischen meinem Anspruch, für mein Kind da zu sein und den Anforderungen, die mein Studium mit sich bringt. Aber ich habe für mich beschlossen: Auch wenn es anstrengend ist, gebe ich nicht auf.

Ich möchte langfristig etwas aufbauen – für uns beide.

Als Mama mit MS weißt du, was richtig ist für Dein Kind und Dich

Mein Alltag ist ziemlich bunt und oft unberechenbar. Es gibt Tage, da klappt vieles, aber genauso oft muss ich mich bremsen. Die MS bringt Fatigue mit sich, eine extreme Erschöpfung, die sich nicht einfach „wegschlafen“ lässt. Besonders herausfordernd finde ich es dann, Prioritäten zu setzen. Manchmal frage ich mich: Erledige ich heute Uni-Kram oder ruhe ich mich aus, damit ich morgen überhaupt weitermachen kann?

Dadurch gibt es Tage, an denen ich es nicht mal schaffe, mit meinem Kind rauszugehen. Und obwohl ich weiß, dass das okay ist, habe ich oft ein schlechtes Gewissen. An solchen Tagen spielen wir dann einfach drinnen. Aber als Mama, vor allem als Alleinerziehende, fragt man sich eben manchmal: Reicht das aus? Reiche ich aus?

Was mir hilft: Struktur mit Flexibilität im Familienleben mit MS

Das Wichtigste für mich ist eine gute Planung, aber genauso wichtig ist es, flexibel zu bleiben. Ich nehme mir Dinge vor, aber wenn etwas nicht klappt, dann ist das kein Weltuntergang.

Meine Familie ist mein größter Rückhalt. Vor allem ohne meine Mama und die Unterstützung aus meinem Umfeld könnte ich mein Studium nicht weiterverfolgen. Denn gerade in stressigen Phasen übernehmen meine Eltern zum Beispiel auch mal die Betreuung oder helfen mir im Haushalt – das entlastet mich enorm.

Es sind außerdem oft die kleinen Dinge oder auch einfach mal 10 Minuten für mich, die mir helfen: feste Routinen am Morgen, klare Prioritäten im Alltag und ganz bewusst auch mal nichts tun. Ich habe gelernt, dass nicht jeder Tag gleich gut laufen muss. Was zählt, ist das große Ganze und dass ich am Ende das Gefühl habe, mein Leben trotz MS selbst gestalten zu können.

Flexibilität durch die passende MS-Therapie

Was mir ebenfalls sehr viel Entlastung bringt, ist meine MS-Therapie. Weil es eine hochwirksame Therapie mit langem applikationsfreiem Intervall ist, wird sie nur zweimal im Jahr angewendet.

Meine hochwirksame MS-Therapie gibt mir nicht nur medizinisch Sicherheit, sondern auch den mentalen Freiraum, mich auf das zu konzentrieren, was mir wirklich wichtig ist: mein Kind, mein Studium und ein Stück Alltag, der sich manchmal sogar normal anfühlt.

Stillen mit MS – sicher für Baby und Mama

Mein Sohn ist jetzt ein Jahr alt und ich stille immer noch. Ich habe mich bewusst dafür entschieden, so lange zu stillen, wie es für uns beide passt. Denn das Stillen ist für mich nicht nur eine körperliche Verbindung, es ist auch emotionale Nähe, Beruhigung und Geborgenheit. Gerade nach einem anstrengenden Tag hilft es uns beiden, zur Ruhe zu kommen.

Natürlich hatte auch ich zu Beginn Fragen: Ist das mit MS überhaupt möglich? Was, wenn ich irgendwann wieder mit der Therapie starten möchte? Kann ich überhaupt beides vereinen?

Heute weiß ich: Ja, sicher Stillen mit MS – das geht! Vor allem, wenn man gut ärztlich begleitet wird, auf das eigene Bauchgefühl hört und weiß, dass es inzwischen hochwirksame MS-Therapien gibt, die während der Stillzeit sicher eingesetzt werden können.

Ich bin dankbar, dass ich mein Kind stillen und trotzdem mit meiner MS verantwortungsvoll umgehen kann. Die Verbindung, die dadurch entsteht, bedeutet mir unglaublich viel.

Was mir geholfen hat:

  • Ich habe mich früh mit meinem Behandlungsteam abgestimmt.
  • Ich habe komplett auf Nuckel, Fläschchen & Co. verzichtet, um Saugverwirrung zu vermeiden.
  • Wir haben stattdessen auf offene Becher gesetzt. Das klappt bei uns bis heute super.
  • Brustwarzenpflege war für mich wichtiger, als ich gedacht hätte.
  • Und: Ich persönlich kam ohne Stillkissen besser zurecht, das ist aber total individuell.

Mir ist wichtig zu betonen: Das ist mein persönlicher Weg, keine allgemeingültige Empfehlung. Jede Familie sollte so entscheiden, wie es sich richtig anfühlt und mit dem eigenen neurologischen Behandlungsteam abgestimmt ist.

Du musst als Mama mit MS nicht perfekt sein. Echt reicht.

MS, Mama-Sein und Studium – ja, das ist viel. Und manchmal fühlt es sich einfach nach zu viel an. Aber ich habe gelernt: Ich muss nicht alles perfekt machen. Es reicht, da zu sein. Mich zu kümmern. Und auch mal innezuhalten.

Manchmal reichen kleine Dinge, um wieder Energie zu tanken, ein freundliches Wort, eine gute Tasse Kaffee, ein kurzer Moment für mich selbst.

Ich hoffe, dass mein Einblick dir zeigt: Du bist nicht allein.

Damit Du die Zeit mit Deinem Baby gut versorgt und zuversichtlich genießen kannst: Wertvolle Infos und wissenschaftlich fundierte Antworten zur Stillzeit bei MS findest Du auf www.trotz-ms.de/mama.

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Inhaltlich geprüft: M-DE-00027003

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