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Symptome

Uhthoff-Phänomen: Warum Hitze MS-Patienten zu schaffen macht

7 Minuten

Veröffentlicht am 05.06.2019  von  Onmeda

Extrem heiße Temperaturen können die Beschwerden bei multipler Sklerose verstärken. Was steckt dahinter und was können Patienten dagegen tun?

Ventilatoren vor brauner Hauswand

Der Sommer mit seinen extrem heißen Temperaturen ist zwar vorbei. Zum einen kommt er aber wieder, zum anderen plant der eine oder andere vielleicht einen Urlaub in wärmeren Regionen. Bei hohen Temperaturen sollten Menschen mit multipler Sklerose (MS) vorsichtig sein, denn ihre Beschwerden können sich verschlechtern. Darauf weist das Multiple Sklerose Zentrum Dresden hin, das zum Zentrum für Klinische Neurowissenschaften am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus gehört.

Viele MS-Patienten fühlen sich bei Hitze schlapp, müde und benommen. Auch Fatigue, Seh- und Sensibilitätsstörungen oder motorische Einschränkungen können zunehmen. Manche erleben Lähmungen und Spastiken und sind plötzlich nicht mehr in der Lage, zu gehen. Wichtig zu wissen: Die Verschlechterung der Symptome geht wieder vorüber.

"Pseudoschub": Hitze löst das Uhthoff-Phänomen aus

Der Grund für die Beschwerden liegt in den Folgen der entzündlichen Nervenerkrankung in Gehirn und Rückenmark. Nachdem die Entzündungsherde abgeheilt sind, bilden sich Narben im Bereich der Nervenfasern. "Erhöht sich die Körpertemperatur, können die geschädigten Nervenfasern Informationen schlechter weiterleiten", erklärt Prof. Tjalf Ziemssen, Direktor des Multiple Sklerose Zentrums. Deshalb würden viele MS-Patienten auf Hitze mit einer deutlichen Verschlechterung und Verstärkung ihrer Symptome reagieren.

Ein echter Krankheitsschub sei dies aber nicht, betont MS-Spezialist Ziemssen. Hitze allein löst keinen Schub aus. Vielmehr handele es sich um einen "Pseudoschub", der auch als Uhthoff-Phänomen bekannt sei. Der deutsche Augenarzt Wilhelm Uhthoff beschrieb das Phänomen erstmals, als er bei seinen Patienten eine vorübergehende Abnahme der Sehschärfe nach körperlicher Anstrengung beobachtete. Steigt die Körpertemperatur, etwa aufgrund von Fieber oder einer erhöhten Temperatur in der Umgebung, verstärken sich die Beschwerden. Das Uhthoff-Phänomen erleben laut Ziemssen mehr als 80 Prozent der MS-Patienten.

Abkühlung lässt die Symptome verschwinden

In einer kühleren Umgebung bilden sich die entstandenen Symptome in der Regel wieder zurück – entweder sofort oder spätestens nach 24 Stunden. MS-Patienten können dem Uhthoff-Phänomen mit einigen Maßnahmen selbst vorbeugen:

  • Vermeiden Sie größere körperliche Anstrengung bei heißen Temperaturen.
  • Unbedingt notwendige Tätigkeiten verlegen Sie besser auf den kühleren Abend.
  • Begeben Sie sich nicht in Situationen, die Ihre Körpertemperatur erhöhen könnten. Meiden Sie die pralle Sonne. Gehen Sie in klimatisierte Räume, in den Schatten oder lüften Sie Ihre Zimmer kräftig durch.
  • Schließen Sie bei hohen Außentemperaturen tagsüber die Fenster und verdunkeln Sie die Räume mit Vorhängen oder Rollos.
  • Tragen Sie Kühlkleidung, zum Beispiel Kühlwesten, Kühlhauben oder Kühlstrümpfe. Ansonsten sind im Freien leichte Kleidung und eine Kopfbedeckung empfehlenswert.
  • Alternativ können Sie Ihren Körper abkühlen, indem Sie Ihre Füße und Arme in kaltes Wasser tauchen.
  • Trinken Sie möglichst viel, um einem Flüssigkeitsverlust vorzubeugen. Er würde die Symptome zusätzlich verschlimmern. Das ideale Getränk ist Wasser.

Einige MS-Zentren wie jenes am Uniklinikum Dresden klimatisieren sämtliche Räume für MS-Patienten auf Temperaturen von 20 Grad. Ein hartnäckiger Mythos ist es übrigens, dass Menschen mit multipler Sklerose aufgrund ihrer Hitzeempfindlichkeit nicht in die Sauna gehen dürfen. Als allgemeiner Grundsatz sei dies jedoch nicht richtig, so Ziemssen. Viele MS-Patienten profitieren sogar von einem Saunabesuch.

Quellen:

Pressemitteilung des Universitätsklinikums Carl Gustav Carus: www.uniklinikum-dresden.de (3.8.2018)

Online-Informationen der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG): www.dmsg.de (Abrufdatum: 26.10.2018)

*Quelle: www.onmeda.de

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