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Veröffentlicht am 07.02.2023 von Anna
Im Jahr 2008 habe ich meine Tätigkeit als MS-Nurse begonnen. Damals war die Wahl der MS-Therapie sowohl für Ärztinnen und Ärzte als auch für Nurses und Patienten „einfach“. Denn es gab nicht viel Auswahl – weder an MS-Medikamenten noch an verschiedenen Darreichungsformen.
Alle Medikamente zur „Basistherapie“ mussten gespritzt werden, entweder subkutan oder intramuskulär. Für die „Eskalationstherapie“ gab es nur eine Infusionstherapie. Zum Glück ist das heute anders und wir haben einen gefüllten Strauß Blumen an verschiedenen Medikamenten. Somit kann die Therapie viel besser an den Patienten und seine Bedürfnisse angepasst werden. Denn aufgrund unterschiedlicher Faktoren kommt nicht jeder mit der gleichen Anwendungsform zurecht. Natürlich hat bei der Wahl der MS-Therapie die Zulassung und Wirksamkeit bei der jeweiligen MS-Verlaufsform oberste Priorität. Davon hängt die Wahl des Wirkstoffes ab und das muss von ärztlicher, neurologischer Seite abgewogen werden.
Als erstes möchte ich dir die vier verschieden Anwendungsformen erklären:
Nun möchte ich dir die Vor- und Nachteile der einzelnen Anwendungsformen aus meiner Sicht darlegen. Bitte beachte, dass ich mich nicht auf die einzelnen Präparate/ Wirkstoffe beziehe, sondern versuche, alles sehr neutral und nur auf die Anwendungsform und deren Vor- und Nachteile herunterzubrechen.
Das Medikament wird per (Fertig-)Spritze und ggf. mit Injektionshilfe in das Unterhautfettgewebe gespritzt, indem die Nadel (diese ist sehr dünn und ca. 1 cm kurz) senkrecht in die Haut gestochen wird. Wichtig dabei ist, dass die Nadel wirklich ins Unterhautfettgewebe gelangt, denn sonst erzeugt man unnötige injektionsbedingte Nebenwirkungen wie Hautirritationen.
Mögliche Vorteile der subkutanen Gabe sind zum Beispiel:
Man kann die Spritzen meist selbstständig zu Hause verabreichen; je nach Präparat wird sie aber auch in der Arztpraxis durch Fachpersonal verabreicht
Umgehen des Magen-Darm-Trakts
Mögliche Nachteile:
Das Medikament wird per (Fertig-)Spritze und ggf. mit Injektionshilfe (oder beim Arzt) in den Muskel gespritzt, indem die Nadel (diese ist ca. 3 cm lang) senkrecht in den Muskel gestochen wird. Je nach Spritze muss hier auch aspiriert werden. Das heißt, durch ein kurzes Zurückziehen des Spritzenstempels stellt man sicher, dass keinesfalls in ein Blutgefäß injiziert wird. (für die richtige Technik wende dich bitte an dein Behandlungsteam). Hierfür muss man durch die Oberhaut, die Lederhaut und die Unterhaut stechen, um in den Muskel zu gelangen, deshalb muss die Nadel länger sein.
Mögliche Vorteile der intramuskulären Injektion sind zum Beispiel:
Mögliche Nachteile:
Die Tablette oder Kapsel wird unzerkaut geschluckt – am besten mit einem Glas Wasser.
Mögliche Vorteile einer oralen Einnahme:
Mögliche Nachteile:
Infusionen werden nur in Praxen oder Kliniken verabreicht. Dafür ist die Häufigkeit der Anwendung je nach Präparat geringer, nämlich monatlich oder sogar nur halbjährlich. Und auch eine längere Reise ist mit Infusionen möglich: Ich habe Patienten, die ihre Infusionen bereits in verschiedenen Urlaubsländern bekommen haben.
Mögliche Vorteile einer Infusionstherapie:
Mögliche Nachteile:
Und nicht zu vergessen sind die Vorteile für mich als MS-Nurse bei unseren Patienten in der Praxis: Bei der monatlichen Infusion „muss“ mir der Patient zu jeder 0. Infusion – also 10., 20., 30., 40., … einen Kuchen mitbringen. Und bei der halbjährlichen Infusion ist das bei jeder Infusion „Pflicht“ 😊 – für meine Patienten und mich eine Win-Win- Situation, denn beim gemeinsamen Kuchenessen bleibt uns Zeit uns auszutauschen.
Mach dir eine Pro- und Kontra-Liste. Schreib auf, was für dich wichtig ist: Reist du viel, bist du privat oder beruflich viel unterwegs? Brauchst du eine tägliche/wöchentliche/monatliche Routine oder willst du am liebsten so selten wie möglich an deine Therapie erinnert werden? Informier dich ausgiebig über deinen Neurologen, deine MS-Schwester und über vertrauenswürdige Kanäle. Besprich mit dem Behandlungsteam deine Wünsche und Bedürfnisse an deine Therapie. Gib bei deinem Arzt immer alle Medikamente an, auch Nahrungsergänzungsmittel oder homöopathische sowie pflanzliche Präparate, um Wechselwirkungen auszuschließen.
Ich hoffe, ich konnte dir bei der Wahl deiner Therapie weiterhelfen.
Bis bald, deine Anna
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