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Anna, MS-Schwester, 32 Jahre

Erfahrungsberichte

Fragen und Antworten zum Therapiewechsel bei MS

8 Minuten

Veröffentlicht am 18.11.2020  von  Anna

Therapiewechsel – allein dieses Wort schafft viele Fragezeichen in die Gesichter der Patienten. Jeder Wechsel geht meist mit Unsicherheit und Respekt vor der neuen Therapie und Situation einher. Der persönliche Austausch kann helfen!

Therapiewechsel bei MS

Es ist es sehr wichtig, dass Du Dich gut aufgeklärt fühlst, und alle Deine Fragen rund um die neue Therapie ausreichend beantwortet wurden. Ein Austausch mit Patienten, die die gleiche Therapie erhalten, kann sehr hilfreich sein. Diese Möglichkeit haben Patienten in unserer Praxis, und wir haben dazu schon viele positive Rückmeldungen erhalten.

Ich finde, Du solltest in den Prozess der Entscheidungsfindung zu Deiner neuen Therapie mit eingebunden sein. Du sollst durch ausreichendes Wissen die Fähigkeit erlangen, die eigene Therapie mitzugestalten sowie für Deine Gesundheit die Eigenverantwortung zu übernehmen. So kannst Du möglicherweise die Selbstwirksamkeitserwartung (also die Wahrnehmung des eigenen Einflusses auf bestimmte Lebensbereiche) steigern. Der Therapieerfolg hängt ebenfalls zum Teil von Deiner Überzeugung und Einstellung dazu ab. Nur wenn Du wirklich überzeugt bist und dahinter stehst, kann es in allen Bereichen funktionieren.

Immer, wenn Du irgendwelche Zweifel bezüglich Deiner Therapie oder anderen Themen hast, solltest Du dies zeitnah mit Deinem Neurologen und Deiner MS-Schwester besprechen.

Warum kommt es zu einem Therapiewechsel?

Hierfür gibt es verschiedene Gründe. Die häufigsten sind z. B. Unverträglichkeit / Nebenwirkungen und unzureichende Wirkung oder auch ein Kinderwunsch.

Ziel der Therapie ist es, die Freiheit von Krankheitsaktivität zu erreichen – „NEDA: No evidence of disease activity“. Das bedeutet, es soll bestenfalls keine Schübe und keine Progression geben. Nutzen (Wirkung) und Risiko (im Hinblick auf Nebenwirkungen) sollen im Einklang sein. Deine Lebensqualität sollte durch eine Therapie nicht eingeschränkt werden.

Wie solltest Du an einen Therapiewechsel herangehen?

Als erstes würde ich mir eine Pro- und Contra-Liste anlegen: Positives sowie Negatives, was Dir zu dieser Therapie einfällt, aufschreiben. Wenn man wichtige Dinge durch Aufschreiben visualisiert, fällt eine Entscheidung oft deutlich einfacher. Informationen hierzu hole Dir bitte von offiziellen Seiten, wie zum Beispiel beim Kompetenznetz Multiple Sklerose, Deinem Landes- oder Bundesverband der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft, Multiple Sklerose Portal AMSEL, MS DocBlog oder auch der jeweiligen Seite zu den Patientenbetreuungsprogrammen wie hier bei trotz ms.

Wechsel der verlaufsmodifizierenden Therapie aufgrund Unverträglichkeit / Nebenwirkungen:

  • Mild-moderate Verlaufsformen
    Hier steht oftmals ein Wechsel unter Therapien an, wenn es zu Nebenwirkungen kommt (Probleme an der Einstichstelle der Spritzen, Magen-Darm-Probleme, Flushs, grippeähnliche Symptome usw.).
    Wir haben hier in dieser Stufe einen großen Strauß an Medikamenten zur Verfügung – von Spritzen, die man 3x wöchentlich subkutan, 1x wöchentlich intramuskulär oder 2x monatlich subkutan spritzt, bis hin zu Tabletten für 1x tägliche oder 2x tägliche Einnahme. Meist kann man ohne große Einschränkungen von Produkt A zu B wechseln.
  • (Hoch-)aktive Verlaufsformen
    Hier kommt es oft zum Wechsel unter den Therapien aufgrund von Nebenwirkungen (Leberwerterhöhungen, positiver Test auf JC-Virus, allergische Reaktionen, infusionsbedingte Reaktionen usw.).
    Auch hier haben wir mittlerweile viele Medikamente zur Auswahl: monatliche Infusion, 2x jährliche Infusion, tägliche Tabletteneinnahme, Tabletten oder Infusionen in zwei Behandlungszyklen über zwei Jahre. Einen Überblick über alle zugelassenen Therapie-Optionen findest Du hier.

Wechsel der verlaufsmodifizierenden Therapie aufgrund unzureichender Wirkung:

Du hast regelmäßig eine Therapie für die mild-moderate Verlaufsform durchgeführt – aber es ist trotzdem zu einem Schub gekommen oder die Krankheitsprogression schreitet schleichend voran? Durch diesen Rückschlag wird oft sehr viel infrage gestellt. Viele Patienten haben mir erzählt, dass sich dieser neue Schub ähnlich anfühlt wie damals zur Diagnosestellung. Es gibt keinen Grund dafür, warum es passiert. Wichtig ist: Jetzt nur nicht den Kopf hängen lassen! Jedes Schlechte bringt auch wieder etwas Gutes – Du hast nun die Möglichkeit einer Therapieoptimierung, die viele Vorteile mit sich bringen kann.

Einige Patienten haben Angst vor der Optimierung, weil sie denken: „Danach gibt es ja nichts mehr für mich.“ Das kann man so nicht verallgemeinern – denn man kann innerhalb einer Stufe von Präparat A auf B oder C wechseln. Die Medikamente haben verschiedene Wirkansätze, und so ist für jedes der 1.000 Gesichter der MS etwas dabei.

Es ist immer eine sehr individuelle Entscheidung – aber ich bin mir sicher, Du wirst die für Dich beste Therapie finden!

Bis bald,

Deine Anna

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