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Veröffentlicht am 01.07.2022 von trotz ms Redaktion
Fachleute unterscheiden bei der Behandlung der MS zwischen der „Eskalationsstrategie“ und der sogenannten „Hit hard and early“-Strategie. Was steckt dahinter? Und welche Strategie kann nach aktueller Datenlage das Fortschreiten der MS günstiger beeinflussen? Wir geben Antworten.
Eine MS früh zu behandeln, kann das Fortschreiten der Erkrankung und damit das Auftreten von Beeinträchtigungen verlangsamen.1 Die Initiative „Brain health – Time matters in multiple sclerosis” setzt sich daher schon länger für eine möglichst frühe Diagnose und frühzeitige Therapie der MS ein. Doch sollten dabei bereits zu Beginn hocheffektive MS-Therapien angewendet werden? Und wie unterscheiden sich die Therapiestrategien bei MS eigentlich?
Seit Einführung der ersten hochwirksamen MS-Medikamente stellt sich die medizinische Fachwelt die Frage, ob eine frühe intensive Therapie den MS-Verlauf positiver beeinflussen kann als eine sogenannte „Eskalationsstrategie“. Eskalationsstrategie bedeutet, das ein:e Patient :in zunächst ein moderat wirksames Medikament, eine sogenannte „Basistherapie“, erhält. Schreitet die MS trotz dieser Behandlung fort, wird die Therapie angepasst. Der frühe Einsatz einer hochwirksamen Therapie von Anfang an heißt dagegen „Hit hard and early“-Strategie.
Bei der Eskalationsstrategie möchte man vermeiden, dass Patientinnen oder Patienten ein hochwirksames Medikament erhalten, das sie möglicherweise nicht unbedingt benötigen. Das birgt jedoch das Risiko, dass wertvolle Zeit verstreicht, in der die MS weiter im Stillen fortschreiten kann. Erfolgt die Behandlung dann zu spät, fallen die Behandlungsergebnisse langfristig schlechter aus.1
Die Frage nach der richtigen Behandlungsstrategie bei MS ist nicht endgültig beantwortet. Aber immer mehr Studien deuten darauf hin, dass der frühe Einsatz einer hochwirksamen Therapie von Anfang an das Fortschreiten der MS stärker verlangsamen1 und den Übergang in eine fortschreitende MS (SPMS) länger verzögern kann2 als ein späterer Einsatz.
Auch eine Auswertung des italienischen MS-Registers gibt erneut Hinweise darauf, dass eine frühe Therapie mit hochwirksamen Medikamenten das Fortschreiten der MS stärker bremst als eine Eskalationsstrategie.3 Die Forschenden verglichen die Daten von 730 Patientinnen und Patienten mit schubförmiger MS. Die eine Hälfte erhielt als erste MS-Therapie ein hochwirksames Medikament, die andere Hälfte wurde entsprechend der Eskalationsstrategie behandelt. Diese wechselten im Durchschnitt nach fünf Jahren auf eine hochwirksame Therapie. Die Auswertung der Daten ergab, dass sich der Behinderungsgrad der MS-Betroffenen mit der Eskalationsstrategie deutlich schneller verschlechterte als bei den MS-Betroffenen mit der frühzeitigen hochwirksamen Therapie.
Am Ende ist es jedoch wichtig, dass Deine MS-Therapie zu Dir passt. Besprich Deine Therapie-Optionen mit Deinem Behandlungsteam. Gemeinsam könnt Ihr entscheiden, welche Strategie die richtige für Dich ist. Eine Übersicht aller aktuellen MS-Therapien findest Du hier.
*Quellen:
1. Spelman T et al. JAMA Neurol. 2021;78:1197–1204.
2. Brown JW et al. JAMA. 2019;321:175-187.
3. „Hit hard and early“ bremst MS am stärksten
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