Erfahrungsberichte

Steffis Erfahrungen mit Schlafstörungen und Fatigue bei MS

10 Minuten

Veröffentlicht am 11.10.2023  von  Steffi H.

Kennt Ihr das: Ihr wacht am Morgen auf und fühlt Euch wunderbar erholt? Nein? Ich auch nicht! Was klingt wie ein platter Gag, ist eigentlich (traurige) Realität. In meinen jungen Jahren konnte ich schlafen wie betäubt. Man hätte neben mir einen Luftballon platzen lassen können und ich hätte es nicht gemerkt. Heute sieht das anders aus.

Zwei Liegestühle an einem Seeufer.

Zur Ruhe kommen trotz Trubel

Dieser Zustand ist aber offensichtlich nur meinem jüngeren Ich vorbehalten gewesen. Ich bin mit 21 Jahren recht früh Mutter geworden. Wenn ich heute in meinen grauen Zellen grabe, kann ich mich nicht erinnern, dass sich zu dem Zeitpunkt trotz Baby etwas an meinem Schlafverhalten geändert hätte. Das zweite Mal Mutter geworden bin ich mit 38. Spätestens hier hat sich mein Schlaf merklich verändert. Jedes noch so kleine Piepsen meines Babys habe ich sofort registriert und war hellwach. Das hat sich dann im Laufe der Zeit wieder ein bisschen verändert – aus Babys werden kleine und dann große Kinder und der Mutterinstinkt darf, zumindest in der Nacht, getrost wieder ein bisschen zur Ruhe kommen.

Fatigue bei MS: Wenn Ruhephasen keine Erholung bringen

Blöderweise kam bei mir dann recht zeitnah die Diagnose MS – erstmal schlaftechnisch keine große Sache. Meine Hauptbeschwerden mit der „MisS“, wie ich sie nenne, sind Fatigue und Spastiken, die mich vor allem in den Beinen gerne ärgern. Nach ein paar Jahren musste ich feststellen, dass sich genau diese beiden Dinge doch sehr nachhaltig auch auf meinen Schlaf auswirken.

Zum einen sorgt die Fatigue dafür, dass ich trotz intensiver Bemühungen meinerseits, meine begrenzten Kraftreserven gut einzuteilen, tagsüber immer wieder in einen komatösen Schlaf abgleite. Ich will mich ausruhen, um neue Kraft zu tanken, vielleicht dabei einen Podcast oder ein Hörbuch hören oder ein paar Seiten in einem Buch lesen – ZACK bin ich eingeschlafen. Jeder Mensch, der mit Fatigue zu kämpfen hat, hat bestimmt schon einmal erlebt, dass ein solcher Schlaf alles andere als Erholung bringt. Ich beobachte aber bei mir selbst, dass sich diese Schlafphasen trotzdem auf den nächtlichen Schlaf (oder eben das Nicht-Schlafen) auswirken.

Zum anderen treten die nervigen Spastiken unglaublich gerne ebenfalls genau dann besonders intensiv auf, wenn ich abends zur Ruhe komme. Das hat zur Folge, dass ich entweder ganz schlecht einschlafen kann, da ich immer wieder aus der Einschlafphase geholt werde, wenn es zwickt und zwackt und ich nicht weiß, wie ich mich am besten hinlegen soll,oder aber ich wache mitten in der Nacht deswegen auf.

Dazu kommt dann noch meine hyperaktive Blase, die mich nachts aus den schönsten Träumen holt und rausschickt. Anschließend beginnt dann das Prozedere vom „nicht Einschlafen können, weil ...“ von vorne.

Wenn es hilft, ist es richtig und gut, oder?

Ich hätte jetzt sehr gerne eine Lösung parat, aber leider muss ich an der Stelle passen. Ich probiere seit Jahren verschiedenste Mittelchen aus, aber es gibt nicht DAS Mittel, was mich zurückbeamt in den herrlichen Schlaf meiner Jugend. So bleibt nur, allgemeine Ratschläge zur Schlafhygiene zu beachten und sich zu freuen, wenn doch ab und an mal die eine oder andere Nacht dabei ist, in der man wieder einmal so richtig gut geschlafen hat.

Was mir irrsinnigerweise zumindest beim Einschlafen total hilft, ist den Fernseher einzuschalten und den Sleeptimer auf 20 Minuten zu stellen. Ich bekomme in den seltensten Fällen mit, wie der Fernseher sich automatisch ausschaltet, weil ich schon eingeschlafen bin. Dabei ist es auch egal, WAS da gerade läuft in der “Glotze”. Ich stelle den Ton so ein, dass ich gerade noch so hören kann, was gesprochen wird und irgendwie scheint das bei mir so zu wirken, als ob jemand an meinem Bett sitzt und mir etwas vorliest (also doch wieder so ein Kindheitsding).

Ich stelle mir gerade vor, wie jetzt ganz viele Leser aufschreien und mir entgegenhalten, dass man doch (wegen der guten Schlafhygiene) nichts Elektronisches im Schlafzimmer haben soll. Ja, habe ich auch schon gehört, aber ich kenne mindestens die Aussage eines Mediziners, der sogar dazu geraten hat, bei Einschlafproblemen doch auf Rituale zurückzugreifen und das kann eben auch ein leise vor sich hin blubbernder Fernseher sein.

Mit Symptomen umgehen, die sich nicht umgehen lassen

Die Sache mit dem Durchschlafen können ist wesentlich komplexer. Es gibt sie, diese Nächte, in denen ich durchschlafen kann und offenbar auch in einer Schlafqualität, die mich am Morgen ausgeruht aufwachen lässt. Aber ich muss zugeben, dass sie sehr selten sind und neben den bereits erwähnten Spastiken plus hyperaktiver Blase, die mich gerne quälen, möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen, dass mit Sicherheit auch das Alter eine Rolle spielt. Wir werden alle nicht jünger und Altwerden ist nichts für Feiglinge! Manchmal kann ich nicht mehr wirklich unterscheiden, ob das Zipperlein, was mich gerade piesackt, jetzt von der MS oder vom Alter kommt. Was ich aber mit Sicherheit sagen kann ist, dass man vieles im Leben mit einer guten Portion Gelassenheit und Humor wesentlich besser ertragen kann. Beide Eigenschaften wurden mir nicht in die Wiege gelegt, aber allein sich daran zu erinnern und darum zu bemühen, das hilft schon viel.

In diesem Sinne – bis denne
Eure Steffi

Inhaltlich geprüft: M-DE-00017328

Steffi sitzt an einer Straße auf einem großen Stein

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