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Veröffentlicht am 08.05.2020 von trotz ms Redaktion
Fast ein Drittel der MS-Betroffenen leidet unter Blasenstörungen. Die gute Nachricht: Es gibt verschiedene wirkungsvolle Maßnahmen. Helfen diese nicht, könnte ein Blasenschrittmacher die Lösung sein.
Toiletten- und Beckenbodentraining, Physiotherapie und verschiedene Medikamente – Du hast schon alle Tipps bei Blasenstörungen ausprobiert, leidest aber immer noch unter Harninkontinenz? Dann könnte Dir ein sogenannter Blasenschrittmacher helfen.
Du kannst Dir die Blase wie einen Ballon vorstellen, der sich langsam mit Wasser füllt. Genauso wie der Ballon dehnt sich Deine Blase aus, wenn sie sich mit Urin füllt. Sensoren in der Blase messen diese Dehnung. Ist ein bestimmter Wert erreicht, senden Nerven diese Information ans Gehirn. Du verspürst das Gefühl, zur Toilette zu müssen. Erst wenn Du diese erreicht hast, sendet das Gehirn Reize zu den Muskeln in Blase und Beckenboden und reguliert so die Entleerung der Blase. Wie Du sicher weißt, schädigen die MS-typischen Entzündungen die Fähigkeit von Nerven, Informationen richtig weiterzuleiten. Sind davon die Nervenbahnen betroffen, die von der Blase zum Gehirn oder vom Gehirn zum Blasenmuskel führen, kann es zu sogenannten neurogenen Blasenstörungen kommen.
Bestimmt hast Du schon einmal von einem Herzschrittmacher gehört. Hier regen elektrische Impulse die Herzmuskeln zum Anspannen an, damit das Herz wieder im richtigen Takt schlägt. Der Blasenschrittmacher funktioniert ganz ähnlich: Durch elektrische Impulse wird die fehlerhafte Reizweiterleitung der Nerven im Bereich der Blase und des Beckenbodens reguliert. Dadurch können sich An- und Entspannung der Blase normalisieren.
Hilfe auch bei Stuhlinkontinenz
Die Nerven, die durch den Blasenschrittmacher angesprochen werden, regulieren neben der Blase auch den Enddarm. Dadurch kann der Schrittmacher auch bei Stuhlinkontinenz helfen.
Ein Blasenschrittmacher besteht aus Elektroden und einem kleinen Gerät, dem eigentlichen Schrittmacher. Dieser reguliert als Impulsgeber, wann die Elektroden elektrische Signale an die Nerven weitergeben. Die Therapie verläuft in zwei Schritten: der Testphase und dem endgültigen Einsetzen (Implantation) des Schrittmachers.
In der Testphase wird zunächst geprüft, ob die Behandlung wirkt. Dazu werden zwei dünne Testelektroden über Hohlnadeln zu den Nerven im Beckenboden gebracht. Der Schrittmacher steuert die Elektroden zunächst von außen. Zeigt sich in den folgenden zwei Wochen eine deutliche Besserung der Blasenstörung, können die endgültigen Elektroden eingesetzt werden. Der Schrittmacher wird in das Fettgewebe des Gesäßes implantiert, wo der Betroffene ihn nicht spürt. Die Batterie des Blasenschrittmachers kann von außen aufgeladen werden. Das Einsetzen der Testelektroden sowie die endgültige Implantation erfolgen in kurzen Operationen unter Narkose.
Mit Blasenschrittmacher in die MRT?
Die regelmäßige MRT-Untersuchung ist für MS-Betroffene sehr wichtig. Mittlerweile gibt es Blasenschrittmacher, mit denen die Untersuchung kein Problem mehr ist
Scheu Dich nicht, mit Deinem Arzt über Blasenstörungen zu sprechen. Es gibt viele Möglichkeiten, diese zu behandeln. Du hast schon alles ausprobiert und nichts hat geholfen? Frage Deinen Arzt, ob ein Blasenschrittmacher für Dich infrage kommen könnte.
Inhaltlich geprüft: M-DE-00023063
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