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Grundlagen

MS-Therapie: Frühe Behandlung zahlt sich aus

9 Minuten

Veröffentlicht am 01.07.2022  von  trotz ms Redaktion

Mittlerweile stehen viele MS-Therapien zur Verfügung – von moderat wirksamen zu hochwirksamen MS-Medikamenten. Aber womit sollte die Behandlung beginnen? Daten aus der alltäglichen Praxis legen nahe, dass eine hochwirksame Therapie direkt ab MS-Diagnose bessere Behandlungserfolge erzielt.

Hand hält einen Pfeil mit der Aufschrift Start

Eine MS früh zu behandeln, kann das Fortschreiten der Erkrankung und damit das Auftreten von Beeinträchtigungen verlangsamen.1 Die Initiative „Brain health – Time matters in multiple sclerosis” setzt sich daher schon länger für eine möglichst frühe Diagnose und frühzeitige Therapie der MS ein. Expertinnen und Experten sprechen sich auch dafür aus, direkt ab Diagnose mit einer hochwirksamen Therapie zu beginnen. Solltest Du also bereits zu Beginn mit einer hochwirksamen MS-Therapie starten? Und wie unterscheiden sich die Therapiestrategien bei MS eigentlich?

Therapiestrategien bei MS

Seit Einführung der ersten hochwirksamen MS-Medikamente stellt sich die medizinische Fachwelt die Frage, ob eine frühe intensive Therapie den MS-Verlauf positiver beeinflussen kann. Denn neben der Art und Häufigkeit der Anwendung unterscheiden sich MS-Therapien auch in ihrer Wirkweise. So gibt es moderat wirksame und hochwirksame MS-Medikamente. Früher gab es die Therapiestrategie, dass die Betroffenen zunächst ein moderat wirksames Medikament erhalten. Erst wenn die MS trotz der moderat wirksamen Therapie fortschreitet, wird die Therapie angepasst.1 Heutzutage verfolgen viele Expertinnen und Experten die „Hit hard and early“-Strategie, d. h. den frühen Einsatz von einer hochwirksamen Therapie direkt nach Diagnose.2

Beim Start mit einer moderat wirksamen Therapie möchte man vermeiden, dass Patientinnen oder Patienten ein hochwirksames Medikament erhalten, das sie möglicherweise nicht unbedingt benötigen. Das birgt jedoch das Risiko, dass wertvolle Zeit verstreicht, in der die MS weiter im Stillen bzw. schleichend durch die Progression fortschreitet. Erfolgt die Behandlung des Fortschreitens dann zu spät, fallen die Behandlungsergebnisse langfristig schlechter aus.1-6

Die Frage nach der richtigen Behandlungsstrategie bei MS ist nicht endgültig beantwortet. Aber immer mehr Studien deuten darauf hin, dass der Einsatz einer hochwirksamen Therapie von Anfang an das Fortschreiten der MS stärker verlangsamen kann als ein späterer Einsatz. Das führt dazu, dass mittlerweile ein Umdenken bei der MS-Therapiestrategie stattfindet.

Hit-hard-and-early-Strategie vs. konservative Therapiestrategie

NACH AKTUELLER DATENLAGE KANN EIN FRÜHER START MIT EINER HOCHWIRKSAMEN THERAPIE DIE MS LÄNGER AUFHALTEN.

Behandlungsalltag: Vorteil von früher hochwirksamer MS-Therapie bestätigt

Verschiedene Forschungsgruppen haben sich der Frage angenommen, welche Behandlungsstrategie bei MS die besseren Erfolge erzielen kann. Gemeinsam ist den Studien, dass sie Daten aus nationalen MS-Registern ausgewertet haben. Diese sogenannten Real-World-Daten spiegeln die Langzeiterfahrungen mit MS-Therapien im Behandlungsalltag vieler Betroffener wider.

Eine Auswertung des britischen MS-Registers umfasste rund 600 MS-Betroffene, die zur Erstbehandlung entweder ein moderat wirksames oder ein hochwirksames MS-Medikament erhielten. Die Zunahme der Beeinträchtigungen über fünf Jahre war mit einer hochwirksamen Therapie direkt ab Beginn deutlich geringer als mit einem moderat wirksamen MS-Medikament.3

In einer weiteren Studie verglichen Forschende die Daten aus dem schwedischen mit dem dänischen MS-Register. Das Besondere: Beide Länder verfolgen unterschiedliche nationale Strategien zur MS-Behandlung. Während in Dänemark eher die konservative Therapiestrategie angewendet wird, erhalten Betroffene in Schweden häufiger von Anfang an eine hochwirksame MS-Therapie direkt nach der Diagnose. Ausgewertet wurden die Daten von insgesamt fast 5.000 MS-Betroffenen.

Die Auswertung ergab, dass die schwedische Behandlungsstrategie, früh mit einer hochwirksamen MS-Therapie zu starten, langfristig mit einer deutlich geringeren Zunahme der Beeinträchtigungen einherging als die dänische. Die dänischen MS-Patientinnen und Patienten erreichten früher höhere Werte auf der Expanded Disability Status Scale (EDSS) – also einen höheren Grad der Beeinträchtigungen. Zudem wechselten die Betroffenen in Dänemark häufiger ihre MS-Therapie, hauptsächlich aufgrund von mangelnder Wirksamkeit und Nebenwirkungen.4

Auch eine Auswertung des italienischen MS-Registers gibt erneut Hinweise darauf, dass eine frühe Therapie mit hochwirksamen Medikamenten das Fortschreiten der MS stärker bremst als ein Start mit einer moderat wirksamen Therapie. Die Forschenden verglichen die Daten von 730 MS-Patientinnen und Patienten. Die eine Hälfte erhielt als erste MS-Therapie ein hochwirksames Medikament, die andere Hälfte wurde entsprechend mit einem moderat wirksamen Medikament behandelt. Diese wechselten im Durchschnitt nach fünf Jahren auf eine hochwirksame Therapie. Auch hier ergab die Auswertung der Daten, dass sich der Behinderungsgrad der MS-Betroffenen mit einer moderat wirksamen Therapie deutlich schneller verschlechterte als bei den MS-Betroffenen, die frühzeitig mit einer hochwirksamen Therapie gestartet sind.5

Die Ergebnisse der Studien, die für einen frühen Einsatz von hochwirksamen MS-Therapien sprechen, wurden jüngst auch durch eine Meta-Analyse untermauert. Zudem konnte die Analyse zeigen, dass das Sicherheitsprofil bei beiden Therapieansätzen gleich ist. Die Meta-Analyse wertete insgesamt sieben Studien aus, die beide Behandlungsstrategien über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren verglichen.6

Am Ende ist es jedoch wichtig, dass Deine MS-Therapie zu Dir, Deinen Erwartungen und Deinem Leben passt. Besprich Deine Therapieoptionen mit Deinem Behandlungsteam. Gemeinsam könnt Ihr entscheiden, welche Behandlung die richtige für Dich ist. Eine Übersicht aller aktuellen MS-Therapien findest Du hier.

Inhaltlich geprüft: M-DE-00017485

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