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Anna, MS-Schwester, 29 Jahre

Erfahrungsberichte

Stimmungsschwankungen: Eine Achterbahn der Gefühle

4 Minuten

Veröffentlicht am 19.04.2018  von  Anna

Betrifft uns doch alle oder doch nur uns Frauen? Erstmal ist es sehr wichtig zu wissen, dass Stimmungsschwankungen in einem gewissen Ausmaß völlig normal sind und nichts mit einer Erkrankung zu tun haben. Sie gehören zu unserem Leben dazu und sind je nach Lebensphase mal mehr, mal weniger ausgeprägt. Die wenigsten bestreiten ihren Alltag in immer gleicher Stimmung. Vielmehr zeichnet sich unser Leben durch alltägliche Hochs, aber auch Tiefs aus. Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Unsere Stimmung wird von vielen Faktoren und äußeren Einflüssen geprägt, das gehört zum menschlichen Leben dazu. Jeder von uns ist natürlich sehr unterschiedlich. Ich bin zum Beispiel ein sehr emotionaler Mensch und das nachfolgende Bild trifft meine alltägliche Stimmung mit dem Nagel auf den Kopf.

Emojis

Starke Stimmungsschwankungen ernst nehmen

Erst wenn Du Stimmungsschwankungen als unangemessen stark empfindest, sind sie von medizinischer Bedeutung und müssen behandelt werden.

Grundsätzlich gibt es viele Gründe für Stimmungsschwankungen:

  • hormonelle Ursachen (Prämenstruelles Syndrom, Wechseljahre, Pubertät, Schwangerschaft u. v. m.)
  • psychische Erkrankungen
  • Demenz
  • Stress, Konflikte
  • Schilddrüsenerkrankungen
  • Suchterkrankungen (Alkohol, Drogen, Nikotin u. v. m.)
  • Tumorerkrankungen des Gehirns
  • Sexueller Missbrauch
  • u. v. m.

Wichtig ist, dass bei medizinisch relevanten Stimmungsschwankungen dringend ein Arzt aufgesucht wird!

Aber auch bei bzw. nach einer Diagnose wie „Multiple Sklerose“ kann es zu Stimmungsschwankungen kommen. Meiner Meinung nach sind diese auch nicht selten und nach so einer Diagnose völlig in Ordnung. Sie gehören auf dem Weg der Krankheitsverarbeitung einfach dazu.

Krankheitsbewältigung bei MS

Bei meiner täglichen Arbeit mit den MS-Patienten kommt es sehr oft vor, dass sie bei Diagnosestellung gefasst sind, beim Zweitgespräch häufig auch noch, aber dann beim dritten Kontakt in Tränen ausbrechen und sich alle Lasten und Wut von der Seele weinen. Das ist ein ganz normaler Weg und ich bin sehr froh, wenn dies früh passiert. Denn meist kann man sich erst danach richtig mit der MS befassen und sich auf ein Leben mit MS einlassen. Erst dann ist man offen für alles Neue.

Es gibt verschiedene Stufen der Krankheitsbewältigung:

  • Diagnose
  • Schock
  • Verdrängung
  • Wut
  • Angst
  • Furcht
  • Trauer
  • Depression
  • Akzeptanz
  • Bewältigung

Betroffene durchleben alle Phasen – manche mehr, manche etwas weniger intensiv. Auch wenn man denkt, die Krankheit bewältigt zu haben, kann einen jeder neue Schub, das Uhthoff-Phänomen oder auch eine familiäre Konfliktsituation wieder ein, zwei oder drei Stufen zurückschmeißen.
So, wie das völlig normale Leben auch!

Mir ist sehr wichtig, dass Ihr mit Eurem Arzt, Eurem Partner, Eurer MS-Schwester oder mit Freunden redet und Eure Ängste, Wut, Furcht, Trauer offen ansprecht! Manchmal braucht man einfach einen anderen Blickwinkel, um gewisse Dinge zu sehen und zu verstehen.
Denn denkt immer dran: Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen (Johann Wolfgang von Goethe).

Eure Anna

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