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Anna, MS-Schwester, 29 Jahre

Erfahrungsberichte

Die MS-Schwester im Wandel der Zeit – früher und heute

8 Minuten

Veröffentlicht am 15.09.2017  von  Anna

In meiner Ausbildung zur Arzthelferin wurde unsere MS-Schwester in der Praxis schwanger. Mein damaliger Chef fragte mich, ob ich diese „Stelle“ übernehmen möchte. Ohne zu zögern, sagte ich „ja“.

2008 absolvierte ich dann unter anderem eine 4-tägige Ausbildung über Quanup e. V. (Verband für Qualitätsentwicklung in Neurologie und Psychiatrie) zur „MUSS“ – Multiple-Sklerose-Assistentin. Seither besuche ich regelmäßig verschiedene Fortbildungen zum Thema „Multiple Sklerose“. Ich merkte schnell, dass die Betreuung und Beratung der Patienten mir unheimlich viel Spaß macht und mir am Herzen liegt. Ich fand darin meine Berufung und Leidenschaft.

Seit 2010 war ich immer wieder auf internationalen Nurse-Symposien, z. B. in Goetheburg, Kopenhagen, Athen und Barcelona. Dabei konnte ich viele Erfahrungen sammeln, vor allem darin, wie die Betreuung der Patienten in anderen Ländern organisiert ist.

Parallel zu meinem regulären Job in der Praxis, betreute ich nebenher auch mehrere MS-Patienten direkt bei ihnen zu Hause. Das war noch persönlicher als in einer Arztpraxis und die Patienten fühlten sich wohl. Ich hatte viel Zeit für ihre Fragen und auch für die Angehörigen.

Warum nicht meine Leidenschaft zum Hauptberuf machen?

Als ich 2015 dann in die Pfalz zu meinem Freund zog, suchte ich also nach einem neuen Job. Schließlich bekam das Angebot, eine eigene MS-Sprechstunde im Neuro Centrum Odenwald zu führen.

Was ist eine MS-Sprechstunde und wie läuft diese ab?

Meine Chefs behandeln quartalsweise Hunderte von MS-Patienten. Die Zeit, die ein Arzt oder Neurologe heutzutage für einen Patienten hat, ist aufgrund von sehr vielen Faktoren häufig leider begrenzt. Folglich kann oftmals vor allem bei schweren chronischen Erkrankungen nicht ausreichend auf den Patienten eingegangen werden. Insbesondere bei Erkrankungen in der Neurologie wie Multipler Sklerose, Morbus Parkinson, Demenz oder Epilepsie ist eine gute Aufklärung und Betreuung notwendig. Doch gerade diese Patienten haben viele Fragen.

Hier komme ich ins Spiel: MS-Patienten buchen Termine in meiner Sprechstunde und parallel beim Arzt. In der Praxis kommt der Patient dann zuerst zu mir und wir besprechen alle Dinge, die gerade anstehen:

  • Anamnese
  • Therapie und Verlauf
  • Nebenwirkungen, unerwünschte Ereignisse
  • Gibt es neue Symptome, Anzeichen für einen Schub?
  • Anstehende Kontrolluntersuchungen
  • Begleitsymptome der MS, wie zum Beispiel Probleme beim Wasserlassen, sexuelle Funktionsstörungen, Fatigue, Probleme am Arbeitsplatz oder zwischenmenschliche Probleme und vieles mehr
  • Reisen, Sport
  • Verschiedene Testungen, zum Beispiel Fragebögen zur Fatigue, Gehstreckenbestimmung, Aufmerksamkeits- und Merkfähigkeitstests, u. v. m.
  • Unterstützung bei Anträgen, zum Beispiel für Reha-Maßnahmen, Grad der Behinderung oder Rentenanträge

Anna im Patientengespräch

Anna mit Patientin

Blutabnahme

Sobald wir damit fertig sind, hole ich den Arzt dazu. Diesem fasse ich dann alles vorab Besprochene zusammen. Er führt die neurologische Untersuchung durch, veranlasst ggf. weitere apparative Untersuchungen und wir besprechen gemeinsam mit dem Patienten das weitere Vorgehen.

Außerdem bin ich dafür da, den Patienten aufzufangen, wenn die Ärzte in der Praxis eine Neudiagnose MS stellen. In diesem Fall erkläre ich die Diagnose noch einmal ausführlich in einer patientengerechten Sprache – mit bildlichen und einfachen Erklärungen ohne das „Fachchinesisch“.

Die MS-Patienten in unserer Praxis erhalten zudem meine Handynummer. So ist eine deutlich bessere Erreichbarkeit sichergestellt. Man kann mich bei Problemen anrufen oder ganz einfach eine SMS oder WhatsApp-Nachricht schicken. Mit den meisten Patienten bin ich per Du. Das schafft ein besseres und persönlicheres Vertrauensverhältnis.

Was gibt mir Kraft, mit den vielen Schicksalen klarzukommen?

Am schönsten sind die einfachen Dinge:
Mir persönlich reicht ein einfaches „Danke, dass Du da bist!“ Dann weiß ich am Ende des Tages, warum ich diesen Schritt im Leben getan habe.

Aber auch diese Dinge geben mir Kraft:

  • ein stabiles MRT
  • eine funktionierende Therapie ohne Nebenwirkungen
  • eine Schwangerschaft, Heirat, ein Hausbau oder neue berufliche Perspektiven – eben die ganz normalen Dinge im Leben
  • bei einem Kuchen oder ein paar gestrickten Socken habe ich natürlich auch noch nie „nein“ gesagt …

Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220

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