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Sandra, SPMS-Betroffene, 59 Jahre

Erfahrungsberichte

Ich bleibe ich trotz MS: Tipps und Tricks für den Umgang

6 Minuten

Veröffentlicht am 15.10.2020  von  Sandra

Meine Multiple Sklerose hat vieles in meinem Leben verändert. Aufgrund meiner MS-bedingten Einschränkungen gestalte ich meinen Alltag heute anders als noch vor der Diagnose. Doch eins ist und bleibt sicher: ICH bestimme mein Leben, nicht meine MS.

Genau vor 15 Jahren hat es begonnen: die Krankheit, die sich „Multiple Sklerose“ nennt. Anfangs waren die Einschränkungen beim Laufen und die Taubheitsgefühle in den Händen noch gut kontrollierbar. Aber mit den Jahren merkte ich sehr bald, dass sie immer stärker wurden. Durch meinen zu schwachen Fußheber folgten einige Stürze. Der letzte war vor drei Jahren, an Karfreitag in der Kirche, wo es einen großen Knall gab und ich mir noch an den Bänken eine schmerzhafte Prellung zuzog. Liegend musste ich mit dem Krankenwagen ins Klinikum gebracht werden und eine Woche lang starke Schmerzmittel zu mir nehmen.

MS-Patientin Sandra im Garten auf einem Ballkissen

Die Herausforderungen des Alltags

Doch meine größte Herausforderung mit der MS betrifft meine Hände: Das starke Taubheitsgefühl, das sich bis in die Fingerspitzen zieht, belastet mein Leben sehr stark. Ich kann keine Faust mehr machen und die Feinmotorik funktioniert so gut wie gar nicht mehr. Das sorgt für Probleme bei allen möglichen Situationen im Alltag: an- und ausziehen, Schuhe binden oder mit Besteck essen – Fahrrad fahren ist auch gestrichen. Selbst die Gartenarbeit, die ich immer so gerne gemacht habe, müssen heute mein Mann oder mein Sohn übernehmen.

Alles, was ich gerne mit meinem Mann zusammen unternommen habe – ob Motorradfahren, biken oder in den Bergen wandern – ist heute nicht mehr so wie früher möglich. All das hat uns als Paar ziemlich auf die Probe gestellt. Jetzt ist seit vier Jahren auch noch bekannt, dass ich Arthritis in den Händen habe, die sehr schmerzhaft ist. Man fragt sich: Warum gerade ich? Geht es noch schlimmer?

Das Leben in die Hand nehmen

Aber ich habe mich auch dieser Herausforderung gestellt und gehe meinen Weg, indem ich mein Leben selbst gestalte. Mein Gleichgewicht trainiere ich mit meinem Ballkissen, das durch die Noppen auf der Oberfläche auch die Durchblutung in den Fußsohlen anregt, oder mache Bauchtraining auf meinem Sitzball. Mit einer kleinen MS-Gruppe übe ich einmal pro Woche Tai-Chi. Glaubt mir, jeder noch so kleine Trainingserfolg macht mich zum glücklichsten Menschen auf Erden.

Kleine und große Helfer

Auf meinem Pferd Sunny mache ich ab und zu Hippotherapie, die ebenfalls sehr gut für das Gleichgewicht ist – und noch dazu der Seele gut tut. Wenn ich mal einen guten Tag habe, nehme ich meine Walkingstöcke, ziehe mir meine Kniebandage und eine Fußstütze zur Stabilisierung über – und los geht’s. Dehnübungen helfen mir zwischendurch gegen meine Fatigue. Das Laufen an der frischen Luft tut mir gut. Um die Beschwerden durch die Nervenschäden an den Händen bei der Berührung mit den Walkingstöcken etwas einzudämmen, helfen mir Fahrradhandschuhe. Danach gibt es zur Belohnung eine gute Brotzeit. Mein Tipp, um das Brot leichter schneiden zu können: Ich wickle einen Gummiring um das Messer für besseren Halt.

Jeder von uns hat seine eigene Geschichte und seine ganz eigenen Wege und Tricks, sich mit seiner MS zu arrangieren. Wichtig ist dabei immer: Lasst Euch nie entmutigen. Bestimmt selbst Euer Leben, dann kann es auch lebenswert sein. Mein Motto lautet: Ich bleibe ich – egal, was kommt.

Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220

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