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Therapie & Medikamente

Schwanger werden trotz MS-Therapie?

5 Minuten

Veröffentlicht am 15.05.2023  von  trotz ms Redaktion

Die meisten MS-Therapien sollen während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet und frühzeitig abgesetzt werden. Neue Daten deuten jedoch darauf hin, dass das frühe Absetzen bei bestimmten Therapien nicht nötig und das Stillen während der Behandlung möglich sein könnte. Diese Studien wurden u. a. auf einem der wichtigsten MS-Kongresse, dem ECTRIMS, vorgestellt.

Babybauch auf dem kleine Schuhe stehen

MS beginnt häufig im jungen Erwachsenenalter, wenn die Familienplanung noch bevorsteht. Die meisten verlaufsmodifizierenden Therapien sind jedoch derzeit in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht zugelassen. Möchten Betroffene sich ihren Kinderwunsch erfüllen, empfehlen die Beipackzettel meistens, die Therapie auszusetzen – nicht selten bereits Monate vor der geplanten Schwangerschaft. Bei Absetzen der Therapie besteht jedoch die Gefahr, dass die MS weiter fortschreitet. Dieser für Betroffene mit Kinderwunsch unzumutbaren Situation haben sich jetzt mehrere Forschungsteams angenommen und ihre Ergebnisse u. a. auf dem ECTRIMS 2022 sowie der AAN-Jahrestagung 2023 vorgestellt.

Was ist ECTRIMS und ANN?

Das European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis, kurz ECTRIMS, ist die weltgrößte Organisation, die sich der Erforschung und Behandlung der MS verschrieben hat. Einmal im Jahr veranstaltet sie die wichtigste MS-Tagung. AAN bezeichnet die American Academy of Neurology – eine mehr als 40.000 Mitglieder umfassende neurologische Fachgesellschaft, die ebenfalls jährlich zu einer Fachtagung einlädt.

Die Forschenden untersuchten die Schwangerschaften und Geburten bei Frauen, die unter verschiedenen verlaufsmodifizierenden MS-Therapien schwanger wurden. Obwohl diese Therapien bei Schwangeren nicht zugelassen sind und einige Zeit vor einer geplanten Schwangerschaft abgesetzt werden sollten, kommt es unter Therapie dennoch manchmal zu Schwangerschaften. Die Daten stammen unter anderem aus dem MS Kinderwunsch Register (DMSKW).

Das Ergebnis der Studien: Erhielten die Frauen bestimmte Therapien vor oder zu Beginn der Schwangerschaft, scheint dies keinen Einfluss auf die Gesundheit des Kindes oder die Geburt zu haben. Auch wenn diese Therapien später in der Schwangerschaft gegeben wurden, scheint es keine neuen Sicherheitsbedenken zu geben.¹,²,³,⁴ Diese Schwangerschaften und die Neugeborenen sollten jedoch je nach Therapie überwacht und Impfungen des Kindes mit Lebendimpfstoffen ggf. verschoben werden.¹ Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass eine Schwangerschaft kurz nach der Gabe bestimmter verlaufsmodifizierender MS-Therapie geplant werden kann.1

Zudem untersuchten die Forschenden, welchen Einfluss diese Therapien auf das Stillen haben. Sie fanden heraus, dass die untersuchten Wirkstoffe nur in geringem Maße in die Muttermilch übergehen. Daher vermuten die Forschenden, dass Stillen während dieser Therapien möglich sein könnte.¹,⁵

Es gibt jedoch auch MS-Medikamente, die sich negativ auf eine Schwangeschaft bzw. das ungeborene Kind auswirken könnten.⁶ Wenn Du Dir wünschst, schwanger zu werden, besprich Deinen Kinderwunsch möglichst frühzeitig mit Deinen Behandlungsteam. Gemeinsam findet Ihr einen für Dich passenden Weg.

Inhaltlich geprüft: M-DE-00015012

*Quellen:
¹Schwake C et al. Oral presentation O036. ECTRIMS 2022.
²Oreja-Guevara C. et al. Oral presentation O038. ECTRIMS 2022.
³Bove R et al. Poster presentation P9.014. AAN 2023.
⁴Hellwig K et al. Oral presentation. S31.004. AAN 2023.
⁵Anderson A et al. Oral presentation O037. ECTRIMS 2022.
⁶Bast N et al. Oral presentation. N2.003. AAN 2023.

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