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Veröffentlicht am 22.12.2022 von trotz ms Redaktion
Die meisten MS-Therapien sollen während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht angewendet und frühzeitig abgesetzt werden. Dass es auch anders geht, zeigen neue Daten, die auf einem der wichtigsten MS-Kongresse, dem ECTRIMS, vorgestellt wurden.
MS beginnt häufig im jungen Erwachsenenalter, wenn die Familienplanung noch bevorsteht. Die meisten verlaufsmodifizierenden Therapien sind jedoch derzeit in der Schwangerschaft und Stillzeit nicht zugelassen. Möchten Betroffene sich ihren Kinderwunsch erfüllen, empfehlen die Beipackzettel meistens, die Therapie auszusetzen – nicht selten bereits Monate vor der geplanten Schwangerschaft. Bei Absetzen der Therapie besteht jedoch die Gefahr, dass die MS weiter fortschreitet. Dieser für Betroffene mit Kinderwunsch unzumutbaren Situation haben sich jetzt mehrere Forschungsteams angenommen und ihre Ergebnisse auf dem ECTRIMS 2022 vorgestellt.
Was ist ECTRIMS?
Das European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis, kurz ECTRIMS, ist die weltgrößte Organisation, die sich der Erforschung und Behandlung der MS verschrieben hat. Einmal im Jahr veranstaltet sie die wichtigste MS-Tagung.
Die Forschenden untersuchten die Schwangerschaften und Geburten bei Frauen, die unter bestimmten verlaufsmodifizierenden MS-Therapien schwanger wurden. Obwohl diese Therapien bei Schwangeren nicht zugelassen sind und einige Zeit vor einer geplanten Schwangerschaft abgesetzt werden sollten, kommt es unter Therapie dennoch manchmal zu Schwangerschaften. Die Daten stammen unter anderem aus dem MS Kinderwunsch Register (DMSKW). Das Ergebnis der Auswertung: Erhielten die Frauen diese Therapien vor oder zu Beginn der Schwangerschaft, scheint dies keinen Einfluss auf die Gesundheit des Kindes oder die Geburt zu haben. Auch wenn die Therapien später in der Schwangerschaft gegeben wurden, scheint es keine neuen Sicherheitsbedenken zu geben. Diese Schwangerschaften und die Neugeborenen sollten jedoch überwacht und Impfungen des Kindes mit Lebendimpfstoffen ggf. verschoben werden. Die Forschenden kommen zu dem Schluss, dass eine Schwangerschaft kurz nach der Gabe bestimmter verlaufsmodifizierender MS-Therapie geplant werden kann.
Zudem untersuchten die Forschenden, welchen Einfluss diese Therapien auf das Stillen haben. Sie fanden heraus, dass die untersuchten Wirkstoffe nur in geringem Maße in die Muttermilch übergehen. Daher vermuten die Forschenden, dass Stillen während dieser Therapien möglich sein könnte.
Du siehst, es gibt Möglichkeiten, trotz MS-Therapie schwanger zu werden. Besprich mit Deinem Behandlungsteam, welche Möglichkeit die beste für Dich ist, wenn Du Dir einen Kinderwunsch hast.
*Quellen:
Schwake C et al. Oral presentation O036. ECTRIMS 2022.
Anderson A et al. Oral presentation O037. ECTRIMS 2022.
C. Oreja-Guevara et al. Oral presentation O038. ECTRIMS 2022.
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