Bei MS führt die Schädigung der Isolierschicht um die Nervenfasern zu einer gestörten Übertragung der Nervenimpulse – und damit zu den typischen Symptomen. Forscher konnten jetzt in einer Studie an Mäusen zeigen, dass die Myelinschicht auf natürliche Weise nachwachsen kann.
Gut isoliert für schnelle Reize
Jede Nervenzelle in unserem Gehirn ist mit unzähligen anderen Nervenzellen über lange Fortsätze verbunden. Diese sogenannten Axone leiten Informationen in Form von elektrischen Signalen weiter. Damit dies einwandfrei funktioniert, sind die Axone von einer Isolierschicht umgeben – vergleichbar mit einem elektrischen Kabel. Diese sogenannte Myelinscheide besteht aus Fett und Eiweiß und erscheint weiß. Vielleicht hast Du schon einmal von der „weißen Substanz“ des Gehirns gehört? Der Begriff leitet sich davon ab, dass sich hier besonders viele von Myelin umgebene Axone befinden, sodass diese Hirnregion weiß aussieht.
Die Myelinscheide trägt entscheidend zu der Signalübertragung zwischen den einzelnen Nervenzellen bei. Dabei gilt: Je dicker die Myelinschicht, desto schneller kann ein Signal weitergeleitet werden. Bei MS greifen fehlgeleitete Immunzellen diese schützende Isolierschicht an. Die Folge: Das Myelin wird zerstört und die Signalübertragung beeinträchtigt – es kommt zu den MS-typischen Symptomen.
Myelinschicht wachsen lassen
Studien haben gezeigt, dass das Einstudieren einer bestimmten Fähigkeit – etwa Jonglieren oder das Erlernen eines Instruments – zu einer Veränderung der weißen Substanz des Gehirns führt. Und zwar genau in der Region, die für diese Fähigkeit genutzt wird. Die Forscher vermuten, dass das Trainieren und die damit verbundene Aktivität der Nervenzellen zu einem Wachstum der Myelinscheiden führt. Eine aktuelle Studie an Mäusen konnte das jetzt bestätigen. Dazu stimulierten die Forscher einzelne Nervenzellen im Gehirn von Mäusen. Diese Stimulation führte an diesen aktivierten Nervenzellen zu einer Neubildung von Myelin. Die Isolierschicht um die Nervenfasern wurde dicker und die Signalübertragung schneller. Damit belegen die Forscher: Die Myelinschicht kann auf natürliche Weise nachwachsen. Inwieweit diese Erkenntnis für die Behandlung der MS genutzt werden kann – ob beispielsweise ein gezieltes Gehirntraining Myelin zum Wachsen bringen könnte – muss in weiteren Studien geprüft werden.