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Kinderwunsch & Schwangerschaft

Nachgefragt: Familienplanung & Stillzeit bei MS

6 Minuten

Veröffentlicht am 14.08.2025  von  trotz ms Redaktion

Familienplanung kann ein wichtiger Aspekt im Leben sein – das gilt auch für Menschen mit MS. Was es bei der Therapieplanung in Bezug auf Schwangerschaft und Stillzeit zu beachten gilt und welche neuen Erkenntnisse es gibt, erklärt Neurologin Prof. Kerstin Hellwig im Interview.

Prof. Kerstin Hellwig

Als Initiatorin des Deutschsprachigen Multiple-Sklerose- und Kinderwunsch-Registers (DMSKW) bündelt Neurologin Prof. Kerstin Hellwig Daten von tausenden Freiwilligen mit MS. Im Mittelpunkt steht die Sicherheit für werdende Eltern mit MS und ihre Kinder.

Liebe Prof. Hellwig, wie lange vor einer geplanten Schwangerschaft sollten Menschen mit MS mit ihrem Behandlungsteam darüber sprechen?

Ich glaube, es ist wichtig, die Familienplanung schon zu Beginn anzusprechen. In einem internationalen Review empfehlen wir, das Thema eigentlich bei jeder Visite erneut zu besprechen – zum Beispiel, um den Zeitpunkt nicht zu verpassen, gegebenenfalls eine Medikation umzustellen.

Wenn Sie nur 10 Minuten Zeit hätten, um eine schwangere Person mit MS zu beraten, was wären die wichtigsten Infos?

Grundsätzlich ist eine Schwangerschaft bei MS möglich. Es gibt viele Therapien, die sich mit dem Kinderwunsch vereinbaren lassen – mit einem günstigen Risiko-Nutzen-Profil sowohl für die kindliche als auch elterliche Sicherheit. Und Stillen ist nach ärztlicher Rücksprache sowohl mit bestimmten Medikamenten als auch ohne möglich.

Auch bei einer aktiven Erkrankung haben wir jede Menge Möglichkeiten, eine Schwangerschaft für Mutter und Kind sicher planen zu können.

Was sind aktuelle Erkenntnisse zur Sicherheit von hochwirksamen MS-Therapien in Schwangerschaft und Stillzeit?

Auf dem ECTRIMS, dem größten MS-Kongress der Welt, wurden tolle neue Daten zur Sicherheit eines Anti-CD20-Antikörpers in der Schwangerschaft vorgestellt. So zeigten Kinder, deren Mütter diesen kurz vor oder in der Schwangerschaft bekommen haben, ein normales B-Zell-Profil. Bei der Geburt war der Wirkstoff nur bei zwei Kindern im Nabelschnurblut nachzuweisen.

Eine andere Studie zum Stillen bei MS zeigte, dass der Wirkstoff zwar nur in minimalen Mengen in der Muttermilch, aber nicht im gestillten Kind nachweisbar war. Außerdem waren auch die B-Zellen bei den gestillten Kindern vollkommen normal.

Was bedeutet das für Menschen mit MS?

Wir haben in den letzten Jahren unglaublich viel dazugelernt. Dies führt zu einer zunehmenden Sicherheit von Frauen und Männern mit Multipler Sklerose, aber auch für die behandelnden Ärzte. In der Praxis kann man zusammenfassen, dass eigentlich fast jedes Problem lösbar ist.

Bauen Sie sich rechtzeitig ein gutes Netzwerk auf!

Aus Ihrer Erfahrung: Was beschäftigt Menschen mit MS rund um Familienplanung und die MS-Therapie – und was kann Sicherheit geben?

Eine Befragung von Patientinnen auch hier in Deutschland zeigt: Die meisten Frauen haben immer noch Angst vor Schüben, eventuell mit bleibender Behinderung, vor allem nach der Schwangerschaft. Sie haben Angst, ihrem Kind gegebenenfalls mit einer Medikation zu schaden, sowohl in der Schwangerschaft, aber auch in der Stillzeit. Alle wollen das Richtige tun.

Sicherheit bieten in aller erster Linie Daten, viel Erfahrung, Wissen und manchmal auch Mut, um Lösungen zu seltenen Problemen zu finden.

Mehr Infos zur Familienplanung und Stillzeit mit MS erfährst Du unter www.trotz-ms.de/mama.

Du suchst ein offenes Ohr für Deine individuellen Fragen auf dem Weg zum Babyglück bei MS? Unser Team von trotz ms MEIN SERVICE steht Dir zur Seite: am Mama Monday, dem therapieunabhängigen Begleitprogramm für Eltern (und die, die es werden möchten).

Jeden Montag von 8–18 Uhr unter der kostenlosen Servicenummer:
0800.1010800

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