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Sandra, SPMS-Betroffene, 58 Jahre

Erfahrungsberichte

Urlaub am Gardasee trotz MS: Träume sind zum Wagen da!

6 Minuten

Veröffentlicht am 11.06.2020  von  Sandra

Gerne möchte ich Euch meine Geschichte vom Urlaub am Gardasee erzählen. Jedes Jahr im September fahre ich mit meinem Mann in eine Ortschaft in der Nähe des Sees – und zwar nach Pacengo. Dort werden wir immer aufgenommen, als würden wir zu der Familie gehören. Seit sieben Jahre gönnen wir uns diese wundervolle Zeit mit direktem Blick auf den See. Remigio nimmt uns immer sehr freundlich auf.

Ein Ehepaar aus Jülich verbringt zur gleichen Zeit den Urlaub dort. Im ersten Jahr haben wir uns am Pool kennengelernt und erfahren, dass Remigio Helfer für die Weinernte sucht. Da unsere Männer keine ständige Ruhe ertragen können, sind sie beide auf das Angebot eingegangen. Trauben ernten, Wein dabei kosten, Brotzeit machen, das war der Anfang einer engeren Beziehung zwischen uns vieren und dem Italiener Remigio. Während unsere Männer fleißig waren, kam ich mit meiner Bekanntschaft Melanie am Pool ins Gespräch. Dabei stellte sich heraus, dass wir beide mit der Krankheit MS leben. Das schweißt uns noch mehr zusammen und wir freuen uns jedes Jahr auf ein Wiedersehen.

MS-Betroffene Sandra im Urlaub

Urlaubsbekanntschaft: MS verbindet

Gegenseitig stecken wir uns immer ein Ziel: zum Beispiel wie viele Bahnen wir dieses Jahr im Pool schaffen werden. Trotz unserer Spastik, die uns auch beim Spazierengehen immer wieder mal stolpern lässt, kämpfen wir gegen unsere MS. Stolz erzählte ich Melanie, dass ich mein kleines E-Bike dabei habe. Aber gleichzeitig musste ich mir eingestehen, dass ich damit ziemlich überfordert war.

Ich musste feststellen, dass ich bei den vielen Spaziergängern mit dem Stop-and-go sehr bald an Kraft verliere. Was letztes Jahr noch leichter zu erreichen war, ist dieses Jahr leider ziemlich in die Hose gegangen. Einmal rutschte ich auf den Steinchen aus und lag am Boden. Melanie erzählte mir daraufhin, dass sie mit ihrem Gleichgewicht nur noch ab und zu den einfachen Roller benutzt, um mit ihrem Mann einen Bummel in Lazise zu schaffen. Bei unserem intensiven Gespräch merkten wir beide, dass uns die MS immer wieder und öfter in die Schranken weist. Plötzlich war schon Mittagszeit und die Eltern von Remigio kamen, um uns zum gemeinsamen Essen mit allen Erntehelfern zu holen. Ich fühle mich wie in einer Großfamilie. Melanie und ich wurden von unseren negativen Gedanken weggeholt und wir merkten, dass uns die Freundschaft mit den Italienern sehr, sehr gut tut. Es wurde gelacht, positive Erlebnisse bei der Ernte ausgetauscht und der gute Wein vom Vorjahr probiert.

MS-Betroffene Sandra im Urlaub

Einmalige Momente geben neue Energie

Am Abend kam dann die aufregende Fahrt mit unseren Männern im Fiat Guardiniera, der Kombiversion der Klassikers Fiat 500. Melanies Mann hat den Oldtimer immer auf dem Anhänger dabei. Damit fuhren wir zu einer kurzer Shoppingtour nach Lazise. Anschließend genossen wir bei Sonnenuntergang die gute Pizza und den Fisch genießen. Dabei kann ich die Seele baumeln lassen, alle Terminplanungen außen vor lassen, Zeit für mich selbst zu haben, mit meinem Ehemann von den Alltagssorgen durch die MS abschalten. In solchen Momenten tanke ich Kraft, damit es daheim wieder leichter geht mit der MS zu leben und die Krankheit anzunehmen, egal was kommt.

Immer wieder werde ich diesen Urlaub am Gardasee planen in der Hoffnung auf viele schöne Jahre, die wir uns einfach gönnen sollten. Trotz MS das Leben genießen – das wünsche ich Euch allen von ganzem Herzen. „Schaut nur nach vorn, nie zurück!” – Das ist mein Lebensmotto, das ich Euch weitergeben möchte. Viel Freude in Eurem Urlaub, egal wo Ihr seid.

Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220

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