12 Minuten
Veröffentlicht am 28.08.2018 von Steffi H.
In meinem Kopf war schon soweit klar, was ich Euch heute in meinem Blogbeitrag berichten wollte. Ich hatte im vergangenen Jahr auf einer meiner neuerdings relativ häufigen Zugreisen ein Erlebnis, was ziemlich genau DAS beschreibt, über was ich Euch heute berichten will – ÜBERFORDERUNG.
Dann kam der Welt MS Tag 2018 und ich war einmal mehr auf der Reise in Sachen „bloggen“.
Alles in allem also: „CHECK – LÄUFT BEI MIR“, das kann nur gut, nee, PERFEKT werden!
Eigentlich weiß ich immer genau, dass und wann ich Auszeiten brauche. Mein „hauseigenes Navi“ merkt gut, wenn alles zu viel wird.
Meistens stimmt das wohl auch – aber meistens ist eben nicht immer.
Der Workshop läuft großartig, ist kurzweilig und sehr interessant. Dann kommt der praktische Teil, wir sollen ja nicht nur dasitzen und zuhören, sondern dann auch gleich einmal ausprobieren, ob und wie wir das Vloggen (Video bloggen) in der Praxis umsetzen können.
Die Aufgabe ist, gemeinsam mit einem der anderen Blogger ein kurzes Video zu drehen. Themen sind grob vorgegeben, können aber individuell ausgestaltet werden. Es gibt genügend Zeit, um sich über das Thema Gedanken und Notizen zu machen. Wie ich es von mir gewohnt bin, kritzeln meine Finger viele, viele Gedanken zum Thema auf‘s Papier und gleichzeitig entstehen in meinem Kopf schon ganze Sätze und der Ablauf meines Vlogs ist glasklar.
Nach viel Spaß beim Einrichten der Technik zusammen mit meiner „Sparring-Partnerin“ Sandra, stehe ich vor meiner Handykamera und signalisiere ihr: „Go“. Die ersten Sätze kommen wie gedanklich schon vorweg genommen, dann ein Verhaspler – Stopp. OK, dann ein zweites Mal, ist ja nicht so schlimm, an einem Profi-Filmset braucht es ja schließlich auch mehrere Versuche, bis „alles im Kasten“ ist.
Der zweite Versuch gleicht dem Ersten fast bis auf‘s Haar – kein Problem, aller guten Dinge sind schließlich drei. Der dritte Versuch geht gut los und plötzlich, von einer Sekunde auf die andere, ist da nur noch eine gähnende Leere in meinem Kopf. Ich stocke, breche ab, als ich merke, dass jetzt auch noch Panik in mir aufsteigt, weil ich so gar nicht nachvollziehen kann (will), was das jetzt soll. Es war doch – Himmelsakrament nochmal – ein ganz einfaches Ding und ich schaffe es nicht? …versage? …kann ja wohl nicht sein!!!
Um die immer noch in mir aufsteigen wollende Panik und Verzweiflung eben nicht komplett von mir Besitz ergreifen zu lassen, stürze ich mich mehr oder weniger in eine andere Arbeit – ich versuche, meiner „Sparring-Partnerin“ Sandra absolut (über-)eifrig ein möglichst perfektes Ergebnis ihres Videoclips zu ermöglichen. Ich verfalle quasi wieder in eines meiner uralten und ureigensten Verhaltensmuster: Ich bin gestresst, weil ??? Keine Ahnung – egal, ich setze noch einen drauf und stürze mich in die nächste Action.
Der Clip von Sandra ist fertig, er ist super gut geworden und ganz langsam dämmert mir, was den Blackout bei mir verursacht hat, als ich mir endlich einmal die Zeit nehme zu analysieren, WAS da gerade alles um mich herum passiert:
Einen kurzen Moment denke ich daran, Sandra zu bitten, dass wir noch einen Versuch starten, mein Video aufzunehmen. Ziemlich zeitgleich kommt das Kommando: „Bitte jetzt zurück in den Schulungsraum, wir schauen uns an, was Ihr alle zusammen geschafft habt“. Und damit verschwindet auch mein Gedanke an einen letzten Versuch. Zurück bleibt bei mir nach diesem Erlebnis der fade Beigeschmack, versagt zu haben, nicht gut genug gewesen zu sein.
Während wir gemeinsam die fertigen Clips einiger anderer Teilnehmer anschauen und darüber reden, kommt von unserem Coach Wayne immer wieder die Frage: „Was gefällt Dir an Deinem Videoclip?“, wenn der Protagonist verzweifelt versucht, seine (oftmals vermeintlichen) Unzulänglichkeiten aufzuzählen. Das scheint eine angeborene/anerzogene menschliche Eigenart zu sein – immer erst mal sich selbst kritisieren. Ich kann mich nicht wirklich völlig auf das Geschehen konzentrieren, weil meine Gedanken immer um mein eigenes „Scheitern“ kreisen.
Gott sei Dank, reicht die Zeit nicht aus, um die Clips von allen Teilnehmern anzuschauen und so bleibt mir die Peinlichkeit erspart, allen Anderen mein Versagen zu offenbaren. Was in mir nachklingt ist Waynes penetrante Frage: „Was gefällt Dir an Deinem Videoclip?“
Jetzt weiß ich es! Mir gefällt an meinem Videoclip:
DASS ICH VERSAGT HABE, DASS ICH EINEN DIESER SO TYPISCHEN BLACKOUTS HATTE, DIE IMMER DANN PASSIEREN, WENN RINGSHERUM ALLES ZU VIEL WIRD!!!
Genau DAS ist doch das Thema, mit dem ich mich bei meinem nächsten Blogbeitrag beschäftigen wollte und irgendwie – alles zu seiner Zeit...
Was habe ich (erneut) gelernt? Dass ich noch achtsamer mit mir sein muss UND dass ich meine (wohl immer noch überhöhten) perfektionistischen Ansprüche an mich selbst überdenken und anpassen muss. Es ist kein Problem, wenn manche Dinge nicht so laufen, wie wir sie uns wünschen und/oder vorstellen. Wichtig ist nur, dass wir dann nicht mit uns hadern, sondern dass wir uns die Frage stellen (lassen): „Was gefällt Dir daran?“
Mir gefällt dieser Gedanke!
Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220
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