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Mathilde, MS-Angehörige, 21 Jahre

Erfahrungsberichte

Stressbewältigung: Was ich vom Buddhismus in Thailand gelernt habe

7 Minuten

Veröffentlicht am 09.04.2020  von  Mathilde

Im Alltag kann es oft passieren, dass wir uns bereits über kleine Dinge ärgern oder uns zu viele Gedanken über alles Mögliche machen. Mir geht es leider auch öfter so. Das geht auf die Gesundheit und die Konzentration, weshalb es sehr wichtig ist, sich ab und an eine Auszeit zu nehmen. Das habe ich auf meiner Reise in Thailand im Kloster gelernt. Es kostet nichts, das Kloster für einige Zeit zu besuchen, man trägt sich lediglich in das Register ein.

Um die Religion einmal kurz zu erläutern: die Buddhisten glauben, dass das Leben ein Kreislauf (Samsara) ist. Stirbt ein Mensch, wird er wiedergeboren. Ziel ist es, durch gute Taten genug gutes Karma zu sammeln, um mindestens als Mensch wiedergeboren zu werden. Die Mönche selbst gehen dabei noch einen Schritt weiter: Sie möchten ihren Geist durch Meditation und Verzicht soweit beruhigen, dass sie zur Erleuchtung gelangen und aus dem Samsara ausbrechen. Somit war mein Leben im Kloster eher ruhig.

Meditieren gehörte zum Tagesablauf

Morgens um drei Uhr standen wir auf, um zusammen mit den gläubigen Buddhisten Essen als Almosen an die Mönche zu verteilen. Das Frühstück war die einzige Mahlzeit, die wir am Tag bekamen. Nach dem Frühstück begann eine Ruhezeit, die zur Meditation oder zum Schlafen genutzt werden konnte. Danach gingen die Mönche zum Beten. Anschließend war wieder Ruhezeit. Am Nachmittag ertönte eine Glocke und alle fingen an, gemeinsam die Straßen auf dem Gelände des Klosters zu kehren. Auch das Fegen dient der Meditation, außerdem tut man dabei etwas Gutes. Auf mich hatte es zumindest eine beruhigende Wirkung.

Meditation zur Stressbewältigung

Den Geist beruhigen für Klarheit und Glück

Wir wurden einem deutschen Mönch vorgestellt, der für unsere Fragen bereitstand. Er erklärte uns den Buddhismus recht einfach: Buddhismus sei der Weg zum Glücklichsein. Ein unruhiger Geist ist unglücklich. Wenn man durch Meditation seinen Geist beruhige, sehe man die Dinge viel klarer. Er sagte auch, man solle sich über andere nicht ärgern und sich einfach denken, diese Person sammele gerade schlechtes Karma. Jeder bekomme irgendwann zurück, was er gegeben hat. Alles im Leben passiere so, wie es passieren soll. Wir können die Dinge nicht kontrollieren. Deswegen sollen wir auch keine Erwartungen haben.

Eine weitere Botschaft, die der Mönch uns vermittelte war: Es ist eine Illusion, Dinge zu besitzen. Geld kommt und geht. Gehört es also wirklich uns? Wenn wir lernen, uns von dem Gedanken des Besitzens zu lösen, sei dies ein weiterer Schritt zum Glück. Auch Gedanken seien nicht unsere eigenen.

Zur Veranschaulichung beschrieb der Mönch unseren Geist als eine leere Kugel. Gedanken drehen sich hin und her, erscheinen kurz in unserer Kugel und verschwinden im nächsten Moment wieder. Je unruhiger unser Geist sei, umso mehr Gedanken fasse er auf.

Er bot uns an, mit uns zusammen zu meditieren. Das ist gar nicht so einfach. Er zeigte uns ein paar Methoden, die das Meditieren erleichtern sollen. Dabei habe ich gelernt: Es geht dabei gar nicht nur darum, an nichts zu denken. Die erste Übung war, sich auf etwas Bestimmtes zu konzentrieren, zum Beispiel die Atmung. Man kann sich ein Wort mit zwei Silben aussuchen und dieses bei der Ein- und Ausatmung aufsagen. Auch dies funktionierte bei mir nicht lange.

Doch davon habe ich mich nicht entmutigen lassen, denn ich habe erkannt: Genauso wie bei vielen anderen Dinge auch erfordert es Zeit und Übung, um Meditation zu lernen. Auch heute fällt es mir nicht immer leicht, auf das Hier und Jetzt zu achten. Oft sitze ich zum Beispiel in der Bahn und bin in meine Gedanken versunken. Doch je öfter ich das Meditieren übe, umso klarer fasse ich meine Gedanken zusammen. Auch Sport kann eine gute Übung der Meditation sein, wenn wir uns darauf konzentrieren.

Mein Tipp lautet deshalb: Dran bleiben! Ich bin zuversichtlich, dass es mir mit der Zeit immer leichter fällt, bei der Sache zu bleiben – wenn ich regelmäßig meditiere.

Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220

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