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Mathilde, MS-Angehörige, 24 Jahre

Erfahrungsberichte

So unterstütze ich meine Mutter in ihrem Alltag mit MS

7 Minuten

Veröffentlicht am 10.11.2021  von  Mathilde

Schon länger beschäftigte mich die Frage, was aus meiner MS-kranken Mutter wird, wenn ich irgendwann nicht mehr bei ihr zu Hause wohne. Öfter dachte ich: ,,Wie soll sie das bloß mit dem Haushalt schaffen?’’

Meine Mutter leidet an der progredienten MS, was bedeutet: der Verlauf ihrer MS ist nicht schubförmig, sondern ihr Gesundheitszustand verschlechtert sich schleichend, was sich im Alltag deutlich bemerkbar macht. Wenn ich diese Entwicklung beobachte, versuche ich oft, ihr so viele Aufgaben wie möglich abzunehmen, um sie zu unterstützen und zu entlasten. Wenn sie zum Beispiel den Tisch decken will, renne ich ihr am liebsten sofort hinterher, um ihr das Geschirr oder das Essen aus der Hand zu nehmen, obwohl ich weiß, dass sie gern selbst macht, was sie noch bewältigen kann.

Unterstützen mit Bedacht

Hausarbeiten wie Staubsaugen, Putzen und Aufräumen sind für meine Mutter eine riesige Herausforderung und wurden größtenteils von mir erledigt. Ab und an hatten wir Streit, wenn sie etwas selbst tun wollte und ich der Meinung war, dass sie es nicht schafft.

Erst kürzlich waren meine Oma und mein Opa zu Besuch. Meine Oma ist mittlerweile 80 Jahre alt und läuft selbst etwas schlechter. Dennoch hatte sie darauf bestanden, meiner Mutter beim Laufen zu helfen und sich bei ihr einzuhaken. Schlimmer war es jedoch einmal mit einer Freundin meiner Mutter, die ihr bei einem Grillabend das Steak klein schneiden wollte. Es kann schwer sein, den Punkt zu finden, wann es angebracht ist, Hilfe anzubieten. Wichtig ist, Betroffene zu unterstützen, so wie sie es möchten, anstatt zu bevormunden.

Mathilde und Mutter Heike schauen glücklich in die Kamera

Loslassen, aber weiter da sein

Mittlerweile ist meine Mutter seit einigen Jahren in einer Beziehung. Ihr Freund war sein Leben lang Krankenpfleger und wusste von Anfang an, auf welche Aufgabe er sich einlässt. Er bringt die nötige Geduld mit ihr auf und akzeptiert ihre Erkrankung. Es war nun also an der Zeit für mich, von zu Hause auszuziehen.

Natürlich machte ich mir am Anfang weiterhin Sorgen, denn wer wusste schon, wie gut die Beziehung zu ihrem Freund im Alltag hält? Doch meine Sorgen waren völlig unbegründet. Der Freund meiner Mutter hat mittlerweile seine Arbeit gekündigt und ist nun Vollzeit für sie da. Er fährt sie zu ihren Arztterminen, die weiter entfernt liegen. Sie ist also in guten Händen.

Ich besuche meine Mutter jedes Wochenende, wenn die beiden nicht zu uns zu Besuch kommen. Wir kochen dann gemeinsam oder gehen eine kleine Runde spazieren. Meine Mutter läuft noch recht gut selbstständig, solange sie sich bei jemandem unterhaken kann. Ihr Ziel ist es, jeden Tag eine kleine Runde spazieren zu gehen, um das Laufen nicht zu verlernen. Sie ist deshalb froh, wenn wir gemeinsam spazieren gehen und ich sie weiterhin unterstützen kann.

Meiner Mutter ist die Kampagne ,,trotz ms’’ sehr wichtig. Deshalb teilt sie gerne ihre Artikel und Beiträge auf Instagram. Wenn sie dabei einmal etwas selbst nicht so hinbekommt, wie sie es möchte, verwalte ich ihr Profil gemeinsam mit ihr. Ich reposte zum Beispiel Storys aus der trotz ms Community, in denen sie markiert wird oder lade auch neue Storys für sie hoch. Somit unterstütze ich sie bei ihren Social-Media-Aktivitäten.

Auch wenn wir nicht mehr zusammen wohnen, sehen wir uns weiterhin regelmäßig und unternehmen etwas zusammen. Sind meine Mutter und ihr Freund im Urlaub, passe ich gern auf unsere Katze Bella auf.

Ab und zu ist es schön, wieder im alten Zuhause übernachten zu können, auch wenn es mir in meiner neuen Wohnung sehr gefällt.

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