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Mathilde, MS-Angehörige, 21 Jahre

Erfahrungsberichte

MS in der Familie – Auswirkungen auf die Psyche

6 Minuten

Veröffentlicht am 11.05.2018  von  Mathilde

MS ist eine sehr facettenreiche Krankheit, die viele verschiedene Auswirkungen auf den einzelnen Patienten hat. Meine Mutter baut zum Beispiel körperlich stetig ab, was dazu führt, dass sie oft hinfällt. Doch die MS hat nicht nur auf ihren Körper einen starken Einfluss, sondern auch auf ihre Psyche.

MS belastet mich und meine Mutter

Manchmal spüre ich, dass sie Angst hat. Sie hat Angst, nicht mehr mit anderen mithalten zu können. Das bezieht sich nicht nur auf den Laufschritt. Gerade zu Beginn der MS war die Stimmung zu Hause oft gedrückt. Es standen unausgesprochen zwei Fragen im Raum: Was ist, wenn sich die MS verschlimmert? Wie soll das in der Zukunft funktionieren?

Die Angst davor, bald einiges nicht mehr wie gewohnt machen zu können, war groß. Als Angehörige fühle ich mich dabei etwas hilflos. Denn es ist schwer, sich in dieser Situation in den Menschen hineinzuversetzen, gerade weil die MS so umfangreiche Auswirkungen haben kann. Niemand kann sagen, was in der Zukunft passieren wird. Am Anfang war bei meiner Mutter die MS an allem schuld. Sie war schuld daran, wenn sie etwas vergessen hatte, dann hieß es: „Mein Gehirn funktioniert eben nicht mehr richtig.“ Sie war schuld daran, wenn sie nach der Arbeit müde war und sie war schuld daran, wenn es ihr nicht gut ging. Doch es kam der Punkt, an dem sich meine Mutter damit abgefunden hatte, dass sie erkrankt war. Seit dem ist sie stärker und selbstbewusster geworden. Sie hat gelernt, mehr auf sich selbst zu achten und sich nicht mit den Problemen anderer zu belasten. Sie tut Dinge, die andere ihr nicht zutrauen würden – sie macht sie einfach.

Meine Mutter ist eine Kämpfernatur

Ich bewundere meine Mutter sehr für Ihre Kämpfernatur und habe großen Respekt davor, wie sie alles meistert. Natürlich habe auch ich Angst davor, dass sie hinfällt oder sie den Alltag bald nicht mehr wie gewohnt bewältigen kann. Doch ich versuche, sie zu beruhigen. Auch andere Menschen haben schlechte Tage, fallen hin oder sind nach harten Arbeitstagen müde.

Mathilde, ihre Mutter und Familie

Mathilde und Heike vor der Frankfurter Skyline

Meiner Oma fällt die Akzeptanz der MS nicht so leicht. Sind wir zusammen unterwegs, überwacht sie jeden Schritt meiner Mutter, lässt sie kaum alleine laufen, ohne zu bemerken, dass sie mittlerweile selbst sehr wackelig geworden ist und meiner Mutter das Laufen somit eher noch erschwert. Aus Angst sagt sie immer: „Das schaffst Du doch nicht.“ Auch wenn es nicht böse gemeint ist, drückt dies die Stimmung.

Unterstützung durch MS-Selbsthilfegruppe

Meine Mutter trat einer MS-Selbsthilfegruppe bei, um sich Rückhalt und Unterstützung von anderen Betroffenen zu holen. Regelmäßig tauscht sie sich mit anderen Patienten aus und verbringt mit ihnen eine schöne Zeit. Auch dies hat ihr Selbstbewusstsein und ihren selbstbewussten Umgang mit der MS gestärkt.

Wir versuchen, das Beste aus den gegebenen Umständen zu machen. Die MS bleibt, egal wie sehr man sie sich wegwünscht. Zu Hause versuchen wir, uns ein gemütliches Umfeld zu schaffen: Wir stellen Kerzen auf und zünden uns jeden Tag ein duftendes Räucherstäbchen an. Außerdem reisen wir gemeinsam um die Welt und trotzen der MS so noch einmal mehr. Die MS hatte somit nicht nur schlechte Seiten: Wir setzen heute in die Tat um, was früher nur Pläne waren.

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