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Begleiterkrankungen

Blasen- und Darmstörungen: Das Tabu durchbrechen

6 Minuten

Veröffentlicht am 17.05.2018  von  Onmeda

Störungen der Blasen- und Darmfunktion sind bei Patienten mit multipler Sklerose keine Seltenheit. Doch bei vielen bleiben sie unbehandelt, wie eine aktuelle Umfrage zeigt. Dabei gibt es wirkungsvolle Hilfe.

Klopapierrolle

Die multiple Sklerose (MS) beschädigt die schützenden Hüllen um die Nerven im Gehirn und Rückenmark. Die Folge ist, dass elektrische Signale die Organe und Muskeln verzögert oder überhaupt nicht mehr erreichen. MS-Patienten leiden daher oft unter Sehstörungen, Bewegungseinschränkungen, Missempfindungen, Taubheitsgefühlen oder Lähmungen.

Aber auch die Harnblase und den Darm zieht die multiple Sklerose in Mitleidenschaft. Funktionsstörungen dieser beiden Organe sind bei MS-Patienten nicht selten, bleiben aber oft unbehandelt. Dies ergab eine aktuelle Auswertung des MS-Registers der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG). An diesem Register sowie der Dokumentation beteiligen sich derzeit 178 MS-Zentren. Sie liefern jährlich bis zu 30.000 Datensätze von Patienten mit multipler Sklerose.

Tabuthema Blasen- und Darmstörungen?

Der Umfrage zufolge litt knapp ein Drittel der befragten MS-Patienten in Deutschland unter Blasenstörungen, hier zum Beispiel übermäßigem Harndrang oder Blasenschwäche (Harninkontinenz). Acht Prozent der Befragten gaben an, unter Störungen der Darmfunktion zu leiden. Die DMSG-Experten vermuten jedoch, dass die Dunkelziffer weitaus höher liegt. Denn viele würden Blasen- oder Darmprobleme ihrem Arzt gegenüber nicht erwähnen, womöglich aus Scham.

Dies ist auch der Grund, warum die Blasenstörungen bei knapp der Hälfte der MS-Patienten (47 Prozent) unbehandelt bleiben. Noch seltener bekommen Patienten mit Darmstörungen eine Behandlung. 54 Prozent bleiben unbehandelt.

Medikamente, Hilfsmittel und Physiotherapie

Patienten, die ihre Blasenstörung behandeln lassen, erhalten verschiedene Therapien:

  • 50 Prozent bekommen Medikamente,
  • 36 Prozent eine nicht-medikamentöse Behandlung und
  • 14 Prozent eine Kombination aus beidem.

Die nicht-medikamentöse Behandlung besteht vor allem aus Hilfsmitteln (66 Prozent), gefolgt von Physiotherapie (27 Prozent).

Wenn Ärzte Darmstörungen bei MS behandeln (was nur in 46 Prozent der Fälle geschieht), dann tun sie dies ...

  • am häufigsten mit Medikamenten (62 Prozent),
  • der Rest erhält eine nicht-medikamentöse Behandlung (31 Prozent) oder
  • eine Kombination beider Therapiestrategien (7 Prozent).

Wie bei den Blasenstörungen stehen Hilfsmittel (57 Prozent) und Physiotherapie (27 Prozent) ganz oben auf der Liste.

Gegen die soziale Isolation

Ärzte gehen davon aus, dass 75 bis 80 Prozent aller MS-Patienten im Verlauf der Nervenerkrankung eine Blasenfunktionsstörung entwickeln. Geschätzte 40 bis 70 Prozent haben Probleme mit der Darmentleerung: Sie leiden an Verstopfung oder seltener an Stuhlinkontinenz.

Die Funktionsstörungen von Blase und Darm können die Lebensqualität von Menschen mit MS erheblich mindern. Wenn die Blase oder der Darm nicht mehr gehorchen wie gewünscht, ziehen sich viele aus Scham zurück und verlassen kaum mehr die eigenen vier Wände. Wenn sie doch nach draußen gehen, informieren sie sich vorher, wo die nächste Toilette ist. Oft droht die soziale Isolation.

Um dies zu verhindern, sollten sich MS-Patienten ihrem behandelnden Arzt anvertrauen, rät die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG). Es gibt eine Reihe von Hilfsmitteln, die ein unabhängiges und mobiles Leben relativ diskret ermöglichen. Für Blasenstörungen sind zum Beispiel Vorlagen, spezielle Slips sowie für Männer Kondomurinale oder Tropfenfänger erhältlich. Bei Störungen der Darmfunktion helfen unter anderem Analtampons oder Klistiere. Eine Übersicht über medikamentöse und nicht-medikamentöse Behandlungen bei Blasen- und Darmstörungen bietet die Broschüre der DMSG zu „Blasen- und Darmstörungen bei MS“, die Sie hier bestellen können.

Quelle:

Online-Informationen der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG): www.dmsg.de (Abrufdatum: 27.4.2018)

*Quelle: www.onmeda.de

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