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Veröffentlicht am 04.07.2018 von Onmeda
Über sexuelle Probleme sprechen die meisten Menschen nicht gern mit ihrem Arzt. Das gilt auch für Patienten mit multipler Sklerose. Dabei sind sexuelle Störungen bei MS gar nicht selten. Und gute Therapiemöglichkeiten gibt es auch.
Wenn es mit dem Sex nicht mehr so gut klappt, verschweigen dies viele Menschen mit multipler Sklerose (MS) ihrem Arzt. Dabei zeigt das MS-Register der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG), dass rund acht Prozent der MS-Patienten unter sexuellen Störungen leiden. Die Verantwortlichen des Registers gehen von einer hohen Dunkelziffer aus: Bei etwa 4.700 von insgesamt 17.000 Patienten hatten die behandelnden MS-Zentren keine Angaben zum Vorliegen von sexuellen Störungen gemacht.
Dies zeige, dass Patienten und Ärzte sexuelle Probleme im Gespräch besser thematisieren müssten, so der DMSG-Bundesverband. Nur so könne der Arzt sein Wissen um die Symptome der MS-Patienten wirklich verbessern.
Selbst wer mit seinem Arzt über sexuelle Störungen spricht, erhält offenbar nicht automatisch eine Therapie. Bei mehr als drei Viertel der MS-Patienten (78 Prozent) bleiben sexuelle Probleme unbehandelt. Die Behandlung bei den übrigen 22 Prozent gliedert sich in drei Säulen: Die Mehrzahl der Patienten erhält Medikamente (62 Prozent), gefolgt von nicht-medikamentösen Therapien (33 Prozent). Der Rest probiert es mit einer Kombination aus beiden Behandlungsstrategien. Patienten, die keine Medikamente einnehmen wollen, setzen am häufigsten auf die Physiotherapie (47 Prozent) und die Psychotherapie (39 Prozent).
Bei multipler Sklerose zerstört das Immunsystem allmählich den Myelin-Schutzmantel, der die Nervenzellen umhüllt. Die Folge ist, dass die Neuronen Nervenimpulse nur noch verlangsamt weiterleiten. Die gestörte Nervenfunktion wirkt sich im gesamten Körper aus, also auch auf jene Organe, die wichtige Mitspieler beim Geschlechtsverkehr sind.
Hinzu kommt, dass körperliche Beschwerden, die die MS häufig begleiten, einem befriedigenden Sexualleben nicht gerade zuträglich sind. Dazu gehören Inkontinenz, Spastik, Bewegungsstörungen, Lähmungen und Schmerzen. Dasselbe gilt für seelische Beeinträchtigungen wie Depressionen, Fatigue oder psychosoziale Probleme in der Partnerschaft.
Das MS-Register ist eine Initiative der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft. Sie hat es im Jahr 2001 ins Leben gerufen. Ziel ist, mehr Licht in die Versorgungssituation von MS-Patienten in Deutschland bringen. Das Register erfasst unter anderem, welche Therapieformen Ärzte bei MS-Patienten einsetzen. Bislang war kaum bekannt, wie oft sie immunmodulierende, symptomatische oder nicht-medikamentöse Behandlungen anwenden.
Inzwischen beteiligen sich 180 MS-Zentren an der Dokumentation. Sie stellen jährlich bis zu 32.000 Datensätze zur Auswertung zur Verfügung. Wichtig ist das MS-Register, weil in Deutschland einer kürzlich veröffentlichten Untersuchung zufolge viel mehr Menschen mit multipler Sklerose leben als gedacht. Auf rund 240.000 Betroffene schätzten Experten die Anzahl.
Quelle:
Online-Informationen der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG): www.dmsg.de (Abrufdatum: 14.6.2018)
*Quelle: www.onmeda.de
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