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Veröffentlicht am 21.03.2018 von Onmeda
Weihrauch setzen Ärzte schon länger gegen Krankheiten ein, bei denen Entzündungsprozesse eine Rolle spielen. Jetzt mehren sich die Hinweise, dass die Boswelliasäuren aus dem Harz des Weihrauchs auch bei multipler Sklerose die Entzündungen wirksam dämpfen.
Weihrauch kennt man vor allem aus der Kirche. Das Harz aus dem Weihrauchbaum gilt jedoch auch als Heilmittel bei verschiedensten entzündlichen Erkrankungen, zum Beispiel bei rheumatoider Arthritis. Weihrauch enthält Boswelliasäuren, die entzündungshemmende Wirkung besitzen und dabei kaum Nebenwirkungen haben.
Forscher des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) testeten jetzt in einer Studie über mehrere Jahre, wie sich der Weihrauchextrakt auf die schubförmige MS auswirkt. Sie ist die häufigste Verlaufsform der multiplen Sklerose (MS). Sie fanden heraus, dass Weihrauch die Entzündungsaktivität tatsächlich erheblich drosselte. Die Ergebnisse seien "überraschend", schreibt das Forscherteam um Dr. Klarissa Hanja Stürner und Prof. Christoph Heesen. Sie wurden im renommierten Fachmagazin Journal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry veröffentlicht.
An der vergleichsweise kleinen SABA-Studie nahmen 28 Patienten mit schubförmiger MS teil. Über einen Zeitraum von acht Monaten schluckten sie dreimal täglich einen standardisierten Weihrauchextrakt in Form von Kapseln. Wie die pflanzlichen Wirkstoffe sich auf das Nervensystem auswirkten, verfolgten die Forscher mittels Magnetresonanztomografie (MRT). Die Bilder zeigten, dass die Entzündungsaktivität deutlich zurückgegangen war. Die Anzahl und Größe der Entzündungsherde hatten sich reduziert. Zudem beobachteten die Forscher einen geringeren Verlust an Gehirnsubstanz. Diese Hirnatrophie, bei dem die Gehirnmasse zunehmend schwindet und das Gehirnvolumen abnimmt, ist ein häufiger Begleiter der multiplen Sklerose.
Weitere Tests ergaben, dass durch die Weihrauch-Behandlung die Marker für die sogenannten regulatorischen CD4 T-Zellen erhöht waren. Regulatorische T-Zellen sind Immunzellen, welche die Aktivierung des Immunsystems unterdrücken und es regulieren. Zugleich war die Menge an CD8 T-Zellen, die den Entzündungsbotenstoff Interleukin-17A produzieren, stark gesunken. CD8 T-Zellen spielen bei der Erkennung und Bekämpfung von Bakterien, Viren und anderen Erregern eine wichtige Rolle. Dies werten die Forscher als wichtigen Hinweis auf den Mechanismus hinter der Wirkungsweise des Weihrauchs.
Insgesamt vertrugen die MS-Patienten das Weihrauchpräparat gut. Die Nebenwirkungen waren nur mild oder mäßig ausgeprägt. Am häufigsten litten die MS-Patienten unter Magen-Darm-Beschwerden und kleineren Infektionen.
Die Ergebnisse hätten die "Erwartungen übertroffen", so die beiden Studienleiter. Jetzt sollen weitere Untersuchungen zur Wirksamkeit des Weihrauchs bei MS folgen. Aufgrund der geringen Nebenwirkungen sei die Behandlung mit Weihrauch besonders für MS-Patienten geeignet, die erst kürzlich erkrankt seien oder bei denen die Nervenerkrankung nur schwach ausgeprägt sei. Keinesfalls sollten MS-Patienten auf eigene Faust freiverkäufliche Weihrauchpräparate einnehmen. "Davon raten wir ausdrücklich ab", betonen die Autoren.
Schon im Jahr 2014 hatten die Forscher um Klarissa Stürner in einer kleinen Studie erste Hinweise auf die entzündungshemmende Wirkung der Boswelliasäuren gefunden. Die Untersuchung, die über acht Monate lief, hatte die Daten von 25 Patienten mit multipler Sklerose ausgewertet. Sie kam zu dem Schluss, dass sich die Nervenschäden bei schubförmiger MS um rund 60 Prozent vermindern lassen. Auch die Anzahl der Schübe pro Jahr sank deutlich. Der Weihrauch ersetze bestehende MS-Behandlung nicht, sei aber womöglich für Patienten mit gutartigen Verläufen eine wirksame Ergänzung.
Quellen:
Stürner KH. et al.: A standardised frankincense extract reduces disease activity in relapsing-remitting multiple sclerosis (the SABA phase IIa trial). Journal of Neurology, Neurosurgery and Psychiatry (16.12.2017)
Hilft Weihrauch bei früher Multipler Sklerose?: Presseinformationen des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (27.12.2017)
Online-Information der Selbsthilfevereinigung AMSEL e.V.: www.amsel.de (Abrufdatum: 9.3.2018)
Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220
*Quelle: www.onmeda.de
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