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Veröffentlicht am 17.04.2019 von Onmeda
Der Sommer setzt MS-Patienten stärker zu als Herbst und Winter. Ein Grund dafür könnte die höhere Konzentration des Schlafhormons Melatonin in der dunklen Jahreszeit sein. In den kühleren Monaten verringert sich die Anzahl der Schübe.
Das Schlafhormon Melatonin steht möglicherweise mit der Häufigkeit von Krankheitsschüben bei multipler Sklerose (MS) in Verbindung. Dieser Botenstoff steuert die innere Uhr. Der Körper produziert es in Abhängigkeit von den Jahreszeiten und dem Sonnenlicht. Im Sommer fällt die Melatonin-Konzentration aufgrund der längeren Lichteinstrahlung geringer aus. Dagegen steigt sie im Herbst und Winter auf ein Höchstmaß, weil in der kühlen Jahreszeit Lichtmangel herrscht.
Schon vor einiger Zeit hatten Forscher aus Buenos Aires (Argentinien) herausgefunden, dass MS-Patienten im Herbst und Winter etwa ein Drittel weniger Schübe hatten als im Rest des Jahres. Das Melatonin beeinflusse offenbar die Anzahl der Krankheitsschübe bei MS, so die Vermutung der Wissenschaftler.
Doch wie funktioniert dies genau? Neurologen vermuten, dass das Immunsystem eine entscheidende Rolle spielt. Allen voran sind bestimmte T-Zellen beteiligt, die aufgrund ihrer Fehlleitung körpereigenes Gewebe angreifen. Bei MS ist das Myelin betroffen, das die Nervenzellen schützend umhüllt.
Eine hohe Melatonin-Konzentration im Herbst und Winter scheint die Aktivität dieser aggressiven T-Zellen zu bremsen. Dies geschieht vermutlich, indem die Anzahl der regulatorischen T-Zellen zunimmt und diese die gefährlichen T-Zellen in Schach halten. Zugleich aktiviert das Melatonin ein Eiweiß, das die Produktion der gefährlichen T-Zellen blockiert.
Die argentinischen Forscher hatten diese Zusammenhänge in Versuchen an Mäusen nachgewiesen, die unter der multiplen Sklerose ähnlichen Erkrankungen litten. Verabreichten sie den Tieren Melatonin, steigerten sie deren Produktion an schützenden T-Zellen und reduzierten die Konzentrationen schädigender Immunzellen. Diesen Effekt konnten die Forscher im Labor auch an menschlichen Zellen nachweisen. Allerdings sind die Ergebnisse aus Tier- und Laborversuchen nie direkt auf den Menschen übertragbar.
Die Wissenschaftler möchten weiter an diesem Thema forschen, um den Mechanismus und der Wirkungsweise von Melatonin bei MS weiter auf die Spur zu kommen. Auch wenn es verlockend klingen mag, die Anzahl der Schübe durch die Einnahme von Melatonin zu senken: Ganz so einfach sei es nicht, warnen Neurologen. MS ist eine sehr komplexe Erkrankung, vermutlich stecken weitaus mehr einzelne Mechanismen dahinter. MS-Patienten sollten deshalb auch keine individuellen Heilversuche mit Melatonin unternehmen. Es sind noch viele weitere Studien nötig, um aufzuklären, ob Melatonin tatsächlich für die Behandlung der multiplen Sklerose in Frage kommt.
In den USA sind Präparate mit Melatonin ohne Rezept freiverkäuflich erhältlich – nicht so in Deutschland. Hier gibt es nur ein verschreibungspflichtiges Medikament, das den Wirkstoff Melatonin enthält. Die langfristige Einnahme von Melatonin ist unter Medizinern umstritten. Noch ist offenbar nicht ausreichend erforscht, welche Auswirkung eine dauerhafte Hormonzufuhr auf den Körper hat.
Melatonin ist ein Hormon, das in der Zirbeldrüse des Gehirns produziert wird. Der Botenstoff gilt als "Taktgeber" für den menschlichen Organismus und steuert den Schlaf-Wach-Rhythmus. Licht drosselt die Produktion des Melatonins, während Dunkelheit diese ankurbelt. So verändert sich der Melatoninspiegel im Lauf der Jahreszeiten: Im Herbst und Winter stellt der Organismus mehr Melatonin her (auch tagsüber), im Frühjahr und Sommer weniger.
Quellen:
Online-Informationen der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG): www.dmsg.de (Seitenabruf: 29.11.2018)
Online-Informationen der Selbsthilfevereinigung AMSEL e.V.: www.amsel.de (Seitenabruf: 29.11.2018)
Blog "MS-Docblog" der Selbsthilfevereinigung AMSEL e.V.: www.ms-docblog.de (Seitenabruf: 29.11.2018)
Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220
*Quelle: www.onmeda.de
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