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Bewegung & Kognition

Hochintensives Intervalltraining macht fit bei MS

7 Minuten

Veröffentlicht am 07.11.2018  von  Onmeda

Das intensive Intervalltraining HIT erzielt positive Effekte bei Patienten mit multipler Sklerose. Es erhöht die Fitness, bringt das Gedächtnis auf Trab und dämpft womöglich auch entzündliche Prozesse im Nervensystem, wie eine Studie zeigt.

Zwei Frauen stehen Rücken an Rücken und reichen sich einen Ball

Intensiv Sport zu treiben empfahlen Ärzte ihren Patienten mit multipler Sklerose (MS) einst nicht unbedingt. Eher schon war die Devise vieler Mediziner, Ruhe zu geben. Aber seit ein paar Jahren findet ein Umdenken statt: Zum Beispiel das hochintensive Intervalltraining, kurz HIT, könnte Menschen mit der Autoimmunerkrankung MS in mehrerlei Hinsicht helfen.

HIT bedeutet, dass sich hohe körperliche Belastung und Phasen der Erholung während eines Trainings abwechseln. Das Hochintensitätstraining verbessert offenbar nicht nur die kognitiven Fähigkeiten und die Fitness, sondern könnte auch Entzündungen im Gehirn und Rückenmark bremsen. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler der Sporthochschule Köln und der Schweizer Kliniken Valens.

Intensiv oder moderat trainieren? HIT macht leistungsfähiger

An der Studie nahmen 60 Patienten mit multipler Sklerose teil. Auf der sogenannten Expanded Disability Status Scale (EDSS) erreichten sie Werte zwischen 1 und 6.5. Diese Skala mit Punktzahlen zwischen 0 bis 10 zeigt, in welchem Ausmaß ein Patient unter Behinderungen leidet. Die Patienten wurden nach dem Zufallsprinzip auf zwei Gruppen aufgeteilt.

Die eine Gruppe trainierte fünfmal pro Woche 30 Minuten lang unter moderater Belastung. Die HIT-Gruppe absolvierte dagegen nur dreimal wöchentlich ein Training von 20 Minuten, das aber fünf intensive, dreiminütige Belastungsintervalle enthielt. Das Sportprogramm beider Gruppen dauerte drei Wochen lang. Ein erstes Ergebnis war, dass die HIT-Gruppe nach dieser Reha-Maßnahme deutlich leistungsfähiger war als jene, die nur moderat trainiert hatte. Aber das war noch nicht alles ...

Hochintensives Training bremst eventuell Entzündungen

Vor und nach den drei Trainingswochen untersuchten Forscher der Sporthochschule Köln Blutproben der MS-Patienten. Sie analysierten sie auf spezielle Eiweiße hin, die bei der multiplen Sklerose eine Rolle spielen: sogenannte Matrix-Metalloproteasen, abgekürzt MMPs. MS-Patienten haben höhere Konzentrationen dieser MMPs im Blut als gesunde Menschen. Deren Menge steigt vor allem, wenn ein neuer Schub im Anmarsch ist.

Die Eiweiße machen die Blut-Hirn-Schranke, die normalerweise das Gehirn gegenüber gefährlichen Stoffen abschottet, durchlässig. Dann wandern Immunzellen ins Gehirn ein und kurbeln Entzündungsprozesse an. Patienten erleben Symptome, die für die MS typisch sind: Muskelschwäche, Sehstörungen oder Konzentrationsprobleme. Das HIT-Training schwächte diese entzündlichen Prozesse ab, wie die Forscher herausfanden.

Bei MS-Patienten, die drei Wochen lang intensiv trainiert hatten, fanden die Forscher um Philipp Zimmer geringere Mengen an MMPs als vor der Reha. Bei der Kontrollgruppe mit dem moderaten Sportprogramm ließen sich dagegen kaum Veränderungen bei den MMP-Werten nachweisen. Die Wissenschaftler vermuten deshalb, dass die Blut-Hirn-Schranke durch das HIT viel weniger durchlässig für Immunzellen wird. Warum das so ist, ist noch unklar. Die Studienautoren gehen aber davon aus, dass bestimmte Belastungsreize notwendig sind, um diese Effekte zu erzielen. Je stärker man das System kurzfristig durch Bewegung aus der Balance bringt, umso stärker fallen die Antworten des Körpers darauf aus.

HIT bringt das Gedächtnis bei MS in Schwung

Neben den Blutwerten testeten die Forscher auch die Gedächtnisleistung und die Konzentrationsfähigkeit der MS-Patienten – und stellten positive Veränderungen fest. Bei der Gedächtnisfunktion schnitt die HIT-Gruppe viel besser ab als die Kontrollgruppe. Bei der Konzentrationsfähigkeit fanden sich Verbesserungen in beiden Gruppen.

"HIT ist eine vielversprechende Strategie, um das Gedächtnis und die körperliche Fitness bei Personen mit MS zu verbessern", schreiben die Autoren. Weitere Studien seien notwendig, um die Effekte des Trainings auf verschiedene Substanzen im Körper zu überprüfen, die an der MS beteiligt sind. HIT ist ein Training, das unter Anleitung eines Experten stattfinden sollte. Fachleute raten Patienten aber auch, im Alltag mehr an ihre Grenzen zu gehen und nicht gleich aufzugeben, wenn es körperlich anstrengend wird.

Quellen:

Zimmer, P. et al.: High-intensity interval exercise improves cognitive performance and reduces matrix metalloproteinases-2 serum levels in persons with multiple sclerosis: A randomized controlled trial. Multiple Sclerosis Journal (August 2017)

Online-Informationen der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG): www.dmsg.de (Seitenabruf: 4.9.2018)

Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220

*Quelle: www.onmeda.de

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