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Dorina, MS-Angehörige, 14 Jahre

Erfahrungsberichte

Vorurteile über MS aus dem Weg räumen

6 Minuten

Veröffentlicht am 14.07.2021  von  Dorina

Wie bei vielen Krankheiten gibt es auch bei Multipler Sklerose viele Vorurteile, mit denen meine Mutter als Betroffene und auch ich als Angehörige im Austausch mit anderen konfrontiert werden. Eines dieser hartnäckigen Vorurteile ist etwa folgende Aussage: „Alle Menschen, die an MS erkranken, landen früher oder später im Rollstuhl“.

Wer die Krankheit selbst hat bzw. Angehörige, die damit leben, weiß, dass das völliger Unsinn ist. Zu diesem Thema gibt es dutzende Studien und Statistiken. Schenkt man dem Ergebnis einer solchen Studie Glauben, sind etwa 17 Jahre nach der Diagnose fast 90 Prozent der Menschen mit MS nicht auf einen Rollstuhl oder andere Gehhilfen angewiesen. Damit lässt sich dieses Vorurteil als falsch erweisen.

Dorina mit ihrer Mutter Steffi

Vorurteil: „Lieber keine Kinder mit MS”

Ebenso häufige Vorurteile sind „Wenn man MS hat, sollte man bzw. kann man keine Kinder bekommen“ oder „MS ist vererbbar.“ Hierzu gibt es etliche Beispiele von Erkrankten, die völlig gesunde Kinder haben (zu denen ich gehöre) und für die sich nach der Geburt auch körperlich nichts oder kaum etwas geändert hat. Die Fruchtbarkeit von MS-Betroffenen ist ebenfalls nicht grundsätzlich eingeschränkt. Auch ist MS keine klassische Erbkrankheit. Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder mit einem von MS betroffenen Elternteil ebenfalls erkranken, ist nur um zwei bis drei Prozent erhöht. MS ist also nur in geringem Maße vererbbar.

Vorurteil: „MS ist ansteckend und verläuft tödlich”

Dass die Krankheit ansteckend ist, lässt sich trotz der Tatsache, dass die genaue Krankheitsursache noch ungeklärt ist, eindeutig widerlegen. MS ist auch keine tödlich verlaufende Erkrankung.

Vorurteil: „Mit MS darf man keinen Sport treiben”

Was manche nicht wissen: Sport zu treiben, wenn man an Multipler Sklerose leidet, ist gerade wichtig. Wie bei jedem (gesunden) Menschen kann Bewegung Übergewicht und andere Krankheiten vorbeugen. MS-spezifische Symptome lassen sich dadurch ebenfalls lindern. Eine geeignete Sportart hierfür ist etwa das Klettern, welches ich vor einigen Jahren zusammen mit meiner Mutter in einem Fitnessstudio betrieben habe. Nach einiger Zeit haben wir jedoch gemerkt, dass es nicht das Richtige für uns ist. Auch verschiedene Laufsportarten (z.B. Nordic Walking) und (Behinderten-)Reitsport hat meine Mutter in der Vergangenheit ausprobiert und das Walken bis heute beibehalten.

Mit Informationen gegen Vorurteile

Als Fazit kann ich nur sagen: Bevor man solche unüberlegten Aussagen trifft, sollte man sich zuerst mal informieren. Vorurteile sind letztendlich nichts anderes als unbedachte Äußerungen, die meist aus Unwissenheit gemacht werden. Mithilfe des Internets oder Zeitschriften und Flyern kann man leicht und schnell die richtigen Informationen finden.

Für Betroffene und Angehörige ist es nichts Neues, wenn Kollegen oder (neue) Freunde sie mit einer solchen Aussage konfrontieren. Auch wenn es meist nicht so gemeint ist, können diese trotzdem sehr verletzend sein und es kann sehr anstrengend sein, die Mitmenschen jedes Mal eines Besseren belehren zu müssen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sie auch nachdem man sie über ihren Irrtum aufgeklärt hat, die Informationen nicht so recht glauben möchten oder sehr überrascht sind, dass sie falsch liegen.

Würde in der Gesellschaft mehr über MS aufgeklärt werden, etwa durch Werbung im Fernsehen oder im Radio und in Zeitschriften, könnten derartige Vorurteile ebenfalls aus dem Weg geräumt werden.

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