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Dorina, MS-Angehörige, 15 Jahre

Erfahrungsberichte

Gemeinsamer Sport mit Angehörigen mit MS

8 Minuten

Veröffentlicht am 26.01.2022  von  Dorina

Bewegung kann das Wohlbefinden bei MS steigern. Wie Dorina ihre von MS betroffene Mutter zum Sport motiviert, erzählt sie in ihrem Beitrag.

Wie man einen Angehörigen mit MS motivieren kann, sich fit zu halten

Sicher kennen das einige von Euch, die eine Person mit Multipler Sklerose in der Familie haben: Einerseits wollen Betroffene sich sportlich betätigen, aber auf der anderen Seite fehlt ihnen die Motivation. Dazu kommen dann noch die Hochs und Tiefs, die die Erkrankung leider so mit sich bringt. Und schließlich können sie sich nicht dazu aufraffen, etwas für ihren Körper und ihren Geist zu tun. Da Sport in Gesellschaft häufig motiviert, haben meine Mutter und ich uns gemeinsame sportliche Hobbys gesucht, die wir regelmäßig in unseren Alltag einbauen können.

Angefangen hat das Ganze mit dem Klettern, das wir aufgrund eines Angebotes der DMSG begonnen haben. Aus Zeitgründen und der sich steigernden Höhenangst gaben wir dieses Hobby jedoch nach einiger Zeit wieder auf. Schon bevor wir gemeinsam versuchten, uns fit zu halten, nahm ich regelmäßig Reitstunden, zu denen meine Mutter mich begleitete. Das machte sie neugierig, ob es für sie auch eine Möglichkeit geben könnte, trotz bestehender Einschränkungen mit dem Reiten zu beginnen. Zunächst blieb das nur eine Idee, aber einige Zeit später inspirierte sie eine Vorstellung der Hippotherapie, sich selbst an dieser Form des therapeutischen Reitens zu versuchen. Nach etwa einem Jahr Hippotherapie genügte ihr diese Art des Reitens jedoch nicht mehr und sie beschloss kurzerhand, mit dem Behindertenreitsport anzufangen.

Geteiltes Leid ist halbes Leid

In der Zeit zwischen den Reitterminen war unser Bewegungsdrang allerdings größer als die Geduld und so begann ich, hin und wieder joggen zu gehen. Um auch hier gemeinsam aktiv zu sein, einigten wir uns darauf, dass sie mich aufgrund ihrer Abneigung zum Joggen lieber mit Walkingstöcken „bewaffnet“ begleitet. So verbrachten wir viele anregende Stunden miteinander.

Sich fit halten bedeutet aber nicht nur, schweißtreibenden Sport auszuüben, sondern kann auch in Form von Spaziergängen stattfinden. So kann je nach Belastungsgrenze und Präferenz der oder des MS-Erkrankten entschieden werden, welche Dauer und Streckenlänge ihr oder ihm mehr entgegenkommt. Je nach Lust und Laune kann man entweder allein oder gemeinsam spazieren gehen, wobei man jedoch viel weniger Überwindung braucht, wenn man in Begleitung aktiv ist.

Der Betroffene entscheidet

Ab und zu ist es aber gar nicht notwendig, einen Betroffenen zu motivieren. Vor vielen Jahren hat meine Mutter beispielsweise mit Yoga angefangen, einer Sportart, der sie bis heute treu geblieben ist. Beim Yoga hat man die Möglichkeit, es entweder allein zu Hause oder unterwegs auszuführen – oder die Übungen bei gemeinsamen Treffen mit anderen „Yogis“ zu zelebrieren. Hin und wieder lasse ich mich von dem Enthusiasmus anstecken und bin auch mit dabei.

Vor zwei Jahren stand dann die Frage im Raum, welchen Beruf ich nach dem Schulabschluss nachgehen möchte. Mein erster Gedanke war: Ich will Polizistin werden! Daraufhin meldete ich mich in einem Fitnessstudio an, um den Anforderungen des dafür erforderlichen Einstellungstests gerecht werden zu können. Meiner Mutter gefiel der Gedanke, wieder mit mir gemeinsam Sport zu treiben und so begannen wir, zusammen das Studio zu besuchen. Mittlerweile habe ich das Trainieren im Fitnessstudio aufgegeben, weil sich unter anderem mein berufliches Interesse in eine ganz andere Richtung bewegt hat. Trotz meines Ausstiegs geht meine Mutter immer noch regelmäßig ins Fitnessstudio, um sich fit zu halten.

Trotz dieser verschiedenen Möglichkeiten, Angehörige mit MS zum Sport zu motivieren, sollte man bedenken, dass das auch nicht immer möglich ist. Es geht auf keinen Fall darum, nach einem „Nein“ weiter zu versuchen, Betroffene zum Sport zu drängen, sondern um das Verständnis JEDER Antwort – auch, wenn es schwerfällt, diese zu akzeptieren. Letztendlich wissen nur die Betroffenen selbst, ob Bewegung jetzt gerade guttut oder nicht, ob sie sich dazu in der Lage fühlen oder einfach nur Ruhe brauchen. Sie kennen ihren Körper und ihre Fähigkeiten am besten, können sich selbst besser einschätzen als andere.

Dorinas Mutter auf einem Pferd

Dorina mit ihrer Mutter auf einem Stan-up-paddle-Board

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