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Alltag & Umgang

Was MS-Patienten in Zeiten von Corona jetzt wissen sollten

10 Minuten

Veröffentlicht am 25.03.2020  von  trotz ms Redaktion

Die Coronavirus Pandemie verunsichert gerade die gesamte Bevölkerung – Menschen mit MS meist sogar noch mehr. Vielleicht haben die aktuellen Entwicklungen auch Dich schon zum Grübeln gebracht? Hier erhältst Du Antworten auf die aktuell wichtigsten Fragen.

Was ist Corona eigentlich genau?

Die als Corona bekannt gewordene Erkrankung heißt offiziell „COVID-19” (= COrona VIrus Disease 2019 ). Sie wird durch das neuartige Coronavirus „Sars-CoV-2“ ausgelöst und betrifft oft die oberen Atemwege. Zu den häufigsten Symptomen zählen Husten, Halskratzen, Fieber und Muskelschmerzen. Bei den meisten bisher bekannten Fällen waren die Krankheitsverläufe mild bis moderat. Jedoch besteht insbesondere für ältere Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen, ein erhöhtes Risiko für schwere Verlaufsformen.

Symbolbild Corona-Virus

Was bedeutet Corona für MS-Betroffene?

In einer aktuellen Stellungnahme schreibt das Kompetenznetz Multiple Sklerose e. V. (KKNMS), dass es derzeit keine belastbaren Hinweise dafür gibt, dass für Menschen mit MS ein generell erhöhtes Risiko besteht, sich mit dem Coronavirus anzustecken. Allerdings ist zum jetzigen Zeitpunkt noch unklar, ob und wie sich manche (immunsuppressive bzw. immunmodulatorische) Therapieformen auf das Risiko der Infektion auswirken. Betroffene, die aufgrund ihrer MS auf einen Rollstuhl angewiesen oder bettlägerig sind, sollten jedoch laut der Deutschen Multiplen Sklerose Gesellschaft (DMSG) besonders aufpassen, sich nicht anzustecken. Sie haben zwar kein erhöhtes Infektionsrisiko, bei ihnen können Erkrankungen der Atemwege aber schwerer verlaufen – vermutlich auch bei Corona.

Was bedeutet Corona für die MS-Therapie?

Zum jetzigen Zeitpunkt sieht das KKNMS , die Fortführung einer bereits begonnenen verlaufsmodifizierende Therapie als ratsam an. Es sei denn, es besteht ein begründeter Verdacht auf eine akute Infektion. Dafür spricht auch, dass es derzeit laut des KKNMS keine belastbaren Hinweise dafür gibt, dass eine MS-Therapie das Infektionsrisiko für Corona erhöht, ein Abbruch der Therapie sich allerdings negativ auf den Krankheitsverlauf auswirken kann. Zudem ist laut des KKNMS derzeit noch unklar, ob der Krankheitsverlauf einer Coronainfektion aufgrund einer MS-Therapie schwerer verläuft. Solltest Du bei Dir Anzeichen einer Infektion – wie z. B. Fieber oder Husten – bemerken, empfehlen wir Dir jedoch in jedem Fall telefonischen Kontakt zu Deinem Behandlungsteam aufzunehmen. Gemeinsam könnt Ihr dann entscheiden, was in Deiner Situation das sinnvollste Vorgehen hinsichtlich Deiner Therapie ist.

KKNMS – wer ist das?

Das Krankheitsbezogene Kompetenznetz Multiple Sklerose (KKNMS) ist ein interdisziplinäres deutschlandweites Forschungsnetzwerk. Es hat sich zum Ziel gesetzt, die MS-Forschung voranzutreiben und die Versorgung von Betroffenen zu verbessern. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) finanziell unterstützt.

Gibt es Besonderheiten bei bestimmten MS-Therapien?

Wenn Du eine immunsuppressive Therapie erhältst, fragst Du Dich vielleicht, ob Du ein erhöhtes Ansteckungsrisiko hast. Schließlich greifen die Medikamente in das Immunsystem ein. Abgesehen davon, dass es derzeit laut KKNMS keine belastbaren Hinweise darauf gibt, äußert sich Prof. Dr. Mathias Mäurer hierzu auf seinem MS-DOCBLOG wie folgt: „die Grippewellen [hatten] keine katastrophalen Auswirkungen auf MS Patienten unter einer immunmodulatorischen Therapie – daher gibt es auch jetzt keinen Grund zur Panik.“ Gleichzeitig empfiehlt er allen Patienten unter einer immunmodulatorischen Therapie, die Maßnahmen der Infektionsprophylaxe zu befolgen.

Bisher liegen zu wenige belastbare Daten vor, um spezifische Aussagen über das Risiko einzelner Therapieformen in Bezug auf Covid-19 zu treffen. Die KKNMS rät aber, sorgfältig auf mögliche Anzeichen für eine Infektion zu achten. Bei immunsuppressiven Medikamenten kann das Immunsystem besonders in den ersten Wochen nach der Anwendung vorübergehend leicht geschwächt sein. Hier findest Du eine Liste der einzelnen MS-Medikamente und der möglichen Risiken.

Welche Maßnahmen können vor einer Ansteckung mit Corona schützen?

Ob erhöhtes Risiko oder nicht – wir alle sollten jetzt dazu beitragen, die Ausbreitung des Virus einzudämmen. Mit den folgenden Verhaltensregeln, die das Bundesgesundheitsministerium derzeit empfiehlt, kannst Du Dich und andere vor einer Ansteckung schützen:

  • Wasche Deine Hände regelmäßig für etwa 20 bis 30 Sekunden mit Seife. Hier findest Du eine Anleitung für richtiges Händewaschen.
  • Wenn Du niesen oder husten musst, benutze ein Einwegtaschentuch. Entsorge es anschließend direkt in einem Abfalleimer mit Deckel. Hast Du kein Taschentuch zur Hand, benutze Deine Armbeuge.
  • Das Virus gelangt über die Schleimhäute von Mund und Nase in den Körper. Versuche deshalb, Dir möglichst wenig ins Gesicht zu fassen.
  • Halte, wenn möglich, einen Abstand von 1 bis 2 Metern zu anderen Menschen ein.
  • Verzichte möglichst auf öffentliche Verkehrsmittel, auf den Besuch von Veranstaltungen mit vielen Menschen und auf Reisen.
  • Bleibe, so oft es geht, zu Hause und reduziere persönliche Kontakte auf das Nötigste. Telefon, Internet oder auch Social Media bieten Dir die Möglichkeit gerade in dieser besonderen Zeit, mit Deinen Lieben in Kontakt zu bleiben.
  • Sollten bei Dir Symptome auftreten, die auf Corona hindeuten könnten, melde Dich schnellstmöglich telefonisch bei Deinem Arzt.

Wenn Du Dir unsicher bist, besprich Deine individuelle Situation mit Deinem Behandlungsteam. Halte die empfohlenen Verhaltensregeln ein. So kannst Du Dich und andere am besten vor einer Ansteckung schützen. Außerdem solltest Du Dich vor dem Hintergrund, dass sich Informationen zu Corona täglich ändern, stets auf dem Laufenden dazu halten. Nutze dazu am besten vertrauensvolle Quellen wie z.B. die Seite des Robert-Koch-Instituts (RKI), des Bundesgesundheitsministeriums (BMG) sowie der Weltgesundheitsorganisation (WHO).

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