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Therapie & Medikamente

BTK-Inhibitoren: Neue Hoffnung bei MS?

5 Minuten

Veröffentlicht am 14.12.2023  von  trotz ms Redaktion

Bereits heute lässt sich die MS wirksam behandeln. Herausfordernd bleibt jedoch die Therapie der schleichenden Progression, die maßgeblich zur Zunahme der Beeinträchtigungen beiträgt. Eine weitere Wirkstoffklasse, die Bruton-Tyrosinkinase (BTK)-Inhibitoren, könnte hier einen vielversprechenden Ansatz darstellen. Das zeigen mehrere Studien, die auf dem diesjährigen ECTRIMS vorgestellt wurden.

Fehlgeleitete B-Zellen spielen eine entscheidende Rolle im Krankheitsgeschehen der MS. Da liegt es nahe, dass weitere MS-Medikamente entwickelt werden, die sich ebenfalls gegen die B-Zellen richten. Dazu gehören auch die BTK-Inhibitoren (BTK-Hemmer), die bereits bei anderen Erkrankungen erfolgreich zum Einsatz kommen. Auf dem ECTRIMS 2023 wurden jetzt mehrere Studien vorgestellt, die den Einsatz von BTK-Inhibitoren bei MS untersuchen.

Was ist ECTRIMS?

Das European Committee for Treatment and Research in Multiple Sclerosis, kurz ECTRIMS, ist die weltgrößte Organisation, die sich der Erforschung und Behandlung der MS verschrieben hat. Einmal im Jahr veranstaltet sie die wichtigste MS-Tagung, den ECTRIMS-Kongress, auf dem sich Expertinnen und Experten aus aller Welt zu den neuesten Entwicklungen rund um die MS austauschen.

Wie wirken BTK-Inhibitoren bei MS?

Die Bruton-Tyrosinkinase (BTK) ist ein Enzym, das in verschiedenen Immunzellen vorkommt – so auch in B-Zellen. Hier trägt es zur Reifung und Vermehrung der B-Zellen bei. Bei MS fördert die BTK dadurch die Aktivität der fehlgeleiteten B-Zellen und damit die Entzündungsprozesse. So konnte gezeigt werden, dass BTK in den Entzündungsherden bei MS deutlich erhöht vorkommt.1 BTK-Inhibitoren können die BTK in den fehlgeleiteten B-Zellen hemmen und damit deren Aktivität. Die Entzündung kann also abklingen.

Darüber hinaus fördert die BTK die Aktivität eines weiteren wichtigen Zelltyps in den Entzündungsherden: die Mikroglia. Dies sind im zentralen Nervensystem (ZNS) ansässige Immunzellen. Sie gelten bei MS als Schlüsselfaktoren für die schleichende Progression und die Schädigung der Nerven – und tragen damit entscheidend zu MS-bedingten Beeinträchtigungen bei.1,2

Welche Vorteile könnten BTK-Inhibitoren bei MS bringen?

Aufgrund ihrer geringen Größe können BTK-Inhibitoren nachgewiesenermaßen die Blut-Hirn-Schranke überwinden.3 Und das könnte insbesondere bei der Behandlung der schleichenden Progression einen Fortschritt bedeuten. Aber warum ist das so? Neben der akuten Entzündung finden im ZNS auch chronische Entzündungsprozesse statt. Diese tragen maßgeblich zur schleichenden Progression und damit zur fortschreitenden Zunahme von Beeinträchtigungen bei. Verantwortlich für diese chronische Entzündung sind vermutlich Immunzellen, die hinter einer intakten Blut-Hirn-Schranke im ZNS eingeschlossen sind. Da BTK-Inhibitoren ins ZNS vordringen können, könnten sie hier effizienter die chronische Entzündung verringern – und auch auf die Mikroglia ihre Wirkung entfalten.

Wie ist der aktuelle Forschungsstand zu BTK-Inhibitoren bei MS?

Aktuell laufen mehrere klinische Studien, die die Wirksamkeit und Sicherheit verschiedener BTK-Inhibitoren bei Menschen mit RMS, SPSMS und PPMS prüfen.4 Die vorläufigen Ergebnisse dieser Studien sind vielversprechend. Eine abschließende Bewertung der Wirksamkeit und Sicherheit der einzelnen BTK-Inhibitoren bei MS steht jedoch noch aus.

Inhaltlich geprüft: M-DE-00019095

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