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Sandra, SPMS-Betroffene, 56 Jahre

Erfahrungsberichte

Klettern – sich sportlichen Herausforderungen stellen

5 Minuten

Veröffentlicht am 15.02.2018  von  Sandra

Wie Ihr schon von mir erfahren habt, hat mich mein Therapeut auf das Klettern aufmerksam gemacht. Ich dachte mir, es ist nie verkehrt, sich sportlichen Herausforderungen zu stellen und immer wieder Neues auszuprobieren.

Das Bewegungsmuster beim Klettern ähnelt stark dem im Körper fest verankerten Bewegungsmuster des Krabbelns. Klettern ist also eine Art „Krabbeln in der Vertikalen”. Nicht nur Arme und Hände, wie es vielleicht auf den ersten Blick erscheinen mag, sondern auch die Rumpfmuskulatur und Beine werden über die diagonalen Muskelketten extrem beansprucht. Diese weitergeleitete Muskelanspannung macht man sich beim therapeutischen Klettern zunutze.

Hier geht es darum, dass Menschen, die in Teilbereichen oder im ganzen Körper beeinträchtigt sind (also auch Rollstuhlfahrer!), über diese weitergeleitete Kraft einen Körperteil anspannen und sich dadurch auch Kraft in sonst schwacher Muskulatur aufbaut.

Kletterwand

Wie sieht sowas praktisch aus?

Wir stellen uns vor: Die Hände haben Sensibilitätsstörungen, die Beine sind geschwächt, die Knie schlagen beim Gehen durch, die Füße schlurfen. Über das Hochziehen des Körpers mit den Armen baut sich in der Rumpfmuskulatur so viel Kraft auf, dass die Beine die Möglichkeit haben, sich einen guten Tritt zu suchen und genügend Kraft haben, durch starkes Einstemmen den Körper nach oben zu drücken. Aber was ist, wenn die Beine durch eine starke Spastik beeinträchtigt sind und man auf den Rollstuhl angewiesen ist? Auch wenn die eigene Kraft in den Beinen nicht ausreicht, die gelähmten Körperteile zur Arbeit zu motivieren, gibt es Möglichkeiten: Zum Beispiel kann ein geübter Helfer hinterher klettern und unterstützten. Er hat die Aufgabe, die Füße zu Positionieren und dem Kletternden dadurch die Möglichkeit zu geben, die schwache oder spastische Muskulatur zum Stemmen zu bewegen.

Selten kann eine Spastik so gut gehemmt werden wie hier!

Aufgrund der (selbstgewählten) Höhe, der geringen Unterstützungsfläche und der großen Anstrengung (in selbstgewählter Intensität) kommt es zu einer starken Adrenalinausschüttung, die auch Kletterer mit Höhenangst zu ungeahnten Leistungen bringt. Durch das gute Sichern des Therapeuten sind Pausen jederzeit möglich. Und was ist schöner, als seine Kraftübungen und Therapieeinheiten an bunten Griffen oder gar in freier Natur zu vollführen?

Den Alltag mit mehr Selbstvertrauen besser meistern

Doch Klettern verbessert nicht nur die motorischen Fähigkeiten, es steigert auch das Selbstvertrauen und erhöht das Selbstwertgefühl. An der Kletterwand kann jeder seine Grenzen ausloten. Ich habe durch diese Sportart mehr Mut gewonnen und traue mir dadurch auch im Alltag mehr zu. Es ist für mich wie ein kleines Wunder, diese Wand zu erklimmen.

Nachteile gefällig? Die Suchtgefahr ist hoch!!!

Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220

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