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Manuela B., MS-Schwester, 40 Jahre

Erfahrungsberichte

Therapiemanagement von MS-Patienten

7 Minuten

Veröffentlicht am 01.03.2018  von  Manuela B.

Je besser die Therapie eines Patienten geplant wird, desto erfolgreicher kann die Behandlung verlaufen. Ein wesentlicher Aspekt ist hierbei, dass alle Beteiligten sich ihrer Verantwortung bewusst sind, diese wahrnehmen und als Team zusammenarbeiten können.

Nicht nur die optimale Aufklärung von Patienten seitens des behandelten Arztes, sondern auch die MS-Nurse, die Pflegenden und die medizinischen Fachangestellten sollten auf einem hohen Standard über den Umgang mit Erkrankung, Medikamenten und Patienten geschult sein. Dann lässt sich ein standardisierter Behandlungsplan auch leicht im Praxisalltag umsetzen und eine kontinuierliche und „ganzheitliche“ Betreuung von Patienten verwirklichen. Sogenannte SOPs (Standard Operating Procedure) helfen dem gesamten Team, einen Ablaufplan von hohem Niveau für jede einzelne Therapie zu gewährleisten.

Mensch, sind das viele Dinge, die beachtet werden sollen!

Wie bei jeder Erkrankung und in jedem größeren Unternehmen, helfen auch bei MS Leitfäden, also SOPs, dem Behandlungsteam gewisse Prozesse zu standardisieren. Diese können auch individuell auf jede Gepflogenheit der Praxis oder Klinik angepasst werden. Das Qualitätsmanagement ist aus unserem Berufsalltag nicht mehr wegzudenken.

Diese Leitfäden beinhalten nicht nur die ärztliche Checkliste vor der Einstellung auf ein neues Medikament, sondern auch die Schritte für die MS-Nurse, den Pflegenden und der medizinischen Fachangestellten. Zum Beispiel, zu welchem Zeitpunkt müssen Laborkontrollen laufen? Welche Parameter sind bei welcher Therapie am wichtigsten? Welche Untersuchungen müssen vor der Einstellung gemacht werden? Hat der Patient einen ausreichenden Impfstatus?

Diese und noch viele andere Fragen können in einer Art Checkliste angefertigt werden. Die Einarbeitung von neuen Mitarbeitern läuft dadurch schneller und effizienter ab. Aber auch der Patient bekommt dadurch mehr Übersicht und Kontrolle und damit ein Gefühl von Sicherheit. Denn die MS-Schwester X in Stadt A arbeitet genauso wie die Schwester Y in Stadt B. Alle Mitglieder des Teams – Patient, Arzt, MS-Schwester usw. – sind somit auf einem Stand und können an einem Strang ziehen.

Wie könnte eine SOP aussehen?

Ihr könnt Euch die SOP wie eine Art Tabelle vorstellen. In dieser werden alle einzelnen Kennzahlen und Verabreichungsvorgaben festgehalten:

  • Für welche Erkrankung ist das Medikament laut Fachinformation und laut des Krankheitsbezogenen Kompetenznetz Multiple Sklerose zugelassen?
  • Welche Gegenanzeigen wurden definiert?
  • Wie ist die Therapiepause bei Umstellung des Patienten von Medikament A auf Medikament B?
  • Welche (Vor-)Untersuchungen sind notwendig (z. B. Impfungen, MRT)?
  • Über welche Punkte muss der Patient vor Therapiestart aufgeklärt werden (z. B. Wirkungsweise, Dosierung, Notwendigkeiten, Nebenwirkungen)?

Diese Liste lässt sich nach individuellen Bedürfnissen erweitern, sodass jeder Arzt und jede Nurse an einem MS-Zentrum auf die gleiche Weise arbeiten.

Für alle Medikamente kann eine eigene SOP entworfen werden. Auch verschiedene Krankheitsbilder können mit ihrem Diagnoseweg für Jungärzte oder neues Personal einen Einblick geben und somit auch einen Qualitätsstandard gewährleisten. Die Aufklärung und die Begleitung der Patienten werden vereinfacht und somit transparent für das gesamte Team.

Teamwork

Der Weg zum Standard – ist steinig, aber er lohnt sich!

Das Schulen des Personals ist das A und O. Hinzu kommt die ausführliche Aufklärung des Patienten. Seine Eigenverantwortlichkeit wird berücksichtigt. Gerade bei Kontrollterminen, wie Blutabnahmen, wird der Patient aktiv beim Verwirklichen eines optimalen Therapieziels miteinbezogen. Dies kann man zum Beispiel mit Hilfe eines Tagebuchs umsetzen. So wird auch der Patient selbst zum Teil des Behandlungsteams.

Das Implementieren eines Qualitätsstandards in jeder Praxis ist unabdingbar. Selbstverständlich ist das Erstellen solcher Pläne nicht in zwei Arbeitstagen getan. Wahrscheinlich kostet es nicht nur Zeit, sondern auch ein paar Nerven. Alle wollen ja zufrieden sein und damit arbeiten können. In klinischen Studien steht die Sicherheit des Patienten an oberster Stelle, dieser Weg ist ein Schritt zu mehr Sicherheit. Die Sicherheit ist nicht nur für den Patienten, sondern auch für das gesamte Behandlungsteam wichtig. Denn so kann nichts vergessen werden.

Die Eigenverantwortlichkeit der Patienten und die optimale Betreuung durch das Behandlungsteam zeigen uns jedes Jahr aufs Neue unseren ganz eigenen Erfolg. Je kritischer jeder seinen Behandlungsplan betrachtet, umso größer ist der Erfolg im Ganzen und umso besser arbeiten Patienten und ihr Behandlungsteam zusammen.

Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220

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