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medikamentöse Therapie

Nachgefragt: Therapieanpassung bei MS

5 Minuten

Veröffentlicht am 05.12.2017  von  trotz ms Redaktion

Professor Ziemssen ist auf die Therapie von Multipler Sklerose spezialisiert. In dem von ihm gegründeten Multiple-Sklerose-Zentrum am Zentrum für klinische Neurowissenschaften in Dresden behandeln er und seine KollegInnen jährlich über 1.000 MS-Patienten. Dass sich eine frühe und optimierte Therapie positiv auf den Verlauf einer MS-Erkrankung auswirkt, davon ist Professor Ziemssen überzeugt.

Prof. Dr. Tjalf Ziemssen ist Direktor des Zentrums für Klinische Neurowissenschaften am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus in Dresden. Von 2000 bis 2003 hat er am Max-Planck-Institut für Neurobiologie in München-Martinsried geforscht. Im Jahr 2004 baute er das neuroimmunologische Labor (NIL) in Dresden auf. Darüber hinaus gründete der Neurologe 2007 das Multiple-Sklerose-Zentrum am Universitätsklinikum in Dresden.

Wie kann ich sichergehen, dass ich die für mich richtige Therapie erhalte?

Die richtige Therapie erkenne ich vor allem daran, dass ich die für mich festgelegten Therapieziele erreiche. Wenn dabei keine Nebenwirkungen auftreten, handelt es sich um die aktuell optimale Therapie. Die Therapieziele setzt der Arzt gemeinsam mit jedem Patienten fest. Diese haben sich im Laufe der Zeit aber gewandelt: Vor zehn Jahren war es beispielsweise Ziel, dass weniger Schübe auftreten. Daraufhin kam die Erwartung auf, dass Patienten schubfrei werden sollen. Und der nächste Schritt war, die Krankheitsaktivität komplett einzudämmen.

Sollte meine MS-Therapie regelmäßig angepasst werden?

Wenn alles optimal läuft, ist das nicht notwendig. Treten aber zum Beispiel Nebenwirkungen auf oder ist der Verlauf nicht so wie gewünscht, dann muss die Therapie angepasst werden. Für den Fall, dass die Erkrankung trotz Therapie weiter aktiv ist, greift der behandelnde Arzt zu einer stärkeren Therapie. Falls ein Patient seine Therapie nicht verträgt, kann der Arzt eine ähnliche Therapie oder ein Nachbarmedikament verordnen.

In welchen Abständen sollte überprüft werden, ob die verordnete Therapie weiterhin die richtige für mich ist?

Im Prinzip sollte das in jedem Termin beim Neurologen geklärt werden. Deshalb ist es wichtig, dass Patienten regelmäßig zu ihren Kontrolluntersuchungen gehen. Diese finden meist im Abstand von drei Monaten statt. Dabei stellt der Arzt die aktuelle Therapie immer auf den Prüfstand.

Wann sollte ich aktiv werden und den Arzt auf eine mögliche Therapieanpassung ansprechen?

Krankheitsaktivität im Sinne von neuen Entzündungsherden muss der Patient erst einmal nicht selbst bemerken. Nur das MRT kann diese aufdecken. Wenn der Patient das Gefühl hat, dass sich die Erkrankung verschlechtert und bestimmte krankheitsbedingte Beschwerden auftreten, sollte er unbedingt seinen Arzt aufsuchen.

Ist eine Therapieanpassung jederzeit möglich?

Das hängt von der jeweiligen Therapie ab. Da jede Therapie einen anderen immunologischen Wirkmechanismus hat, lässt sich nicht jede Therapie sofort umstellen. Es gibt Therapien, die eine längere Wechselzeit benötigen. Ist dies der Fall, muss der Arzt den Therapiewechsel genau planen.

Beispielsweise kann ein Patient ohne großen Aufwand von den klassischen Basistherapeutika auf jede andere stärkere Therapie wechseln. Anders verhält es sich bei Therapien, die ins Immunsystem eingreifen. Diese Therapien umzustellen, ist deutlich schwieriger. Hierbei muss der Arzt warten, bis die Veränderungen des Immunsystems so rückläufig sind, dass die zweite Therapie beginnen kann.

Es ist wichtig, dass Neurologe und Patient hierbei eng zusammenarbeiten. Es gilt, genau zu besprechen, welche Therapie auf den jeweiligen Patienten und dessen Bedürfnisse zugeschnitten ist und wie der Therapiewechsel genau ablaufen wird.

Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220

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