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Bewegung & Kognition

Mit Leichtigkeit voran: Die Feldenkrais-Methode bei MS

7 Minuten

Veröffentlicht am 05.11.2019  von  trotz ms Redaktion

Ob beim Gehen, Tanzen oder Fahrradfahren – bei jeder noch so kleinen Bewegung sind in unserem Körper zahlreiche Muskeln in Aktion. Doch was tun, wenn es beim Bewegen hakt, Gehstörungen auftreten oder Probleme mit dem Gleichgewicht? Eine Möglichkeit dagegen anzugehen, ist die Feldenkrais-Methode. Sie kann Dir helfen, den eigenen Körper neu wahrzunehmen und neue Bewegungsmuster auszuführen. Damit ist sie für viele MS-Patienten ein Schritt zu mehr Mobilität und Lebensqualität.

Frau mit MS beim Feldenkrais

Was steckt also hinter der Feldenkrais-Methode? Entwickelt hat sie Moshé Feldenkrais, der Judoexperte, Ingenieur und Physiker war. Seine wissenschaftlichen Erforschungen der menschlichen Bewegungsabläufe inspirierten ihn dazu, ein System für das Erlernen neuer Bewegungsmöglichkeiten zu entwickeln. Das Besondere daran ist: Die Feldenkrais-Methode nutzt die in uns angelegte Mechanik, nach der unser Nervensystem unsere Bewegungen koordiniert, um gewohnte Bewegungen zu verbessern.

Feldenkrais-Methode in der Gruppe oder allein üben

Geübt wird in der Gruppe und im Einzelunterricht. Im Gruppenunterricht kannst Du erfahren, wie vielfältig unser Bewegungsspektrum ist und Dich spielerisch ausprobieren. Eine Einzelstunde, Funktionale Integration genannt, richtet sich nach Deinen individuellen Bedürfnissen. Dabei erlernst Du geführt von einem Lehrer neue effizientere Bewegungen für Dich selbst.

Die positiven Auswirkungen der Feldenkrais-Methode bei MS:

  • Respektvoller und achtsamer Umgang mit sich selbst
  • Neues Körpergefühl entwickeln
  • Körperteile ganz bewusst spüren
  • Langsames Bewegen ohne Anstrengung
  • Neue Bewegungsmöglichkeiten ausprobieren
  • Neue Kräfte entdecken
  • Zur Ruhe kommen
  • Bewegungen besser koordinieren
  • Verbesserte Steuerung des Muskeltonus (bei Spastiken)

Bewegungskaskade als Grundlage für die Körperbewegung

Schon als kleines Kind sucht Dein Körper immer wieder neue Möglichkeiten, um Bewegungen möglichst ohne Aufwand auszuführen. Wenn Du eine Bewegung machst, spielen sich in Deinem Gehirn verschiedene Schritte ab. Diese nennen Wissenschaftler auch „Koordinationskaskade“. Ziel der Feldenkrais-Methode ist es, Deine Bewegungskoordination ständig zu überwachen und optimal anzupassen. Im Folgenden erfährst Du, wie die Bewegungskaskade abläuft.

Ziele setzen
Im ersten Schritt legst Du fest, wohin Du gehst und was Du erreichen möchtest. Je nachdem, was Du Dir zum Ziel gesetzt hast, macht sich Dein Nervensystem dafür bereit, die Bewegungen auszulösen und zu koordinieren.

Aufmerksamkeit richten
Du stellst Dir die gewünschte Handlung vor und aktivierst dadurch die Nervenzentren, deren Aufgabe es ist, die Bewegung auszuführen. Grundlage dafür ist Dein im Gehirn gespeichertes Körperbild.

Planen und Programmieren
Das sogenannte Planungsbüro unseres Gehirns kommt in Fahrt: Es entwirft komplexe Bewegungsmuster und legt fest, welche Muskeln die Bewegung ausführen und welchen Kraftaufwand sie dafür einsetzen sollen.

Bewegen
Dein Körper führt die geplanten Bewegungen aus. Währenddessen ist die Körperwahrnehmung aktiv und Dein Gehirn erfährt über Rückkopplungsschleifen, ob der Bewegungsablauf nach Plan verläuft. Falls nicht, verbessert es die Bewegungen, damit Du Dein Ziel erreichen kannst.

Wie funktioniert die Feldenkrais-Methode bei MS?

Im Feldenkrais-Unterricht probierst Du ohne Ziel spielerisch Bewegungen aus und beobachtest Deine Körperwahrnehmung. Dabei beziehst Du Dein Körperbild mit ein und machst Dir Bewegungsvorstellungen bewusst. Indem Du flexibel und aufmerksam bleibst, bist Du offener für Rückmeldungsschleifen zwischen Körper und Gehirn. Du nimmst bewusst wahr und diese Informationen kann Dein Gehirn optimal verarbeiten. Auch die Planung von Bewegungsmustern wird geübt: Du variierst immer wieder und versuchst herauszufinden, welche Bewegungen sich leicht und gut anfühlen. Auch beim Ausführen der neuen Bewegungsmuster prüfst Du kontinuierlich, was Du spürst: Leichtigkeit? Wenn ja, behältst Du das Bewegungsmuster bei. Wenn nicht, suchst Du eine andere Bewegungsvariation.

Wenn Du Probleme beim Gehen oder mit dem Gleichgewicht hast, probiere die Feldenkrais-Methode vielleicht einmal aus. Auch für Menschen ohne Einschränkungen eignet sie sich, um Bewegungsabläufe zu verbessern und eine klarere Körperempfindung zu gewinnen. Die Kosten für die Feldenkrais-Methode musst Du in den meisten Fällen selbst übernehmen, da die meisten Krankenkassen diese nur in Ausnahmefällen tragen. Hier findest Du eine Liste von 75 Krankenkassen mit Angabe zur Kostenübernahme.

*Quelle: DMSG

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