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Veröffentlicht am 14.11.2018 von Onmeda
Eine multiple Sklerose verläuft oft über Jahre in Schüben. Manchmal geht sie jedoch in eine kontinuierlich fortschreitende Form über. Jetzt haben Forscher Risikofaktoren identifiziert, die diese fatale Veränderung im Krankheitsverlauf begünstigen.
Die schubförmige MS ist die mit Abstand häufigste Verlaufsform der Nervenerkrankung multiple Sklerose (MS). Zwischen den Schüben liegen symptomfreie Intervalle, die unterschiedlich lang ausfallen können. Bei einem Teil der Patienten geht die schubförmige Variante jedoch im Lauf der Zeit in eine kontinuierlich fortschreitende Form über, die viel schwerer zu behandeln und in ihren Auswirkungen für den Patienten fataler ist.
Mediziner bezeichnen diese Verlaufsform als sekundär-progressive MS, abgekürzt SPMS. Welche Patienten sie trifft, lässt sich bislang nicht vorhersagen. Denn die Faktoren, die beeinflussen, wie sich die Autoimmunerkrankung MS individuell entwickelt, sind noch weitgehend unbekannt. Erste Antworten fanden jetzt Forscher von der Universität Padua in Italien. Ihre Ergebnisse veröffentlichten sie im renommierten Fachmagazin Neurology.
An der Studie nahmen 219 Patienten teil, die unter einer schubförmiger-remittierenden MS (RRMS) litten. Zu Beginn der Nervenkrankheit und dann im Durchschnitt 7,9 Jahre später bestimmten die Forscher mit bildgebenden Verfahren die Anzahl der Schäden (Läsionen) in der Hirnrinde und der weißen Substanz sowie die Dicke der Hirnrinde. Zusätzlich ermittelten sie die Anzahl früher Schübe in den ersten zwei Jahren und verfolgten den langfristigen Verlauf der MS. Daneben analysierten sie Faktoren, die das Risiko für den Übergang von der schubförmigen zur fortschreitenden MS beeinflussen könnten, etwa das Alter der Patienten bei der Diagnose.
Im Laufe von rund sechs Jahren ging der Krankheitsverlauf bei 59 Patienten (27 Prozent) in eine sekundär-progressive MS über. Wer zu Beginn der Erkrankung eine höhere Anzahl von Läsionen in der Hirnrinde aufwies, hatte ein höheres Risiko, eine SPMS zu entwickeln:
Auch die Anzahl früher Schübe erwies sich in der Studie als entscheidender Risikofaktor für den Übergang zur kontinuierlichen fortschreitenden MS-Form SPMS. Patienten mit vielen frühzeitigen Entzündungsschüben wiesen mehr und ausgedehntere Läsionen in der Hirnrinde auf als jene, bei denen die Schubzahl moderat oder gering ausfiel. Auch die weiße Substanz war stärker angegriffen und wies größere Schäden auf. Zudem erlitten die Patienten im Laufe der Zeit einen stärkeren Schwund der Hirnrinde, daneben setzte der Übergang zur sekundär-progressiven MS früher ein.
Die statistische Auswertung zeigte, dass das Risiko für die SPMS umso stärker anstieg ...
"Ausgeprägte Schäden der Hirnrinde zu Beginn der Erkrankung sind mit schweren entzündlichen Prozessen verknüpft. Und diese machen die Patienten in hohem Maß anfällig für einen schnellen Übergang in die progressive Phase", schlussfolgern die Studienautoren. Anhand ihres Alters bei Beginn der Erkrankung, der Anzahl früher Schübe und dem Ausmaß der Hirnschädigungen ließen sich jene Patienten aufspüren, die ein hohes Risiko für die SPMS hätten. "Sie können vielleicht von anderen, wirksameren Behandlungen profitieren", so die Forscher.
Quellen:
Scalfari, A. et al.: The cortical damage, early relapses, and onset of the progressive phase in multiple sclerosis. Neurology (Mai 2018)
Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220
*Quelle: www.onmeda.de
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