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Ursachen

Marker im Blut zeigt Ausmaß der Nervenschäden bei MS

6 Minuten

Veröffentlicht am 30.04.2019  von  Onmeda

Forscher haben einen neuen Biomarker ausfindig gemacht, der Rückschlüsse auf das Ausmaß der Nervenschäden und den Krankheitsverlauf bei multipler Sklerose zulässt. Auch ob eine Therapie anschlägt, lässt sich so besser einschätzen.

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Multiple Sklerose (MS) richtet Schäden an den schützenden Nervenhüllen im Gehirn und Rückenmark an. Körpereigene Immunzellen – die sogenannten T-Helfer-Zellen – richten sich fehlgeleitet gegen das Myelin und zerstören es allmählich. Die Folgen dieser Nervenschäden sind erheblich: von Gefühlsstörungen und Sehproblemen bis hin zu körperlichen Behinderungen. Die Schwere der MS und der körperlichen Einbußen hängt vom Ort der Schäden, aber auch von der Anzahl dieser Läsionen im Nervensystem ab.

Jetzt entdeckten Forscher einen Biomarker im Blut, der möglicherweise zuverlässige Rückschlüsse auf das Ausmaß der Nervenschäden, den Krankheitsverlauf und das Ansprechen auf eine MS-Therapie zulässt. Dies sei ein "bahnbrechender Erfolg", urteilt Prof. Frauke Zipp, Direktorin der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz.

Eiweiß zeigt den Grad der Nervenschädigung

Dabei handelt es sich um ein spezielles Eiweiß im Blutserum: das sogenannte Neurofilament light chain protein, abgekürzt NfL. Dieses ist ein Bestandteil des Gerüsts von Nervenzellen. Beim Abbau des Myelins werden diese Bruchstücke in die Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit und schließlich ins Blut freigesetzt. Bei Patienten mit multipler Sklerose und anderen neurodegenerativen Erkrankungen lässt sich das NfL im Blut durch einen sehr empfindlichen Test nachweisen.

In einer Studie hatten Forscher die NfL-Spiegel von 74 Patienten gemessen, die entweder unter dem klinisch isolierten Syndrom CIS (einer Frühform der MS) oder einer schubförmig-remittierenden MS litten. Bei allen fertigten Ärzte zu Beginn der Studie und noch einige Male danach Bilder vom Gehirn mittels Magnetresonanztomografie (MRT) an, um vorhandene Läsionen sichtbar zu machen. Je größer das Ausmaß der Läsionen und je kleiner das Gehirnvolumen war, umso höher war die Menge des NfL im Blut. Eine Behandlung mit krankheitsmodifizierenden Medikamenten senkte den NfL-Spiegel dagegen wieder.

"Obgleich noch viele Fragen zu klären sind, können wir davon ausgehen, dass NfL als prognostischer Serum-Biomarker infrage kommt", erklärt Neurologin Zipp. Auch die Wirksamkeit einer MS-Behandlung lasse sich durch dieses Eiweiß überprüfen. Zwar habe die MS-Therapie in den letzten zwei Jahrzehnten wichtige Erfolge verzeichnet, so Zipp. Sichere Aussagen über den Verlauf, das Fortschreiten der Behinderungen und eine weitere Prognose der MS seien jedoch weiterhin ein großes Problem. Genau hierbei könnte der neue Biomarker Ärzten zukünftig helfen.

MS beeinträchtigt Körper und Seele schwer

Die multiple Sklerose ist die häufigste chronisch-entzündliche Erkrankung des Zentralnervensystems. Die chronische Nervenerkrankung ist eine große Herausforderung, da sie eine Vielzahl körperlicher, kognitiver und psychischer Probleme nach sich zieht. Dazu gehören Behinderungen des Bewegungsablaufs, Gedächtniseinbußen, Störungen der Informationsverarbeitung, die Fatigue oder Depressionen. Multiple Sklerose betrifft weltweit rund 2,3 Millionen Menschen. In Deutschland erkrankten allein im Jahr 2015 knapp 13.000 Menschen neu an der Autoimmunerkrankung MS. Frauen sind deutlich häufiger betroffen als Männer.

Quellen:

Khalil, M. et al.: Neurofilaments as biomarkers in neurological disorders. Nature Reviews Neurology (August 2018)

Siller, N. et al.: Serum neurofilament light chain is a biomarker of acute and chronic neuronal damage in early multiple sclerosis. Multiple Sclerosis Journal (März 2018)

Online-Informationen der Deutschen Gesellschaft für Neurologie: www.dgn.org (Seitenabruf: 7.12.2018)

Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220

*Quelle: www.onmeda.de

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