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Veröffentlicht am 19.09.2018 von Onmeda
Ärzte überwachen den Verlauf der multiplen Sklerose in der Regel mit MRT-Bildern des Gehirns. Manchmal finden sich die Entzündungsherde jedoch ausschließlich im Rückenmark, wie eine aktuelle Studie zeigt. Ärzte müssten deshalb beides – Gehirn und Rückenmark – im MRT unter die Lupe nehmen, so die Forderung.
In der Diagnostik der multiplen Sklerose (MS) ist die Magnetresonanztomografie (MRT) schon lange fester Bestandteil – auch Kernspin genannt. Bilder sowohl aus dem Gehirn als auch vom Rückenmark zeigen anfangs, wie es um die Entzündungsaktivität, um das Ausmaß der Schäden an den Nervenzellen und das Gehirnvolumen bestellt ist. Bei der Kontrolle und Überwachung der MS, etwa um die Krankheitsaktivität oder den Erfolg bestimmter MS-Therapien zu beobachten, fertigen Radiologen dagegen meist nur noch MRT-Bilder des Gehirns an.
Forscher der Universität La Sapienza in Rom (Italien) fordern nun, bei der Verlaufskontrolle der Autoimmunkrankheit zusätzlich Kernspin-Aufnahmen des Rückenmarks miteinzubeziehen. Über diesen Punkt gibt es seit einigen Jahren kontroverse Diskussionen. Auf dem 4. Kongress der European Academy of Neurology (EAN) in Lissabon untermauerten die Forscher aus Rom ihre Hypothese mit neuen Studienergebnissen: Bei bestimmten MS-Patienten würden die alleinigen MRT-Aufnahmen des Gehirns versagen und das Fortschreiten der MS werde häufig unterschätzt.
In ihrer Studie untersuchten die Forscher speziell die Entzündungsaktivität im Rückenmark. Sie wollten herausfinden, ob diese auch unabhängig vom Gehirn auftreten kann. An der Untersuchung nahmen Patienten mit der Diagnose multiple Sklerose teil, bei denen Ärzte mindestens zwei verschiedene MRT-Aufnahmen (Gehirn und Rückenmark) zu zwei verschiedenen Zeitpunkten (mit einem Abstand von mindestens 30 Tagen) durchgeführt hatten.
Eine Entzündungsaktivität definierten sie so: Entweder im Gehirn, dem Rückenmark oder in beiden Strukturen des zentralen Nervensystems musste mindestens eine Läsion, also ein Nervenschaden, vorliegen, in der sich das Kontrastmittel Gadolinium (Gd) anreichert. Das Mittel injizieren Radiologen ins Blut. Von dort aus wandert es zu aktiven Entzündungsherden im Gehirn oder im Rückenmark und macht diese auf MRT-Bildern sichtbar.
Insgesamt analysierten die Forscher 5.717 Bilder. Davon zeigten 79 Prozent keinerlei verstärkte Anreicherung von Gadolinium. Auf den verbleibenden knapp 1.200 Bildern entdeckten sie Folgendes:
Die Schlussfolgerung der Forscher lautet deshalb: Die Nervenschäden im Rückenmark können unabhängig von den zerstörerischen Prozessen im Gehirn bei einer multiplen Sklerose auftreten. "Unsere Studie zeigt, dass sich die Entzündungsaktivität häufig im Rückenmark abspielt, und zwar in ungefähr 25 Prozent der Fälle ausschließlich dort", schreiben die Wissenschaftler. "Wir unterschätzen die entzündliche Aktivität, wenn wir die MRT-Aufnahmen nur auf das Gehirn begrenzen." Die Überwachung der Krankheitsaktivität mittels MRT im klinischen Alltag erlaube es den Neurologen, bei der Behandlung der MS auf wirkungsvollere Medikamente umzusteigen, so die Forscher.
Quellen:
Ruggeri, S. et al.: Measuring disease activity in Multiple Sclerosis: do we need spinal cord MRI? Präsentation auf dem 4. Kongress der European Academy of Neurology (EAN) (Juni 2018)
Online-Informationen der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG): www.dmsg.de (Abrufdatum: 6.8.2018)
Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220
*Quelle: www.onmeda.de
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