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Begleiterkrankungen

Wie sich das Gehirn bei Fatigue verändert

7 Minuten

Veröffentlicht am 17.10.2018  von  Onmeda

Die Fatigue bremst viele MS-Patienten im Alltag und Beruf. Die Ursachen der extremen Müdigkeit sind noch unbekannt. Doch mit einem Blick ins Innere des Gehirns sind Forscher der Fatigue auf der Schliche.

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Die Fatigue zählt zu den häufigsten Beschwerden bei multipler Sklerose (MS): Rund 80 Prozent der Patienten leiden unter der lähmenden Erschöpfung. Sie fühlen sich bleiern schwer, matt, körperlich und geistig erschöpft und antriebslos. Jeder dritte MS-Patient sagt, die Fatigue sei das für ihn am meisten belastende Symptom. Ein normaler Alltag oder Berufstätigkeit sind dann oft nicht mehr möglich.

Jetzt konnten Forscher des Lurija Institus für Rehabilitationswissenschaften und Gesundheitsforschung an der Universität Konstanz sowie Kollegen der Uni Heidelberg die Mechanismen im Gehirn nachweisen, die für die extreme Ermüdung bei MS verantwortlich sind.

Knifflige Aufgaben im Gehirnscanner

Die Forscher um Stefan Spiteri untersuchten das Gehirn von 40 Patienten mit multipler Sklerose und 22 gesunden Probanden mittels funktioneller Magnetresonanztomografie (fMRT), auch als Kernspin bekannt. Auf solchen Bildern können Ärzte die Gehirnaktivität beobachten. Wie stark die Patienten mit MS unter der Fatigue litten, bestimmten sie mithilfe eines speziellen Fragenbogens, der Fatigue Skala für Motorik und Kognition (FSMC). Die Probanden machten subjektive Angaben darüber, inwieweit sie Müdigkeit und Erschöpfung in den Wochen zuvor eingeschränkt hatten.

Während sie im Kernspin lagen, sollten alle Studienteilnehmer eine knifflige Aufgabe lösen. Dafür mussten sie sich rund 30 Minuten stark konzentrieren und bei der Sache bleiben. Im Verlauf der Untersuchung wurden die Probanden wiederholt gefragt, wie erschöpft sie sich fühlen. Daneben führten die Wissenschaftler verschiedene Tests durch, um den Leistungsabfall auch objektiv zu erfassen.

Fatigue betrifft das Vorderhirn

Die Fatigue, also eine abnorme Grundmüdigkeit, die unabhängig von der geistigen Anstrengung entsteht, spiegelte sich in einer gesteigerten Aktivität in den höheren Kontrollnetzwerken des Vorderhirns wider. Diese Netzwerke spielen unter anderem bei der Kontrolle von Bewegungen und Denkprozessen eine Rolle. Die Ermüdung, die beim Lösen schwieriger Aufgaben einsetzt, lokalisierten die Forscher aber in einem anderen Hirnareal: Die Aktivität nahm in jenen Netzwerken des Haupthirns ab, die für die visuelle Aufmerksamkeit zuständig sind. "Erstmals ist es gelungen, Funktionsveränderungen in unterschiedlichen Hirnnetzwerken der Patienten nachzuweisen", erklärt Studienautor Stefan Spiteri.

Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Fatigue und Ermüdbarkeit bei kognitiver Anstrengung bei MS-Patienten zwar funktionell miteinander verbunden sind, aber an verschiedenen Plätzen im Gehirn verortet werden können. Die Untersuchung machte deutlich, dass die Fatigue ein sehr komplexes Phänomen ist. "Einerseits lässt die Gehirnaktivität nach, andererseits nimmt sie zum Ausgleich zu", schreiben die Forscher. Diese Erkenntnisse könnten der Grundstein für ein besseres Verständnis der Fatigue sein. Auf dieser Basis könnten neue Behandlungsansätze entstehen, etwa indem man die entsprechenden Hirnareale mit transkraniellen elektrischen oder magnetischen Impulsen gezielt stimuliert.

Fatigue lähmt Körper, Geist und Alltag

Fatigue ist eine chronische Erschöpfung, die nur wenig mit normaler Müdigkeit zu tun hat, wie sie jeder Menschen kennt. Ein typisches Kennzeichen der Fatigue ist, dass selbst ausreichender Schlaf und regelmäßige Ruhepausen nicht für Wohlbefinden sorgen. Die Behandlung der Fatigue bei MS fußt auf mehreren Behandlungssäulen, um die Erschöpfungszustände zumindest teilweise und vorübergehend zu bessern. Ärzte setzen auf Medikamente, körperliches Training und Sport sowie auf Verhaltenstherapie. Nicht bei jedem MS-Patienten bringen diese Therapien aber ausreichenden Erfolg.

Quellen:

Fatigue und Fatigability. Online-Informationen des Lurija Instituts für Rehabilitationswissenschaften und Gesundheitsforschung: www.kliniken-schmieder.de (Abrufdatum: 4.9.2018)

Spiteri, S. et al.: Neural correlates of effort-dependent and effort-independent cognitive fatigue components in patients with multiple sclerosis. Multiple Sclerosis Journal (November 2017)

Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220

*Quelle: www.onmeda.de

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