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Andrea, MS-Betroffene, 39 Jahre

Erfahrungsberichte

Mein Weg in die Selbständigkeit – trotz oder gerade wegen MS

7 Minuten

Veröffentlicht am 07.07.2021  von  Andrea

Der Sprung in die Selbständigkeit Anfang 2019 war eine der besten Entscheidungen meines Lebens – aber auch eine der herausforderndsten. Gerne nehme ich Dich in diesem Blogartikel mit auf diesen Weg.

Wenn Du meine bisherigen Blogbeiträge verfolgt hast, dann weißt Du, dass ein heftiger MS-Schub im Jahr 2014 der Auslöser für einen großen Umbruch in meinem Leben war. In dieser herausfordernden Zeit kam Yoga verstärkt in mein Leben und ich habe schon in meinem damaligen Beruf als Personalentwicklerin einige Kurskorrekturen vorgenommen. Mehr dazu kannst Du indiesem Beitrag lesen.

Der endgültige Startschuss für meine Entscheidung in Richtung Selbständigkeit als Yogalehrerin und Coach fiel, als 2017 klar war, dass ich durch den Abbau meines damaligen Unternehmens auch meine Stelle als Personalentwicklerin verlieren würde. Für mich war das der berühmte „Wink mit dem Zaunpfahl“. Ganz nach dem Motto „Wenn nicht jetzt, wann dann?“ habe ich in diesem extremen Umbruch die große Chance für einen kompletten Neuanfang gesehen. Ich war überzeugt davon, dass es für mich und meine Gesundheit am besten wäre, wenn ich künftig meine Energie selbstbestimmt für jene Themen einsetzen könnte, die mir am Herzen liegen: Coaching und Yoga.

MS-Betroffene Andrea sitzt mit geschlossenen Augen auf einer Parkbank

Ein Plan zur Orientierung – der nicht 1:1 durchgezogen werden muss

Durch einen sehr fairen Sozialplan war mein Weg in die Selbständigkeit sehr sanft. Ich bin mir durchaus bewusst, dass nicht jeder diese Möglichkeiten hat, glaube aber auch, dass es immer Mittel und Wege gibt, wenn man es wirklich möchte. Ich habe mir damals Unterstützung von einer Gründungsberaterin gesucht, was vor allem für die Erstellung eines realistischen 3-Jahres-Businessplans wichtig war. Auch wenn ich diesen nicht 1:1 umgesetzt habe, war er als Orientierung für den Start sehr wertvoll – und auch nötig, um später den Gründungszuschuss zu erhalten.

Nach meinem Unternehmensaustritt Mitte 2017 wurde ich sowohl in der eingerichteten Transfergesellschaft als auch von der Agentur für Arbeit bei meinem Vorhaben unterstützt, wobei ich aufgrund meiner MS-Diagnose an verschiedenen Stellen durchaus auf Skepsis gestoßen bin und Überzeugungsarbeit leisten musste. Ich sehe es nach wie vor als einen der größten Vorteile meiner Selbständigkeit, mir meine Pausen und das Arbeitspensum selbstbestimmt einteilen zu können.

Den eigenen Weg finden

Gleichzeitig ist dies eine der größten Herausforderungen: Ich durfte erst einmal lernen, eine „milde“ Chefin für mich selbst zu sein und realistische Erwartungen an mich und meine Vorhaben an den Tag zu legen. Ich denke oft an meinen Ausbilder aus der Coachingausbildung und an den Satz, dass man oft überschätzt, was man in einem Jahr, aber auch unterschätzt, was man in 10 Jahren erreichen kann. Meine MS-Symptome und mein Körper waren und sind dabei übrigens immer wieder wichtige Wegweiser für mich.

Mittlerweile habe ich das Gefühl, dass ich sehr gut in meiner Selbständigkeit angekommen bin. Es hat sich bei weitem noch kein „Alltag“ eingestellt – vor allem nicht durch die letzte Zeit mit Corona & Co. Aber ich merke immer mehr, was mir und meinem Rhythmus entspricht. Wann immer sich die kleine Zweiflerin in mir meldet, krame ich Rückmeldungen meiner Teilnehmer*innen und Coachingklient*innen hervor und weiß sofort wieder, wofür ich immer wieder losgehe.

Ich hab keine Ahnung, was die Zeit noch bringen wird, allerdings weiß ich eins ganz gewiss:

„Wege entstehen dadurch, dass man sie geht“, wie Franz Kafka zugeschrieben wird.

… und ich freue mich über jede*n, der oder die ein Stück auf eben diesem mit mir unterwegs ist.

All the best,

Andrea

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