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Heike, MS-Betroffene, 59 Jahre

Erfahrungsberichte

Die Macht der Gedanken

5 Minuten

Veröffentlicht am 17.02.2021  von  Heike

Gedanken marschieren manchmal ohne eigenes Zutun in die Zukunft und zeigen uns dann schlimme Dinge, die dann oftmals gar nicht passieren. Viele Nächte habe ich schon wach gelegen aus Angst, was alles schief laufen könnte im Leben. Im Nachhinein war das meist völlig sinnlos.

Gedanken können manchmal schon eigensinnig sein und nerven. Sie können zurück in die Vergangenheit wandern und uns an Situationen erinnern, die nicht so schön waren. Dann werden Situationen öfter durchlebt. Ich konnte mich manchmal tagelang über mich selbst ärgern, wenn ich in einer Situation meiner Meinung nach nicht richtig reagiert habe.

Die meisten dieser Gedanken waren negativer Art. Klar habe ich mich auch auf schöne Dinge gefreut und mich an schöne Dinge erinnert. Doch die negativen Gedanken haben mich manchmal sehr belastet und wahrscheinlich auch Anteil an meiner Krankheit gehabt. Dann kam die Diagnose MS. Und siehe da, auf einmal hatte ich wirkliche Probleme.

All die anderen Dinge, die mich zuvor im Leben belastet hatten, wurden zu Kleinkram.

Was spielt es schon für eine Rolle, welche Person was wann gesagt hatte oder vielleicht sagen könnte, wenn ich nun die Angst habe, bald vielleicht im Rollstuhl zu sitzen? Und wenn ich die Geburt eines Enkelkindes nicht mehr erlebe – dann ist doch völlig egal, wer welche Kleidung zu welchem Anlass trägt.

Die Lösung ist, sich auf das Leben in der Gegenwart zu konzentrieren.

Ein weiser Mann hat mir früher einmal gesagt, jeder Mensch sei für sich selbst verantwortlich. Und dann lag ich im Bett mit einer niederschmetternden, unheilvollen Diagnose. Ich wollte keine Belastung für meine Familie sein. Ich wollte, dass man mich gern besucht, wenn jemand ins Krankenhaus kommt. So habe ich nach der MS-Diagnose erst einmal mit meiner Tochter am Pflegebett im Krankenhaus herumgespielt zum Erstaunen der Ärzte. Was gab es denn noch zu verlieren?

Ich habe gemerkt, dass es sich viel leichter lebt, wenn ich in Gedanken hauptsächlich im Hier und Jetzt bin. Klar ärgert mich auch mal etwas und dann wandern meine Gedanken später zu dieser Situation zurück. Doch ich versuche dann, mir bewusst zu machen, dass es nur die eigenen Gedanken sind und die eigenen Gedanken ändern an meiner aktuellen Situation wenig. Und wenn ich mich dann doch einmal mit dem Ärger auseinandersetzen möchte, versuche ich, dies bewusst zu tun. Entweder schreibe ich ihn in meinem Tagebuch nieder oder spreche mit einem anderen Menschen darüber.

Es klappt natürlich nicht immer so, wie ich es mir vornehme. Aber ich kenne jetzt endlich die Macht der Gedanken und weiß inzwischen, was ich tun kann, wenn mich Gedanken wieder nerven. Dadurch fühle ich mich den Umständen nicht mehr so ausgeliefert, weil ich ja weiß, wie ich sie ändern kann.

Ich hätte mir in jungen Jahren das Wissen um die Macht der Gedanken, das ich jetzt habe, gewünscht. Mein Lehrgeld für dieses Wissen war teuer. Vielleicht muss es jeder Mensch auch selbst bezahlen, ich weiß es nicht. Ich hoffe, Euch mit diesem Artikel helfen zu können und Euch ein paar Anregungen gegeben zu haben, wie Ihr Eure Gedanken auf das Hier und Jetzt lenken könnt.

Bis bald

Eure Heike

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