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Therapie & Medikamente

Warum ausreichend Sonne im Winter so wichtig ist

7 Minuten

Veröffentlicht am 22.01.2019  von  Onmeda

Das "Sonnenschein-Hormon" Vitamin D scheint mit der Entwicklung einer multiplen Sklerose in Verbindung zu stehen. Offenbar erhöht vor allem ein Mangel an UV-Licht im Winter das Risiko für die Autoimmunerkrankung, wie eine neue Studie zeigt.

Frau vor Winterlandschaft mit Sonne

Forscher vermuten schon länger, dass Vitamin D als wichtiger Faktor mit beeinflusst, ob bei einem Menschen eine multiple Sklerose (MS) entsteht oder nicht. Die Haut bildet dieses Hormon unter der Einwirkung von UV-B-Strahlung, also Sonnenlicht. Es ist das einzige Vitamin, das der Mensch nicht über die Nahrung aufnehmen muss.

Frühere Studien hatten gezeigt, dass Kinder und Jugendliche, die in sonnigen Regionen aufwachsen und somit mehr UV-Strahlung abbekommen, seltener die Nervenerkrankung MS entwickeln. Umgekehrt gilt eine geringe UV-Exposition, vor allem in der Kindheit, als potenzieller Risikofaktor. Jetzt wies eine große US-Studie folgenden Zusammenhang nach: Wer sich in den Wintermonaten verstärkt dem Sonnenlicht aussetzt, vermindert sein Risiko für multiple Sklerose.

Klarer Zusammenhang zwischen Sonnenstrahlung und MS-Risiko

An der großen Langzeitstudie des Forscherteams um Lisa Gallagher von der Boston University (USA) nahmen 39.801 Probanden teil, die eine Reihe von Fragebögen ausfüllten. Unter anderem machten sie Angaben zu ihrem Wohnort und den Zeiten, die sie sich in der Sonne aufgehalten hatten. Im Blick hatten die Forscher besonders die Anzahl der Stunden, welche die Probanden an den Wochenenden und unter der Woche im Freien verbracht hatten, sowie die Menge der Sonnenbrände im Laufe des Lebens und die Empfindlichkeit der Haut gegenüber Sonneneinstrahlung. Dazu kamen allgemeine Fragen zur Gesundheit und zum Lebensstil.

Jene Studienteilnehmer, die an MS erkrankt waren, analysierte die Studie dann genauer – einschließlich der Anzahl der Jahre, die seit der Diagnose vergangen waren. 569 Probanden gaben an, von der Nervenerkrankung betroffen zu sein. In 148 Fällen bestätigten zudem spezialisierte Neurologen die Autoimmunerkrankung MS. Die Mehrzahl – nämlich 90 Prozent – davon waren Frauen, die im Durchschnitt bei der MS-Diagnose 44 Jahre alt waren. Das Ausmaß an Sonnenstrahlung, dem die Probanden im Lauf ihres Lebens ausgesetzt waren, schätzten die Forscher ab, indem sie Informationen zum Wohnort und Satellitendaten aus einem NASA-Projekt kombinierten.

Mangel an UV-Licht besonders im Winter

Dabei machten die Wissenschaftler einen Trend aus: Das MS-Risiko war umso höher, je weniger Sonnenlicht ein Proband speziell in den Wintermonaten abbekommen hatte. Diese Effekte ließen sich für alle Probanden nachweisen, die jünger als 40 Jahre alt waren. Keinen Zusammenhang mit dem MS-Risiko fanden die Forscher dagegen für die Menge an UV-Strahlung in den Sommermonaten oder bei Menschen in höherem Lebensalter. Im Sommer genügte das Sonnenlicht für eine ausreichend hohe Vitamin-D-Produktion offenbar unabhängig vom Wohnort. Aber in Regionen, in denen im Winter das Sonnenlicht nur selten durchdringt, bedeute dies ein Risiko für einen Vitamin-D-Mangel, so die Studienautoren.

Als dahinterliegenden Mechanismus vermuten die Forscher, dass die UV-Strahlung das Immunsystem beziehungsweise den Aufbau des Hormons Vitamin D beeinflusst. "Vitamin D beeinträchtigt Teile des Nervensystems, die für die Regulation wichtiger Wachstumsfaktoren im Gehirn verantwortlich sind. Und es beeinflusst damit auch die Ausbildung und Funktion von Immunzellen", schreiben die Studienautoren. "Unsere Ergebnisse bestätigen die Hypothese, dass UV-Strahlung das MS-Risiko senkt. Dies könnte tatsächlich eine Präventionsstrategie sein."

Einfluss auch auf den Verlauf einer MS?

Vitamin D beeinflusst aber offenbar nicht nur, ob ein Mensch an MS erkrankt, sondern auch wie die Nervenerkrankung verläuft. In Tierversuchen zeigte sich, dass Vitamin D das Immunsystem mit reguliert. So könnte sich ein hoher Vitamin D-Spiegel positiv auf eine bereits ausgebrochene MS auswirken.

Die Empfehlung der Ärzte:

  • Ab in die Sonne, so oft es geht! (natürlich nur mit entsprechendem Sonnenschutz, um das Hautkrebs-Risiko nicht zu erhöhen)
  • Nach Absprache mit einem Arzt eventuell Vitamin D auch als Medikament einnehmen – vor allem wenn die Sonne im Winter nicht häufig oder intensiv genug scheint.

Ein Ersatz für andere MS-Therapien ist Vitamin D aber nicht.

Quellen:

Gallagher, LG et al.: Lifetime exposure to ultraviolet radiation and the risk of multiple sclerosis in the US radiologic technologists cohort study. Multiple Sclerosis Journal (Juni 2018)

Online-Informationen der Selbsthilfevereinigung AMSEL e.V.: www.amsel.de (Abrufdatum: 12.10.2018)

*Quelle: www.onmeda.de

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