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Erfahrungsberichte

Wie ich mit der Corona-Krise lebe

7 Minuten

Veröffentlicht am 25.03.2020  von  Heike

Corona ist in aller Munde. Wie MS-Betroffene Heike mit der neuen Situation umgeht, erzählt sie hier.

Wie ich mit der Corona-Krise lebe

In den sozialen Netzwerken, in der MS-Community, einfach überall gibt es nur noch ein Thema: Corona! Manche Leute nehmen es auf die leichte Schulter. Andere haben Angst, sich anzustecken. Verunsichert sind aber die meisten Menschen hierzulande. MS-Patienten sind gesundheitlich manchmal angeschlagen. Ob sie ein erhöhtes Ansteckungsrisiko haben, kann ich nicht beurteilen. Ich kann nur lesen, was Experten schreiben und davor warnen, nicht eigenmächtig eine Therapie abzubrechen. In Abstimmung mit seinem Neurologen muss jeder selbst abwägen, ob er etwas an seiner Therapie ändern möchte und auch das Risiko bedenken, dass das Absetzen einer Therapie zur Erhöhung der Krankheitsprogression der MS führen kann. Aber dies soll nicht das Thema meines Artikels sein. Ich möchte euch lediglich davon erzählen, wie ich mit der Corona-Krise umgehe und vielleicht gibt er euch kleine Anregungen.

MS-Betroffene Heike

Erst belächelt, dann kam die Angst – und dann der Verstand

Anfangs wurden ja nur Bilder aus China gezeigt. Die Leute taten mir leid, aber ich war in Europa und weit weg vom Krisenherd. Später habe ich die Leute in meinem Umfeld etwas belächelt, die Angst hatten. Ignoranz ist erstmal ein Mittel zum Selbstschutz. Viele von euch werden nach Erhalt der Diagnose MS auch gedacht haben: „Das kann doch nicht sein!“ – die Akzeptanz kommt dann aber nach und nach. So ging es mir auch mit Corona. Als ich das ganze Ausmaß halbwegs begriffen hatte, musste ich weinen – und das war sehr befreiend. Aber nachdem ich einen Tag mit der Angst vor dem, was kommen mag, verbracht habe, hat sich wieder mein Verstand eingeschaltet. Dieser hat mir gesagt: Wenn ich mit der Angst vor dem Coronavirus lebe, freut sich nicht nur die MS, sondern auch der Virus, einen geschwächten Körper leicht beherrschen zu können.

Abwehrkräfte stärken und Ansteckung meiden

Also habe ich beschlossen, möglichst Vorsorge zu treffen: viel Obst und Gemüse zu essen, um gute Abwehrkräfte zu haben und täglich an der frischen Luft spazieren zu gehen – Sportstudio, Schwimmbad und Reha-Sport sind ja eh geschlossen und fallen aus. Wenn ich draußen unterwegs bin, ziehe ich meist Handschuhe an. Ich benötige ja oft einen Handlauf beim Laufen und Treppensteigen. Regelmäßiges Händewaschen ist ja eh für alle Menschen Pflicht.

Die positiven Seiten schätzen

Derzeit hilft mir neben Tagebuchschreiben auch Putzen, im Moment zu leben und nicht ins Grübeln zu verfallen. Und ich stelle fest, dass das Leben auch irgendwie einfacher geworden ist. Viele Termine sind abgesagt worden. Und Urlaubsplanungen brauche ich auch nicht machen. Das Wichtigste ist es, gesund zu bleiben. Alles andere ist auf einmal unwichtig geworden und ich stelle fest, wie wenig ich tatsächlich brauche.

So denke ich, alles in meiner Macht liegende getan zu haben. Mehr kann ich nicht tun und sollte es mich wirklich treffen, dann brauche ich kein schlechtes Gewissen zu haben, weil ich nachlässig war. Aber genauso wichtig wie alle Vorsorge war es, die Angst durch Vertrauen – das Gegenteil der Angst – zu ersetzen. So vertraue ich dem Kreislauf des Lebens und darauf, dass wieder andere Zeiten anbrechen werden.

„Wind der Veränderung“

Wer wie ich in der DDR gelebt hat, kennt ja den Song „Wind of Change“, den die Scorpions zur Wendezeit gesungen haben. „Der Wind der Veränderung bläst geradewegs ins Gesicht der Zeit, wie ein Sturm…“ So ist es jetzt auch wieder. Wir fühlen, dass die Zeiten sich ändern werden und wissen nicht, wie die Welt nach der Veränderung aussehen wird. Da hilft nur Vertrauen.

Ich hoffe, dieser Artikel hat euch etwas geholfen, mit der neuen Situation umzugehen.

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