Zurück

Anna, MS-Schwester, 29 Jahre

Erfahrungsberichte

MS und Sport – geht das? JA!

9 Minuten

Veröffentlicht am 14.12.2017  von  Anna

Heute möchte ich euch in meinem Blog etwas „Sportliches“ näherbringen. Denn: Körperliche Aktivität reduziert die Mortalität bei chronischen Erkrankungen um 31 Prozent und der präventive Effekt von körperlicher Aktivität ist auch gültig bei MS-Patienten.

Ich und Sport?

Ja, Ihr Lieben, auch ich muss mich zum Sport immer und immer und immer und immer wieder neu animieren und motivieren. Mein innerer Schweinehund ist so riesig (bestimmt bis zum Mond :-)). Und noch dazu macht es mir bis heute auch nicht wirklich Spaß – Muskelkater ist nervig und die Zeit kann man ja lieber bequem auf dem Sofa nutzen. Wenn meine bessere Hälfte – er ist wohlgemerkt Ringer und macht fast täglich Sport – mich nicht immer wieder mitreißen würde, dann … Allerdings muss ich zugeben, dass, seit ich regelmäßig ein- bis zweimal wöchentlich ins Fitnessstudio gehe, sich viele Dinge gebessert haben: bessere Ausdauer, mehr Muskulatur, mehr Leistungsfähigkeit, weniger Müdigkeit und viel weniger Rücken- und Kopfschmerzen.

So, jetzt zurück zum eigentlichen Thema: 2012 hatte ich mit meiner damaligen Kollegin die Idee, MS-Patienten in Sportgruppen zu unterrichten. Somit beschlossen wir 2013 eine Ausbildung zur Übungsleiterin für Rehabilitationssport zu machen. Ihr kennt mich ja mittlerweile etwas – gesagt, getan. Im Januar 2013 absolvierte ich meine Grundausbildung und im Anschluss noch die Weiterbildung für Orthopädie und Neurologie.

Leider habe ich nie als Übungsleiter unterrichtet, weil es meine Zeit nicht hergab. Allerdings kann ich mein Erlerntes immer wieder bei Vorträgen weitergeben oder auch Patienten als Tipps mit nach Hause geben. Denn alles, was man beim Reha-Sport lernt, kann man ganz einfach daheim nachmachen und weiter trainieren.

Dame liegt auf Rücken bei Reha-Sport

Antrag auf Reha-Sport

Was ist Rehabilitationssport?

Allgemein versteht man unter Rehabilitationssport, kurz Reha-Sport, ein spezielles Bewegungsangebot für Menschen mit körperlichen Einschränkungen oder Menschen, die davon bedroht sind. Reha-Sport soll Hilfe zur Selbsthilfe ermöglichen und kann nur für einen begrenzten Zeitraum hinweg in Anspruch genommen werden. Er ergänzt die Maßnahmen der medizinischen Rehabilitation und der Leistungen der Teilhabe am Arbeitsleben. Die Kosten übernimmt der entsprechende Reha-Träger, das sind häufig die Krankenkassen.

Was bringt Dir Reha-Sport?

In meinen Augen hat Reha-Sport drei Ziele: physische, psychische und soziale. Darunter fallen:

  • Förderung der
    • Kraft und Koordination
    • Activities of Daily Living (ADL)
    • Kognitiven Dimensionen
    • Körperwahrnehmung
    • Motivation
    • Interaktionsfähigkeit
  • Erlernen des Umgangs mit Hilfsmitteln
  • Schulung von Entspannungsverfahren
  • Verbesserte/r
    • Körperwahrnehmung
    • Konzentrationsfähigkeit
    • Ausdauerleistungsfähigkeit
    • Lebensqualität
    • Umgang mit der Erkrankung
  • Entgegenwirken der muskulären Tonusveränderungen
  • Vermeidung von
    • sozialem Rückzug
    • ungünstigen Haltungsmustern
  • Gruppendynamik
  • Schulung von Bewegungsabläufen

Wie funktioniert das mit dem Reha-Sport?

Als Erstes schlage ich Dir vor, über den Deutschen Behindertensportverband einen Verein ortsnah rauszusuchen. Reha-Sport wird meist von Physiotherapiepraxen oder Sportvereinen bzw. großen Fitnessstudioketten angeboten.

Dann gehst Du zu Deinem Neurologen oder Hausarzt mit der Bitte um ein Rezept „Muster 56, Antrag auf Kostenübernahme für Rehabilitationssport oder Funktionstraining“. Der nächste Schritt wäre, Dir eine Gruppe anzuschauen (meist ist ein Probetraining möglich). Bevor mit dem Reha-Sport begonnen werden kann, muss die Teilnahme durch den zuständigen Rehabilitationsträger, etwa die Krankenkasse, genehmigt werden. Dazu muss der Antrag auf Kostenübernahme bei der Krankenkasse eingereicht werden. Diese teilt dann mit, ob die Übernahme der Kosten bewilligt wird. Nach der Genehmigung kann es dann losgehen. Alles Weitere wird Dir der Übungsleiter erklären.

Kann sich meine MS durch Sport verschlechtern?

Nein. Es kann allerdings das sogenannte „Uthoff-Phänomen“ auftreten. Darunter versteht man eine vorübergehende Verschlechterung der Sehschärfe nach körperlicher Belastung. Die erhöhte Körpertemperatur soll die Leitfähigkeit des Sehnervs blockieren. Auch andere neurologische MS-Symptome können sich bei Hitze einstellen. Deshalb gilt auch beim Sport: Man sollte seine Ressourcen gut einteilen und sich einen für sich selbst geeigneten Sport aussuchen. Vielleicht einfach ein paar mehr Pausen einlegen.

Wie ist eine Reha-Sportstunde aufgebaut?

Reha-Sport besteht aus drei Teilen:

  • Aufwärmen zum Anregen des Herz-Kreislaufsystems (ca. 10 Min)
  • Hauptteil – Training von Gleichgewicht, Koordination, Kräftigung, Kraft-Ausdauer und Rhythmisieren (ca. 30 Min)
  • Ausklang-Entspannung (ca. 5 Min)

Mein Fazit

Ich persönlich finde Reha-Sport sehr effektiv, da er physiotherapeutische und ergotherapeutische Übungen vereint. Alle Sinne werden beansprucht und den Teilnehmern wird Spaß an Bewegung nähergebracht. Zudem verbessert sich die Beweglichkeit – dadurch lassen sich alltägliche Situationen wieder besser meistern. Doch was für mich ganz oben auf der Liste steht, ist die Gruppendynamik. Gemeinsam macht Sport einfach mehr Spaß!

Liebe Grüße und bis zum nächsten Blog.

Eure Anna

____________________________________________

Quellen:

Böckenhoff A. et al. 2006

Sutherland G. 2005

Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220

Deine Empfehlungen

Schriftvergrößerung Schalter Vorlesefunktion Schalter Kontrastmodus Schalter
Hast Du Fragen?
Unser Team von
trotz ms MEIN SERVICE
ist Mo-Fr von 8-20 Uhr
kostenlos für Dich da: