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Steffi B., MS-Betroffene, 42 Jahre

Erfahrungsberichte

Versicherungsleistungen, Hilfsmittel, Zuschüsse – für alle MS-Patienten ein Thema

9 Minuten

Veröffentlicht am 09.11.2017  von  Steffi B.

Hallo Ihr Lieben! Heute schreibe ich über ein recht schwieriges Thema. Leistungen gibt es einige: vom Schwerbehindertenausweis über Hilfsmittel wie Gehilfen, Reha-Maßnahmen, Berufsunfähigkeitsrente, Zuschüsse zu KFZ und und und…

Wo und wie bekommt man Hilfe?

Zuerst ist natürlich die Frage: Was brauche bzw. benötige ich denn eigentlich? Dann frage ich mich: Wo bekomme ich Hilfe und wie bekomme ich diese? Ich habe festgestellt: Es gibt verschiedene Stellen, die man in Anspruch nehmen kann beispielsweise Ämter, Träger und andere Institutionen. Ich selbst habe den Schwerbehindertenausweis beantragt und ihn mit 50 Prozent auch bekommen. Aktuell läuft der Antrag auf KFZ-Zuschuss. Auf die Entscheidung warte ich noch. Die richtigen Stellen, Formulare und Ansprechpartner zu finden, erfordert einige Geduld und Hartnäckigkeit. Auch mir stellte sich bei beiden Anträgen die Frage, ob sich der ganze Aufwand für mich lohnt und mein „Verlangen“ groß genug ist, den ganzen „Marathon“ zu gehen. Denn es wird einem schon recht schwer gemacht, das Beamtendeutsch zu verstehen.

Holt Euch, was Euch zusteht!

Mein erster Schritt war und wird in Zukunft wieder sein zu recherchieren, welche Stelle für mein Anliegen zuständig ist. Dabei ist das Internet eine große Hilfe. Nicht nur die verschiedenen Blog-Einträge können helfen (bei denen aber auch Vorsicht geboten ist, denn nicht alles was dort geschrieben wird, stimmt auch). Auch die Krankenkassen, das Versorgungsamt, das Integrationsamt, die Deutsche Rentenversicherung, Sanitätshäuser, die Stadt- oder Gemeindeverwaltung, Apotheken, soziale Verbände wie der VDK oder Patientenorganisationen wie die AMSEL und die DMSG bieten seriöse Unterstützung.

Mein erster Weg war erst einmal, Herrn Google zu fragen, welches Amt für welche Sache zuständig ist. Damit habe ich die ersten Kontaktdaten gesammelt und per E-Mail, Anruf oder persönlich eben diesen aufgenommen. Stellenweise ist es recht schwierig herauszufinden, welche Formulare man für was und wen braucht und wie man sie richtig ausfüllt. Selbst die Frage, wohin ich diese dann schicken soll, hat sich mir schon gestellt. Gute Tipps und Informationen bekommt man aber nicht nur im Netz. Auch Euer Neurologe, Hausarzt und Eure MS-Nurse sowie die Krankenkassen können Euch weiterhelfen.

Behindertenparkplatz

Steffi B.

Traut Euch zu fragen, egal wie oft. Bei Anträgen, gerade wenn es um Geld geht, müsst Ihr hartnäckig bleiben.

Meistens lohnt es sich, auch wenn Ihr vielleicht denkt: „Och nö, das ist mir zu anstrengend, ich habe keine Lust auf die Lauferei. Ich verstehe das Beamtendeutsch und die ganzen Paragraphen eh nicht.“ Denkt dran: Es geht um Euch! Um Eure Lebensqualität, um Eure Unterstützung, um Eure Anerkennung! Ihr habt Euch die MS auch nicht ausgesucht und viele Dinge stehen Euch gesetzmäßig sogar zu! Ihr wollt also gar nicht mehr als das, was Euch zusteht!

Lasst Euch nicht unterkriegen!

Nun, wenn Ihr Euch entschieden habt für: „Jawohl, ich versuche es!“, fordert bei der zuständigen Institution die erforderlichen Formulare an. Viele kann man mittlerweile downloaden. Füllt sie aus, schickt sie weg – und wartet. Gehhilfen, Rollatoren, Rollstühle etc. werden meistens recht schnell bewilligt. Alles, was mit Ämtern zu tun hat, kann dauern. Aber allein das Ganze auf den Weg gebracht zu haben, fühlt sich gut an! Ich will Eure Euphorie jetzt nicht bremsen, aber natürlich kann dabei auch eine Absage rauskommen.

Lasst Euch davon aber nicht unterkriegen und legt Widerspruch ein. Achtet aber auf die Fristen. Wenn die vorüber sind, habt Ihr ganz schlechte Chancen, das Ganze noch zu drehen. Wenn dann aber alles auf dem Weg ist, man hat alles weggeschickt, und dann kommt der Bescheid, dass der Antrag genehmigt ist: Super! Toll! Genial! Ich kann Euch nur sagen, es fühlt sich echt gut an!

Schwerbehindertenausweis: Fünf Tage mehr Urlaub

Ich selbst habe, wie gesagt, den Schwerbehindertenausweis. Diesen beantragt man beim Versorgungsamt. Zuerst hatte ich 40 Prozent, ein Jahr später habe ich einen Verschlechterungsantrag gestellt und habe jetzt 50 Prozent. In meinem Umfeld gibt es den ein oder anderen, den ich mit meinem Vorgehen motivieren konnte, und der den Antrag auch gestellt hat. Und es hat geklappt. Denkt daran: Ihr habt eine Erkrankung, bei der man nicht weiß, wo die Reise hingeht. Ich selbst habe den Antrag recht früh gestellt. Zum einen geht es mir noch recht gut. Jetzt habe ich noch den Nerv für so etwas. Wenn es dann akut ist, muss ich mich damit nicht mehr rumärgern. Zum anderen steht Euch der Ausweis zu und es hilft später auch mal bei der Rente und im Hier und Jetzt bekommt Ihr mit 50 Prozent fünf Tage mehr Urlaub. Da ich Vollzeit arbeite, hilft mir eine Woche mehr Auszeit, besser im Job klar zukommen.

Ich hoffe, ich konnte Euch mit meinem Beitrag ermutigen und wenigstens ein bisschen weiterhelfen. Es sind die Erfahrungen, die ich gemacht habe. Natürlich ist mir klar, dass es „da draußen“ Leute gibt, die sich damit genauer und besser auskennen. Mir selbst hätten diese Informationen aber schon sehr weitergeholfen, hätte ich sie denn gehabt. Und selbstverständlich kann man dieses Thema noch weiter und ausführlicher behandeln – aber das würde diesen Rahmen sprengen.

Ich wünsche Euch bei allem viel Glück.

Macht es gut und danke!
Eure Steffi

Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220

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