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Jennie, MS-Betroffene, 41 Jahre

Erfahrungsberichte

Die MS-Diagnose vermitteln

5 Minuten

Veröffentlicht am 13.03.2018  von  Jennie

Vermutlich wird die Nachricht „Sie haben MS“ für jeden Betroffenen immer ein harter Schlag und ein Schock sein – egal, auf welche Art sie vermittelt wurde. Dabei gibt es durchaus sehr große Unterschiede bei der Art der Mitteilung! Viele Ärzte tun sich sichtlich schwer mit dem Überbringen einer schlechten Nachricht oder einer einschneidenden Diagnose. Mir sind die unterschiedlichsten Geschichten zu Ohren gekommen …

Wie man den Hammerschlag „MS!“ abmildern kann

Vor manchem Patienten saß ein gefühlsduseliger, übermittleidig stammelnder Arzt: „Ach Gott, ach Gott, das tut mir ja soooo leid für Sie!“ Für andere gab es eine Expressabfertigung: „Sie haben MS. Ich schreibe Ihnen was auf. Brauchen Sie eine Krankmeldung? Wir sehen uns dann in zwei Wochen wieder.“ Next!
Zwischen diesen extremen Beispielen gibt es natürlich noch tausend, nicht unbedingt bessere Arten die Diagnose mitzuteilen. Und es gibt tatsächlich Ärzte, die lieber gar nichts sagen; den Patienten im Unklaren lassen und die Diagnose einfach verschweigen. Wahrscheinlich mehr als nur ein Betroffener entdeckte zufällig im Krankenhausbericht die rätselhaften Worte: Encephalomyelitis disseminata und hat daraufhin Dr. Google befragt.

Comiczeichnung Hammer und Hahn mit Schriftzug

Ärzte im Diagnosegespräch: Von überemotional bis sachlich unterkühlt

Im Fall meiner Diagnose hatten die Ärzte wenig Gelegenheit, etwas in Watte zu packen und ein Schleifchen drumherum zu binden: „Was habe ich: MS oder Hirntumor?“ – war meine direkte Frage. Die Antwort beim ersten Neurologen lautete ebenso direkt: „Ich befürchte, mit Ihrem Verdacht auf MS liegen Sie ziemlich richtig. Aber warten wir erst einmal die MRT-Bilder ab.“ Weitere Informationen gab es vorerst nicht.
Vom Radiologen kam ein schnörkelloses: „Tut mir leid, Ihr Verdacht hat sich leider bestätigt.“ Vom Krankenhaus-Neurologen gab es überhaupt keine Informationen; dafür vom Personal eine „freundliche“ Behandlung, im Stil eines amerikanischen Bootcamps. Und da ich aufgrund einer beidseitigen, sehr schweren Sehnerventzündung auch nicht lesen konnte, hatte ich wochenlang fast keinerlei Informationen.

Die MS-Schreckgespenster kreisten Tag und Nacht über mir. Rollstuhl?! Arbeitsunfähig?! Spritzen?! Epileptische Anfälle?! Schwerbehindert?! Verlauf?! Zukunft?!

Mit einer netten Dame der DMSG hatte ich zwischenzeitlich ein langes Gespräch und bekam Informationen und Material (das ich dank meiner wiederkehrenden Sehfähigkeit entziffern konnte). Erst der dritte Neurologe (MS-Spezialist) und die dort angestellte MS-Nurse haben sich viel Zeit genommen, meine Fragen zu beantworten. Ich wurde sachlich und geduldig aufgeklärt.
Sehr gut war außerdem, dass ich kurz nach der ersten Konsultation einen weiteren längeren Termin hatte und auch kurzfristig weitere bekommen kann, wenn Fragen oder Probleme auftauchen. Meine gesammelten Fragen werden auch gerne mehrfach beantwortet. Denn „nach der Diagnose ist man so durcheinander, dass man nicht besonders aufnahmefähig ist,“ da hat der Doc recht.
Solche Ärzte und Schwestern wünscht man sich mehr: empathische, geduldige Beratung, sachliche und fundierte Aufklärung ohne Dramatisierung oder Beschönigung. Einfühlungsvermögen für die individuelle Situation und die Ängste des Patienten. Keine Schnellabfertigung, keine Mitleidstour, kein Im-Unklaren- gelassen-werden – eine respektvolle Behandlung auf Augenhöhe.

Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220

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