Erfahrungsberichte

Unsere Stimmen zählen: Die Macht von Social Media für Menschen mit Behinderung und chronischen Erkrankungen

8 Minuten

Veröffentlicht am 19.06.2024 

Menschen mit Behinderung und/oder chronischer Erkrankung werden in unserer Gesellschaft meist einfach übersehen. Egal ob in der Politik, am Arbeitsplatz, an der Uni oder bei Veranstaltungen – wir müssen häufig dafür kämpfen, dass wir dabei sein dürfen. Deshalb müssen wir laut sein, sichtbar werden und unsere Erfahrungen teilen, damit wir nicht vergessen werden – und wo geht das besser als auf Social Media?

CCMC 2024

Auf Instagram hat es man es mit medizinischen Themen nicht so leicht. Eine chronische Erkrankung ist erst einmal das Gegenteil von der perfekten Instagram-Welt, in der sich augenscheinlich alles um Ästhetik, perfekte Körper, Mode und Luxus dreht. Wie passen da persönliche, schwierige und vor allem so gar nicht ästhetische Themen wie eine Behinderung und alles, was damit einhergeht, rein? Und vor allem: Wie erreiche ich Menschen mit meiner Geschichte?

Wertvoller Austausch

Diese Frage stand im Mittelpunkt der zweiten Content-Creator-Masterclass 2024 (CCMC2024). Patient:innen aus den Roche-Kampagnen Active A, Meine Augenblicke, Face SMA, Das K Wort, Stark mit NMOSD und trotz ms waren eingeladen, um an diesem Tag ihre Fähigkeiten rund um die Erstellung von Social-Media- und Blogbeiträgen zu erweitern und sich untereinander kennenzulernen und zu vernetzen. Die erste Gelegenheit gab es dafür schon am Abend vor der Masterclass, an dem Roche uns zu einem gemeinsamen Abendessen eingeladen hat. Alte Bekannte trafen sich wieder und schnell wurden auch neue Verbindungen geknüpft.

Creator:innen haben eine zentrale Rolle

44 Prozent der GenZ sucht nach Informationen auf YouTube oder anderen Plattformen: Mit diesem spannenden Fakt eröffneten Christina und Anja aus dem Patient-Partnership die Content-Creator-Masterclass 2024 und machten damit klar, dass Social Media immer wichtiger wird – und das nicht nur für schöne Fotos von dem letzten Abendessen oder dem heutigen Outfit. Wir als Creator:innen nehmen dabei eine wichtige Schlüsselfunktion ein, denn wir sind diejenigen, die die Plattformen mit Leben füllen.

Content, der bewegt

Um damit erfolgreich zu sein, ist eine Vision wichtig, erklärte uns Dr. med. Mareike Awe, Ärztin und Ernährungsberaterin, in ihrer Keynote. Sie verstehe, dass es eine Hürde darstellen kann, mit persönlichen Themen in der Öffentlichkeit aufzutreten. Aber sie ermutigte uns und betonte, dass es nicht wichtig sei, bereits angekommen zu sein. Auch der Weg sei interessant und inspiriere unsere Follower:innen. Wir können diesen Weg also mit ihnen gemeinsam gehen. „Zeig Dich menschlich und öffne Dich“, gab sie uns mit auf den Weg.

Mein Account ist mein Wohnzimmer

Dass sich der Content mit der Zeit auch ruhig verändern darf, betonte Diana zur Löwen, langjährige Content-Creatorin und Unternehmerin. Sie erzählte uns von ihrer Reise auf Social-Media: 2008 mit einem Fashion-Blog gestartet, ermutigt sie heute Frauen dazu, sich finanziell unabhängig zu machen. „Setzt euch große Ziele!“, ermunterte sie uns. Wichtig sei es immer, sich selbst zu hinterfragen, zu reflektieren und sich vor allem die Frage zu stellen: Wofür möchte ich bekannt sein? Menschen, denen das nicht gefällt, und die das auch lautstark äußern (kurz: Hater), dürfte man dabei ruhig ausschließen: „Lasst euch von solchen Leuten nichts sagen.“

Starke Stimme

Wenn wir über das ganze Hintergrundwissen verfügen, müssen wir unsere Themen nur noch glaubhaft und ansprechend rüberbringen. Damit das funktioniert, trainierte Natalia Herrera von der Stimmwerkstatt Freiburg mit uns unsere Stimme und unser Auftreten. „Wir benutzen unsere Stimme jeden Tag, aber trainieren sie so selten“, betonte sie und zeigte uns verschiedene Übungen, mit denen wir das ab sofort ändern können. Übungen wie das Grimassen schneiden sorgten dabei für einige Lacher, aber nach dem Workshop fühlte ich mich locker und bereit für den Rest des Tages.

„Lasst uns mal laut sein“

Emotional wurde es bei Content-Creatorin und Speakerin Sabrina Lorenz. Aus Sicht einer Frau mit chronischer Erkrankung brachte sie auf den Punkt, warum Social Media gerade für Menschen mit chronischer Erkrankung und/oder Behinderung so wichtig ist. „Social Media ist mein Fenster zur Welt“, beschrieb sie ihre Beziehung zu den verschieden Plattformen und machte noch einmal klar, wie schwer es für viele von uns ist, normal am Alltag teilzunehmen. Auf Social Media werden wir gehört und können – obwohl wir vielleicht gerade auf der Couch liegen – am Geschehen teilhaben und vor allem: sichtbar sein. Dass sie da vielen von uns aus der Seele sprach, bestätigte die andächtige Stille im Raum. „Wir haben diesen Platz verdient“ ist der Satz, der mir am meisten von diesem ganzen Tag in Erinnerung geblieben ist.

„Warum machen wir das eigentlich?“

Technisches Know-How gab es in einem Reel-Workshop, in dem wir unser Wissen noch einmal auffrischen konnten. Zum Abschluss berichteten fünf Creator:innen, die auf Social Media über ihre Erkrankungen sprechen, über ihre Erfahrungen und ihren eigenen Antrieb. Die Masterclass verließ ich mit vielen neuen Eindrücken, einer Menge Inspiration und vor allem neuen Bekanntschaften, die ich hoffentlich bald wiedersehe.

Vielen Dank, dass ich ein Teil dieser wertvollen Veranstaltung sein durfte!

Eure Lea

Inhaltich geprüft: M-DE-00021637

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