Erfahrungsberichte

Gehirnjogging bei MS – spielerisch mit Apps

9 Minuten

von  Steffi H.

Wir alle kennen sie, die Magie der unzähligen Spiele-Apps, die uns mehr oder weniger in ihren Bann ziehen. Moment mal – das hier ist doch ein MS-Blog, was hat das mit Apps zu tun? So in etwa habe ich reagiert, als mir eine Neuropsychologin vorschlug, eine App auszuprobieren und damit zu trainieren.

trotz ms Bloggerin Steffi

Aber der Reihe nach: Vor vier Jahren wurde ich während meiner Reha zum ersten Mal mit dem Thema Neuropsychologie konfrontiert. Bis dahin gab es für mich nur Psychiater, Psychologen und Neurologen. Ganz grob kann man wohl festhalten, dass alle diese Berufsgruppen sich mit der Gesundheit des Gehirns auseinandersetzen. Während sich die Psychologie mit Verhaltensproblemen, Persönlichkeitsstörungen und emotionalen Störungen im Allgemeinen befasst, konzentriert sich die Neuropsychologie auf Menschen mit Hirnschäden, welche die Funktionen des Gehirns auf irgendeine Weise verändern bzw. beeinträchtigen. MS ist so ein Kandidat, der Schäden im Gehirn anrichtet und zum Verlust von Hirnvolumen führt. Das Hirnvolumen verringert sich generell mit zunehmendem Alter, aber bei einer vorliegenden MS eben um einiges schneller.

Kognitive Beeinträchtigungen bei MS

Wer kennt es nicht, wenn man von Wortfindungsstörungen heimgesucht wird und nur „Dings“ noch verfügbar ist? Oder wenn man sich Telefonnummern nicht mehr merken kann? Oder wenn Multitasking gar nicht mehr geht, weil Treppensteigen und sich gleichzeitig unterhalten einfach nicht mehr drin ist? Sich unterhalten in einem Raum, in dem ein Fernseher läuft oder sich noch andere Menschen aufhalten, wird zum Horrortrip? Längere Zeit konzentriert einem Vortrag lauschen können (und auch noch verstehen, worum es dabei geht), gehört auch der Vergangenheit an? All das sind kognitive Störungen, die bei MS auftreten können (nicht müssen und schon gar nicht unbedingt gleichzeitig) und die mithilfe von Tests in der Neuropsychologie entdeckt, aber auch gezielt behandelt werden können.

Das Gehirn bei MS spielerisch auf Trab halten

Während besagter Reha habe ich gefühlt unendlich viele Tests am PC gemacht, bei denen ich oftmals nicht so recht wusste, was das soll. So sollte ich immer, wenn etwas Bestimmtes am Bildschirm auftaucht, einen Knopf auf einer Tastatur drücken, Fische am Bildschirm fangen, die bestimmte Kriterien erfüllen mussten, bestimmte Formen aus einer Unmenge anderer Figuren heraussuchen oder mir bestimmte Bilder merken, dann etwas anderes machen und mich anschließend an die Bilder vom Anfang der Übung erinnern. Bei manchen Tests war ich richtig gut – bei anderen eben auch nicht. An der Stelle kam dann die Ansage der Neuropsychologin, dass es durchaus möglich ist, etwas für mein „geplagtes MS-Hirn“ zu tun. Denn das Gute an unserem Gehirn ist, dass es auch wieder ein Stück weit neu trainiert werden kann. In der heutigen Zeit eben zum Beispiel mit Apps.

Die erste App, die mir empfohlen wurde, war die App NeuroNation. Die gibt es mittlerweile sogar über den Neurologen auf Rezept und wird so von einigen Krankenkassen bezahlt. Es gibt aber noch unglaublich viele Apps mehr und auch auf vielen Webseiten (z.B. auf der Seite der DMSG) kann man verschiedenste Übungen machen für das Gehirn. Es muss auch gar nichts Hochwissenschaftliches sein. Um das Hirn zu fordern und zu trainieren, reicht es auch schon aus, sich z. B. an Sudoku zu probieren, Solitaire zu „daddeln“ (was ja ganz viele von uns eh schon machen und damit unbewusst ihr Hirn trainieren) oder, wer es mag und kann, kommt auch mit dem einen oder anderen Schachspiel weiter.

Gesunder Lebensstil für ein leistungsfähiges Gehirn bei MS

Was ich an dieser Stelle auch nicht unter den Tisch fallen lassen kann, ist die

Tatsache, dass weder Nikotin, noch Alkohol förderlich sind – für das Gehirn, aber natürlich

auch im Allgemeinen. Als ich am 28.10.2011 die Diagnose MS bekam, war ich eine ziemlich starke Raucherin.

Nach einigen Anläufen habe ich es aber schließlich geschafft, ganz mit dem Rauchen aufzuhören. Das war natürlich mehr als gut – für mich und mein MS-zugesetztes Gehirn.

Auch wenn ich seit einem halben Jahr fast keinen Alkohol mehr trinke – ganz weglassen möchte ich ihn nicht. Ich liebe es, bei einem guten Glas Rotwein den Abend zu genießen.

Was ich im Laufe der Zeit gelernt habe, ist, dass unser Hirn ähnlich wie ein Muskel funktioniert. Je mehr ich mein Gehirn beschäftige und trainiere, umso besser funktioniert es. Meine Neuropsychologin aus der Rehaklinik hatte recht. Ich habe mittlerweile gar kein schlechtes Gewissen mehr, wenn ich in Zeiten, in denen ich eh herumsitze (z.B. im Wartezimmer diverser Ärzte) und sich nicht gerade ein Gespräch ergibt, mein Handy zücke und in Sachen Gehirnjogging aktiv werde. Auf meinem Handy befinden sich neben NeuroNation auch Apps wie Solitär und 7 Mind (letztere wird teilweise auch von den Kassen bezahlt und hat neben vielen Informationen auch herrliche geführte Meditationen zu bieten). Hier gibt es sicherlich auch noch ganz viele weitere Möglichkeiten für jeden Geschmack – also lasst uns daddeln für ein leistungsfähigeres Gehirn.

Bis denne – eure Steffi

Inhaltlich geprüft: M-DE-00021490

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