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medikamentöse Therapie

Das Immunsystem wieder auf Kurs bringen: Medikamentöse Therapie bei MS

5 Minuten

Veröffentlicht am 05.04.2024  von  trotz ms Redaktion

Inzwischen gibt es eine ganze Reihe von Medikamenten, die den Verlauf der Multiplen Sklerose positiv beeinflussen und schwerwiegenden Folgen vorbeugen können.

Hand mit Kompass

Medikamentöse Langzeittherapie bei MS

Nach der Diagnose wird Deine Ärztin oder Dein Arzt mit Dir über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten bei MS gesprochen haben. Dabei wurden bestimmt auch MS-Medikamente erwähnt, die Du über einen längeren Zeitraum einnehmen sollst. Diese medikamentösen Therapien können die Krankheitsaktivität der MS unterdrücken und das Fortschreiten der Erkrankung bremsen bis aufhalten. So sollen schwerwiegende Folgen und Beeinträchtigungen durch die MS hinausgezögert oder sogar ganz verhindert werden. Je nach Verlaufsform der MS kommen verschiedene Wirkstoffe zum Einsatz. Diese unterscheiden sich in ihrem Wirkmechanismus und in der Art und Häufigkeit der Verabreichung.

Die folgende Tabelle gibt Dir einen Überblick über die verschiedenen verlaufsmodifizierenden Therapien bei MS.

Die Wirkstoffe im Überblick¹ ²:

Verabreichungsform

Name

Verlaufsform

Häufigkeit

Wirkweise

Infusion

Ocrelizumab

RRMS
rSPMS
PPMS

Alle 6 Monate*

Entfernt bestimmte B-Zellen, die bei der MS eine wichtige Rolle spielen.

Infusion

Ublituximab

RRMS
rSPMS

Alle 24 Wochen*

Entfernt bestimmte B-Zellen, die bei der MS eine wichtige Rolle spielen.

Infusion

Alemtuzumab

RRMS

Im 1. Jahr: An 5 aufeinanderfolgenden Tagen

Im 2. Jahr (und ggf. im 3. und 4. Jahr): An 3 aufeinanderfolgenden Tagen

Entfernt bestimmte T- und B-Zellen, die bei der MS eine wichtige Rolle spielen.

Infusion

Natalizumab

RRMS

Alle 4 Wochen

Verhindert die Einwanderung von Immunzellen ins ZNS.

Injektion unter die Haut

Natalizumab

RRMS

Alle 4 Wochen 2 Injektionen

Verhindert die Einwanderung von Immunzellen ins ZNS.

Injektion unter die Haut

Ofatumumab

RRMS
rSPMS

Alle 4 Wochen**

Entfernt bestimmte B-Zellen, die bei der MS eine wichtige Rolle spielen.

Injektion unter die Haut

Peginterferon beta-1a

RRMS

Alle 2 Wochen

Interferone wirken regulierend auf das Immunsystem. Die genaue Wirkweise bei MS ist noch nicht bekannt.

Injektion unter die Haut

Interferonbeta-1a

RRMS
rSPMS

3 x pro Woche

Interferone wirken regulierend auf das Immunsystem. Die genaue Wirkweise bei MS ist noch nicht bekannt.

Injektion unter die Haut

Glatirameracetat (40 mg)

RRMS

3x pro Woche

Die genaue Wirkweise ist nicht bekannt. Vermutet wird eine Aktivierung von entzündungshemmenden Immunzellen.

Injektion unter die Haut

Interferon beta-1b

RRMS
rSPMS

Alle 2 Tage

Interferone wirken regulierend auf das Immunsystem. Die genaue Wirkweise bei MS ist noch nicht bekannt.

Injektion unter die Haut

Glatirameracetat (20 mg)

RRMS

1 x am Tag

Die genaue Wirkweise ist nicht bekannt. Vermutet wird eine Aktivierung von entzündungshemmenden Immunzellen.

Injektion in den Muskel

Interferon beta-1a

RRMS

1 x pro Woche

Interferone wirken regulierend auf das Immunsystem. Die genaue Wirkweise bei MS ist noch nicht bekannt.

Injektion in den Muskel

Peginterferon beta-1a

RRMS

Alle 2 Wochen

Interferone wirken regulierend auf das Immunsystem. Die genaue Wirkweise bei MS ist noch nicht bekannt.

Tablette oder Hartkapsel

Cladribin

RRMS
rSPMS

2 Behandlungsphasen im Abstand von 1 Jahr: Pro Behandlungsphase im 1. und 2. Monat an 4 bzw. 5 aufeinanderfolgenden Tagen

Keine Einnahme im 3. und 4. Jahr

Eine Wiederaufnahme nach dem 4. Jahr wurde nicht untersucht

Reduziert die Anzahl von T- und B-Zellen, die an der MS beteiligt sind.

Tablette oder Hartkapsel

Fingolimod

RRMS

1 x am Tag

Reduziert die Anzahl von bestimmten T- und B-Zellen im Blut.

Tablette oder Hartkapsel

Ozanimod

RRMS

1 x am Tag

Reduziert die Anzahl von bestimmten T- und B-Zellen im Blut.

Tablette oder Hartkapsel

Ponesimod

RRMS
rSPMS

1 x am Tag

Reduziert die Anzahl von bestimmten T- und B-Zellen im Blut.

Tablette oder Hartkapsel

Siponimod

SPMS mit Krankheitsaktivität

1 x am Tag***

Reduziert die Anzahl von bestimmten T- und B-Zellen im Blut.

Tablette oder Hartkapsel

Teriflunomid

RRMS

1 x am Tag

Hemmt die Vermehrung von T- und B-Zellen und reduziert so deren Anzahl.

Tablette oder Hartkapsel

Dimethylfumarat

RRMS

2 x am Tag

Reduziert entzündungsfördernde und erhöht entzündungshemmende Botenstoffe. Die genaue Wirkweise bei MS ist noch nicht vollständig bekannt.

Tablette oder Hartkapsel

Diroximelfumarat

RRMS

2 x 2 am Tag****

Reduziert entzündungsfördernde und erhöht entzündungshemmende Botenstoffe. Die genaue Wirkweise bei MS ist noch nicht vollständig bekannt.

*nach Initialdosis. Bei Therapiebeginn 2 Infusionen im Abstand von 2 Wochen.
**nach Initialdosis. Bei Therapiebeginn 3 Injektionen im Abstand von je 1 Woche.
***nach Initialdosis. Bei Therapiebeginn 1 Filmtablette an Tag 1 und 3, 2 Filmtabletten an Tag 3, 3 Filmtabletten an Tag 4, 5 Filmtabletten an Tag 5.
****nach Initialdosis. Bei Therapiebeginn 2 x 1 Hartkapsel täglich für 7 Tage.

Wie wirken die MS-Medikamente?

Bei Multipler Sklerose gerät das Immunsystem aus dem Gleichgewicht. Deshalb greifen die MS-Medikamente direkt in das Abwehrsystem ein: Entweder verändern sie es oder sie dämpfen es. Die medizinische Fachwelt spricht deshalb von Immunmodulatoren, also „Veränderern“, oder Immunsuppressiva, also „Unterdückern“.
Dabei fungieren die Immunmodulatoren bei MS als Botenstoffe, die das Gleichgewicht zwischen entzündungsfördernden und entzündungshemmenden Faktoren wieder herstellen können. Die Immunsuppressiva hingegen unterdrücken bei MS die Abwehrzellen des Körpers so, dass diese das Nervensystem nicht weiter angreifen können. Dabei können die Medikamente entweder fast alle Zellen oder nur gezielt einzelne Zellen des Immunsystems hemmen.

Ziel dieser Medikamente ist es, durch ihre immunregulierende Wirkung einer weiteren Schädigung der Nerven durch die MS vorzubeugen und so ein Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten.

MS-Therapieentscheidung hängt von verschiedenen Faktoren ab

Welches MS-Medikament Du erhältst, hängt von Deiner MS-Form und dem Verlauf der Erkrankung ab. Außerdem kann ein MS-Medikament bei Dir besser oder schlechter wirken als bei anderen Betroffenen. Kommen für Dich nach Empfehlung Deiner Ärztin oder Deines Arztes mehrere Therapien infrage, entscheiden Deine Lebensgewohnheiten und Vorlieben. Denn die medikamentösen Therapien bei MS unterscheiden sich auch in Art und Häufigkeit der Verabreichung. Deshalb wirst Du zusammen mit Deiner Ärztin oder Deinem Arzt eine individuelle Therapie zusammenstellen – auch unter Einbeziehung der anderen Therapiesäulen bei MS. Außerdem wird regelmäßig kontrolliert, ob das ausgewählte MS-Medikament noch die erwünschte Wirkung erzielt.

Inhaltlich geprüft: M-DE-00016188

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