Jedes Jahr erkranken mehr Menschen neu an multipler Sklerose als bislang angenommen. Auffällig an den neuen Daten ist, dass Frauen nicht nur häufiger, sondern auch in jüngeren Jahren erkranken als Männer. Auch zwischen West- und Ostdeutschland gibt es ein deutliches Gefälle bei den Neuerkrankungen.
Die Nervenerkrankung multiple Sklerose (MS) kommt häufiger vor als bislang angenommen. Seit dem Jahr 2010 lagen keine genauen Daten mehr vor, wie sich die Krankheitsfälle in Deutschland entwickelt haben. Inzwischen gibt es neue Zahlen. Ihnen zufolge erkrankten allein im Jahr 2015 in Deutschland knapp 13.000 Menschen neu an der Autoimmunerkrankung MS. Zu diesem Schluss kommt ein Bericht aus dem Versorgungsatlas, den das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung erstellt hat.
Für ihre Studie werteten die Forscher Abrechnungsdaten von Vertragsärzten aus. Diese umfassen alle gesetzlich versicherten Patienten, die im Untersuchungszeitraum der Jahre 2009 bis 2015 mindestens einen Arztkontakt hatten. Die Daten repräsentieren somit etwa 85 Prozent der Bevölkerung.
In diesen sieben Jahren stieg die Anzahl der Patienten, die Ärzte aufgrund von MS behandelten, um 29 Prozent kontinuierlich an. Im Jahr 2015 betrug der Anteil der MS-Patienten in der Bevölkerung 0,32 Prozent – das entspricht etwa 225.000 Betroffenen. "Damit tritt diese Erkrankung deutlich häufiger auf, als bisher angenommen wurde", schreiben die Autoren.
Im Durchschnitt erhielten bundesweit 18 von 100.000 gesetzlich Versicherten neu die Diagnose multiple Sklerose. Der Frauenanteil liegt bei fast 70 Prozent. In sämtlichen analysierten Jahren wurden Frauen rund doppelt so häufig behandelt wie Männer.
Besonders häufig erkranken Frauen zwischen dem 25. und 29. Lebensjahr an MS. Männer waren bei der Diagnose der Nervenerkrankung dagegen einige Jahre älter, nämlich zwischen 35 und 39 Jahre alt.
Interessant an den Zahlen ist, dass es große regionale Unterschiede gibt. Neurologen stellten MS bei besonders vielen Menschen in den nordwestdeutschen Bundesländern fest. Den höchsten Wert erreichte Schleswig-Holstein mit 22 Neuerkrankungen pro 100.000 Versicherten. Auch in Bremen, Niedersachsen und im Saarland fanden die Forscher hohe Raten an frisch diagnostizierten MS-Patienten. Bei vergleichsweise wenigen Menschen wurde MS in Ostdeutschland diagnostiziert. Die niedrigsten Fallzahlen ermittelten sie in Sachsen: Hier erkrankten nur 14 von 100.000 Versicherten.
Insgesamt hatten Bundesbürger aus Westdeutschland ein um 20 Prozent höheres Risiko, an MS zu erkranken, als die Menschen in Ostdeutschland. Die Gründe für diese regionalen Unterschiede sind bislang noch unbekannt.
Das Fazit der Forscher:
Quelle: Holstiege, J. et al.: Epidemiologie der Multiplen Sklerose – eine populationsbasierte deutschlandweite Studie. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (Zi). Versorgungsatlas-¬Bericht Nr. 17/09 (7.12.2017)
Inhaltlich geprüft: M-DE-00003220
*Quelle: www.onmeda.de
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