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Veröffentlicht am 30.10.2017 von Onmeda
Patienten mit multipler Sklerose dürfen und sollen sich sogar an Therapieentscheidungen beteiligen. Die Idee hinter dem Shared Decision Making: Wer die Behandlung mitverantwortet, gestaltet sie später aktiv mit und bleibt eher bei der Stange. Das zeigt ein aktueller Fachartikel.
Dass ein Arzt einem Patienten eine Behandlung einfach "überstülpt", ist – hoffentlich – längst Vergangenheit. Im Idealfall sind Ärzte und Patienten ein eingespieltes Team, um die individuell beste medizinische Behandlung auszutüfteln und diese gemeinsam zu verantworten. "Partizipative Entscheidungsfindung" oder, auf Englisch, "Shared Decision Making" nennen Ärzte dieses Vorgehen.
Dass Shared Decisicion Making gerade bei der Behandlung der mutiplen Sklerose (MS) ein Eckpfeiler sein sollte, fordert Amy Perrin Ross vom Loyola University Medical Center in Maywood (USA). "Patienten mit MS interessieren sich meist sehr für ihr eigenes Krankheitsmanagement und sind entscheidend daran beteiligt", schreibt die Autorin, eine auf multiple Sklerose spezialisierte Krankenschwester, im Fachmagazin Pracitcal Neurology. "Wir sollten sie deshalb soweit stärken, dass sie eine aktive Rolle bei ihrer Behandlung spielen können." Eine gemeinsame Entscheidungsfindung sei essenziell für eine optimale Behandlung und die Lebensqualität der MS-Patienten.
Beim Shared Decision Making kommunizieren und arbeiten Arzt und Patient eng zusammen. Sie diskutieren sämtliche Behandlungsmöglichkeiten, wägen das Für und Wider von Therapien gegeneinander ab, treffen schließlich gemeinsam eine Entscheidung über die beste Behandlung und stellen einen Behandlungsplan auf. Dieser Prozess berücksichtigt evidenzbasierte MS-Behandlungen – also die der Schulmedizin –, aber auch Umweltfaktoren, denen ein Patient ausgesetzt ist, sowie seinen persönlichen Lebensstil.
Ärzte liefern ihren Patienten Informationen über die multiple Sklerose und berichten über ihre Erfahrungswerte mit der Nervenkrankheit. Außerdem geben sie Tipps zu individuellen Risikofaktoren oder möglichen Auslösern von MS-Schüben, die es zu beachten gilt. Ein gut geschulter MS-Patient sei meist besser in der Lage, informierte Entscheidungen über seine Lebensweise zu treffen und sich angesichts einer chronisch fortschreitenden Erkrankung selbst möglichst gesund zu erhalten, schreibt Perrin Ross.
Doch ein solcher Austausch braucht Zeit – und genau dieser Faktor ist in deutschen Arztpraxen oft Mangelware. "Unabdingbar für Shared Decision Making ist es, dass Ärzte sich Zeit nehmen und den Patienten gut zuhören, damit sie deren Werte, Vorstellungen und Vorlieben besser verstehen", sagt Perrin Ross. Diese persönlichen Faktoren müssten in die Gespräche mit einfließen und bei der Therapiewahl berücksichtigt werden. "Je stärker MS-Patienten an der Entscheidungsfindung beteiligt sind, desto eher befolgen sie die vorgeschlagenen Therapien und Empfehlungen zum Lebensstil", so die Erfahrung der Autorin.
Die Therapie gemeinsam im Team anzugehen, stellt sicher, dass Patienten genügend Informationen über wirksame Behandlungen und einen gesunden Lebensstil haben. Das Team besteht für MS-Patienten am besten aus Fachleuten verschiedenster Disziplinen, zum Beispiel einem Neurologen, Physiotherapeuten, Sprachtherapeuten, Fußspezialisten, Psychiater, Urologen, Ernährungsberater oder Berufsberater. Eine Person, etwa eine Krankenschwester oder Pflegefachkraft, koordiniert alle Teammitglieder und Prozesse und begleitet den Patienten.
Auch wenn Shared Decision Making – speziell zu Beginn – zeitraubend sein kann: Je mehr sich die MS-Patienten unterstützt fühlen, desto mehr Sicherheit gewinnen sie schließlich beim Management ihrer chronischen Erkrankung. "Wir ermutigen und befähigen sie dazu, eigene Entscheidungen über ihre Behandlung und ihr gesamtes Leben zu treffen", erklärt Perrin Ross.
Quelle:
Perrin Ross, A.: Shared Decision-Making in Multiple Sclerosis Management. Practical Neurology (2017)
*Quelle: www.onmeda.de
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